IHK Berlin

Ausbildung in Zeiten von Corona: Ausbildungsbereitschaft bleibt hoch – Unterstützung ist notwendig

Die meisten Ausbildungsbetriebe wollen auch in der Krise weiter ausbilden, nicht alle können jedoch Corona-bedingt so viele Ausbildungsplätze anbieten wie geplant. Der Rückgang ist dabei stark branchenabhängig. 20 Prozent der Befragten können aufgrund der unsicheren Geschäftsaussichten zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschätzen, ob sie in diesem Jahr neue Azubis einstellen. Das ist eines der Ergebnisse der aktuellen IHK-Umfrage unter rund 4400 Berliner Ausbildungsunternehmen. Aktuell sind in Berlin mehrere tausend Ausbildungsplätze noch unbesetzt. Die Besetzung der offenen Stellen ist nach Angaben der Befragten ein großes Problem, da Ausbildungsmessen abgesagt wurden und die Vermittlung erst langsam wieder anläuft. Nach Ansicht der IHK Berlin braucht es deshalb zum einen finanzielle Unterstützung für Ausbildungsbetriebe in wirtschaftlichen Schwierigkeiten zum anderen aber auch kreative Lösungen wie digitale Vermittlungsangebote, um Jugendliche mit einem Ausbildungsplatz zu versorgen.
Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt in Berlin ist zweigeteilt: Während z. B. Industrie, Gesundheitswirtschaft oder Banken und Versicherungen nahezu im gleichen Umfang ausbilden wollen wie bisher, fürchten Gastgewerbe, Tourismus und die Freizeitbranche, dass sie ihre Ausbildungsaktivitäten zumindest zeitweise um rund die Hälfte reduzieren müssen.
IHK-Präsidentin Beatrice Kramm: „Betriebe, die nicht wissen, ob und wie sie diese Krise überleben, können auch nicht ausbilden. Andere Unternehmen wollen weiter ausbilden, benötigen aber krisenbedingt Unterstützung. Und wir sehen auch hier: Der Mittelstand ist nicht nur das Rückgrat der Berliner Wirtschaft, sondern stellt auch den Großteil der Ausbildungsplätze. Wer also den Mittelstand unterstützt, sichert Ausbildungsplätze und sorgt für die Fachkräfte von morgen.“
Maßnahmen könnten nach Ansicht der IHK zum Beispiel ein schnellerer Anspruch auf Kurzarbeitergeld für Azubis, eine befristete finanzielle Unterstützung zur Fortzahlung der Ausbildungsvergütung sowie Auffangmöglichkeiten für Azubis in anderen Betrieben sein. Hilfreich wäre auch ein flexibler Ausbildungsstart. Um Vertragsschließung auch nach Ausbildungsstart zu fördern, braucht es wirksame Nachvermittlungsaktionen und die Möglichkeit für einen späteren Start in das Berufsschuljahr. Dafür müssen Februar-Klassen in 2021 ausgebaut und durch neue Berufe ergänzt werden.
Eine weitere große Herausforderung für Ausbildungsbetriebe ist künftige Azubis überhaupt zu erreichen, da z.B. Ausbildungsbörsen wegen Corona abgesagt wurden und Berufsberatung sowie Vermittlung aktuell ohne persönlichen Austausch erfolgen muss.
IHK-Präsidentin Dr. Beatrice Kramm: „In den meisten Branchen werden auch in und nach der Krise wieder Fachkräfte gebraucht und Auszubildende händeringend gesucht. Deshalb mein Appell an alle: Gucken Sie in die Lehrstellenbörsen der Kammern und des Landes Berlin und bewerben Sie sich noch vor den Sommerferien auf einen betrieblichen Ausbildungsplatz!“
Auch die Passgenaue Besetzung der IHK Berlin unterstützt Unternehmen und Jugendliche weiterhin durch persönliche Beratung und Vermittlung.
Zusammenfassend gilt: Berlin muss sich für eine schnelle finanzielle Unterstützung für besonders betroffene Ausbildungsbetriebe, funktionierende virtuelle Lernangebote und eine zügige Rückkehr zum Berufsschulunterricht einsetzen. Mit Blick auf das kommende Ausbildungsjahr braucht es zudem eine rasche Wiederaufnahme der Vermittlungsaktivitäten, flexible Einstiegsmöglichkeiten in das neue Berufsschuljahr und pragmatische Lösungen zur Belebung des Ausbildungsmarktes.