Einfach nicht zu bremsen!

Seit 30 Jahren schreibt die Variovac PS Systempack GmbH in Zarrentin am Schaalsee Erfolgsgeschichten. Der Hersteller von Verpackungsmaschinen für Food, Nonfood und medizinische Bereiche strebt danach, Weltmarktführer zu werden und ist auf dem besten Weg dahin.
Im Jahr 2024 verkaufte das Unternehmen acht Prozent mehr Maschinen. In diesem Jahr soll der Zuwachs um satte zwölf Prozent steigen. Konsequente Kundenorientierung ist ein Schlüssel dieses Erfolgs. Modernste Technologien ein anderer. Beides macht die Vision des Unternehmens aus. In 69 Ländern weltweit wissen Kunden diese Einstellung zu schätzen und setzen auf das Maschinenbauunternehmen aus Zarrentin. "Unser Erfolg basiert nicht nur auf weltweit wachsenden Märkten, sondern auch auf einem Verdrängungswettbewerb, den wir oft für uns entscheiden“, sagt Jörg Reimer, geschäftsführender Gesellschafter und Chef von aktuell 297 Mitarbeitern. Es gibt noch einen Baustein für den Erfolg. Einfachheit – oder wie es im Firmenmotto heißt: simpler. "Das ist das A und O! Was nicht verbaut ist, geht nicht kaputt. Unser Fortschritt besteht im Rückschritt – weg von immer komplexer werdenden Maschinen.“ Den Anwendern beispielsweise in Fleischfabriken ermöglicht diese Philosophie eine einfachere Bedienung und Wartung, Durchsicht und Reparatur. Perfekter Kundendienst, absolute Termintreue, eine gute Kommunikation – es sind tatsächlich Grundtugenden, die Mehrwert generieren.

Alle fünf Jahre bauliche Erweiterung

Mit 17 Angestellten war Jörg Reimer 1995 in Zarrentin gestartet. Das Unternehmen wuchs Stück für Stück. "Etwa alle fünf Jahre haben wir die Liegenschaft vergrößert und gebaut“, schmunzelt der 63-Jährige. Die jüngste Erweiterung erfolgte im März 2025. Eine zusätzliche Halle ging nach sechs Monaten Bauzeit in Betrieb. Sie bietet 1.000 Quadratmeter Nutzfläche sowie 500 Quadratmeter für Büros. "Wir nutzen die neue Halle als Ort für "Factory Acceptance Tests“, somit als Raum für den Werksabnahmetest. Die fertigen Maschinen werden hier aufgebaut. Kunden kommen aus aller Welt und nehmen ihre Aufträge ab“, erläutert Jörg Reimer. Mittlerweile empfangen die Zarrentiner täglich Gäste, um vom ersten Tag an eine ganz enge Bindung aufzubauen. Das gefällt ebenso wie der Service, um den sich eigens eingestellte Mitarbeiter hinsichtlich Präsentation und Bewirtung kümmern.

Engagement auch außerhalb der Werkhallen

Wachstum verzeichnet auch die Produktpalette von VARIOVAC. "Wir entwickeln ständig neue Modelle und überarbeiten bestehende. Erst im März dieses Jahres wurde das Baby unserer Maschinenfamilie gelauncht: also eine sehr kompakte Maschine für kleine Produktionsmengen“, verrät der Firmenchef.

Die Maschinenbauer tüfteln auch gern: Gerade haben sie einen Etikettierer selbst gebaut. Jörg Reimer engagiert sich auch außerhalb der Werkhallen. Regionale Vereine und Events profitieren vom Erfolg der Maschinenbauer. Nach Beginn des Krieges in der Ukraine initiierte er Hilfe für 130 Geflüchtete. Er bündelte die Kräfte vor Ort, organisierte Transporte, mietete Wohnungen an, finanzierte diese und sorgte für Möbel. "Wir unterstützten auch bei Registrierung, Schulanmeldung, Internetzugang, Jobsuche und Freizeitgestaltung. Einige Menschen konnten wir in unsere Produktion integrieren“, berichtet der unter anderem als Unternehmer des Jahres MV (2013) und Ehrenbürger der Stadt Zarrentin (2023) ausgezeichnete Mann. Selbstredend wirkte er in den Gremien der Industrie- und Handelskammer zu Schwerin mit – ob Vollversammlung, Außenwirtschaftsausschuss, bei der Deutschen Industrie- und Handelskammer oder als Mitglied in der Jury für die Exportpreisverleihung.
Einen maßgeblichen Anteil hatte er in seiner Funktion als IHK-Ausschussvorsitzender dabei, das Netzwerk Außenwirtschaft bei der IHK zu initiieren, dessen vornehmliche Aufgabe darin besteht, den Austausch exportorientierter Unternehmen zu fördern und ein Mentoring durch bereits erfahrenere Unternehmen und weiteren Experten anbieten zu können.
Der Mann ist offensichtlich nicht zu bremsen, auch wenn er inzwischen manche Ämter abgegeben hat. Für Jörg Reimer, der dankbar auf die gute und jederzeit auch unterstützte Entwicklung von VARIOVAC blickt, bricht jetzt eine Zeit an, etwas zurückzugeben. Im Interview verrät er, was dazu gehört.

Die Zukunft aktiv gestalten

Wie geht es für Variovac perspektivisch weiter?
Jörg Reimer: "Platz haben wir, finanzielle Möglichkeiten auch. Aber: Es gibt nicht genug Arbeitskräfte. Wir können nicht unbegrenzt automatisieren, es bleibt viel Handarbeit. Aktuell integrieren wir eine neue Firma mit weiteren 126 Mitarbeitenden in den Niederlanden in unsere Unternehmensfamilie. Einfacher wäre tatsächlich eine Erweiterung vor Ort gewesen.
Bereitet Ihnen die Unternehmensnachfolge ebenfalls Sorgen?
Jörg Reimer: Nein, da haben wir keine Probleme, weil rechtzeitig eine komplette zweite ManagementEbene etabliert wurde. Darunter agieren die Abteilungsleitungen – eine ganze Generation jünger und bereit, eines Tages aufzurücken.
Von Ihren Erfahrungen profitieren noch mehr jüngere Unternehmer?
Jörg Reimer: Da geht es um die Initiative ,Vom Newcomer zum Weltmarktführer’ – quasi ein Coaching für diverse Aufgaben im Exportgeschäft. Fragen nach dem Markteinstieg, der Absicherung, kulturellen Aspekten und vieles mehr werden beantwortet. Ich wäre froh gewesen, wenn es so etwas für uns gegeben hätte und wir uns den Tritt in manche Pfütze hätten ersparen können.
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