Neue Geschäftsmodelle durch Breitband

In diesem Praxisbeispiel erfahren Sie, wie ein regionales Unternehmen auf Basis einer leistungsfähigen Breitbandversorgung ein neues Geschäftsfeld erschließen konnte.
Dieser Artikel war Teil der im IHK-Magazin Die Wirtschaft zwischen Alb und Bodensee im Jahr 2019 veröffentlichten Serie zum Thema Breitbandversorgung.
Die Schmieder Übersetzungen GmbH aus Fronreute-Staig bietet Dienstleistungen rund um Übersetzungen und Sprachmanagement. Dafür ist schnelles Internet wichtig – zum Beispiel für die Nutzung von Online-Redaktionssystemen in Echtzeit oder von Cloud-Lösungen.
Hierbei war Schmieder jedoch jahrelang aufgrund einer Kupferleitung mit geringer Bandbreite eingeschränkt. Im Breitband-Förderprogramm Baden-Württemberg wird der hohe Bandbreitenbedarf der Wirtschaft seit dem Jahr 2015 zwar explizit berücksichtigt. Rund eine halbe Milliarde Euro stellt das Land in der aktuellen Legislaturperiode für den Ausbau bereit, für einen flächendeckenden Ausbau wird mit Kosten von rund 7 Milliarden Euro gerechnet. Dabei verläuft der Ausbau nicht wegen knapper Mittel schleppend. Die Hürden reichen von Fallstricken im europäischen Beihilferecht über Kapazitätsengpässe im Tiefbau bis zu geringer Zahlungsbereitschaft vieler Nutzer. Vor allem aber darf der Staat den Ausbau nicht selbst in die Hand nehmen, sondern muss die Rahmenbedingungen für einen Mix aus privatwirtschaftlichem und gefördertem Ausbau schaffen.
Deshalb müssen Betriebe gerade im ländlichen Raum lange auf den Ausbau warten. Geschäftsführer Florian Schmieder weist auf die Risiken für die Wettbewerbsfähigkeit hin: „Das Ausrollen datenintensiver Services oder Produkte ist oft erst dann sinnvoll, wenn diese auch flächendeckend genutzt werden können. Hieraus entsteht der Kundennutzen, der zu der erforderlichen höheren Zahlungsbereitschaft für Breitbandanschlüsse führt. Wenn die mit diesen neuen Angeboten verbundenen Plattformen, Datenmodelle und -standards jedoch mangels flächendeckender Breitbandversorgung nicht hierzulande entstehen, sondern in Asien oder den USA, erhalten die dortigen Unternehmen einen schwer einzuholenden Vorsprung.“
Mit dem von der Gemeinde forcierten Ausbau kam dann der große Fortschritt. Heute stehen bis zu 100 MBit/s im Up- und Download zur Verfügung, ebenso die technische Basis für eine Aufrüstung auf Gigabit-Internet. Auf dieser Basis wurde bei Schmieder ein neues Terminologie-Portal geschaffen, über das die Mitarbeiter in Unternehmen weltweit Zugriff auf Fachbegriffe in allen Sprachen haben, etwa für Anleitungen oder technische Dokumente. Die Lösung wird als Software as a Service angeboten, die Server-Infrastruktur steht in Fronreute-Staig. „Ohne Glasfaser-Anbindung hätten wir das neue Produkt niemals in dieser Form umsetzen können und hätten erhebliche Wachstumspotenziale verloren“, so Florian Schmieder. „Aufgrund des Engagements der Gemeinde und der IHK konnten wir ein neues Geschäftsfeld aufbauen, das weltweit genutzt wird und uns eine Vorreiterrolle im internationalen Wettbewerb sichert. Wir wünschen uns von der Politik eine deutliche Beschleunigung des Ausbaus an allen Standorten. Denn viele Kunden oder Mitarbeiter im Homeoffice können digitale Services an ihrem Standort immer noch nur mit großen Einschränkungen nutzen.“
Können auch Sie über ein erfolgreiches Beispiel bei der Nutzung von Breitband-Internet als Basis für innovative Geschäftsmodelle berichten? Dann freuen wir uns über einen kurzen formlosen Hinweis an den genannten Ansprechpartner.