Umfrage: Bedarf nach Fachkräften lässt nach
IHK-Umfrage: rückläufige Personalnachfrage verdeckt anhaltenden Fachkräftemangel / gezielte Strategien zur Fachkräftesicherung in Brandenburg bilden die Grundlage für wirtschaftliches Wachstum
Der Fachkräftemangel liegt aktuell nur noch auf Platz drei der wirtschaftlichen Risiken für die Brandenburger Wirtschaft, so die Sonderauswertung zur Herbstkonjunkturumfrage der Brandenburger Industrie- und Handelskammern. 55 Prozent der Mitgliedsunternehmen empfinden ihn als Hindernis, sieben Prozentpunkte weniger als noch im Vorjahr.
„Dass fast die Hälfte der befragten Unternehmen aktuell keinen Personalbedarf hat, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass mit anziehender Konjunktur die Nachfrage auch schnell wieder steigen und das Fachkräfteproblem anwachsen wird. Gut 37 Prozent der Betriebe können ihre Stellen längerfristig nicht besetzen, im Herbst 2024 lag der Anteil noch rund 6 Prozent höher. Die Sorgen um die Verfügbarkeit und Kosten des Personals bleiben jedoch bestehen“, sagt Jens Warnken, Präsident der Industrie- und Handelskammer Cottbus stellvertretend für die Brandenburger IHKs. „Auffällig ist, dass bei den längerfristig offenen Stellen mehr Facharbeiter mit dualer Ausbildung gesucht werden als Akademiker. Aus- und Weiterbildung bleibt daher zentral für die strategische Personalplanung und ein Schlüssel zur langfristigen Lösung der Personalengpässe. Gemeinsam mit der Politik und Verwaltung arbeiten wir an der Umsetzung der Brandenburger Fachkräftesicherungsstrategie, beraten unsere Mitgliedsbetriebe umfänglich und zeigen ihnen Handlungsmöglichkeiten auf“, ergänzt Warnken.
Laut IHK-Umfrage werden Fachkräfte mit dualer Berufsausbildung in fast allen Branchen am häufigsten gesucht (58 Prozent). Das Qualifikationsniveau Fach- und Hochschulabschluss wird von den IHK-Mitgliedsunternehmen mit 30 Prozent deutlich weniger nachgefragt. Insbesondere in der Industrie und im Baugewerbe zeigt sich eine stärkere Nachfrage an qualifiziertem Personal. Das Gastgewerbe sucht am häufigsten nach Helfern. Der Bedarf an Personal ohne eine spezielle abgeschlossene Berufsausbildung z. B. zur Besetzung von Helferpositionen hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen (aktuell 38 Prozent).
Überbrückungshilfe: Beschäftigte im Rentenalter
Auch wenn der Druck auf den Arbeitsmarkt aktuell etwas nachzulassen scheint, befürchtet über die Hälfte der Unternehmen, dass der Arbeits- und Fachkräftemangel zu steigenden Arbeitskosten (63 Prozent) und einer Mehrbelastung der vorhandenen Belegschaft führt (55 Prozent). Bei größeren Unternehmen ab 50 Beschäftigten sind es sogar etwa drei Viertel der Befragten, die diese Sorgen teilen. Viele Unternehmen befürchten zudem den Verlust ihrer Handlungsfähigkeit, eine Einschränkung des Angebots oder Auftragsverluste sowie Nachfolgeprobleme und Wissensverlust. Beschäftigten im Rentenalter kommt daher zur Überbrückung des Fachkräfteengpasses eine besondere Bedeutung zu. Für die befragten Mitgliedsunternehmen sind passende Anreizsysteme (steuerlich) und eine erleichterte Weiterbeschäftigung nach Renteneintritt wichtig.
Erhöhter Mindestlohn verteuert Arbeitskosten insgesamt
Auch höhere Arbeitskosten verstärken den Druck auf die Mitgliedsbetriebe der IHK Cottbus, IHK Ostbrandenburg und IHK Potsdam. Den Kostendruck infolge des erhöhten Mindestlohns von 13,90 Euro ab Januar 2026 werden mehr als die Hälfte der Unternehmen über Preiserhöhungen direkt an die Kunden weitergeben. 16 Prozent planen sogar eine Reduktion ihrer Beschäftigtenzahl, etwa 10 Prozent werden ihr Angebot einschränken. 46 Prozent werden den Lohn auch für höhere Lohngruppen anheben, um Lohnabstand gewährleisten zu können, bei den größeren Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten sind es sogar 63 Prozent. Damit verteuern sich die Arbeitskosten weit über den Mindestlohn hinaus, da auch höhere Sozialabgaben anfallen.
In die Sonderauswertung sind die Einschätzungen von 1301 Brandenburger IHK-Mitgliedsunternehmen eingeflossen.
Die Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) ist eine Kooperation der drei Industrie- und Handelskammern im Land Brandenburg. Sie vertritt die Interessen von etwa 160.000 Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistungen.