Barcamp – Veranstaltungsformat für Neugierige

Die Liste der Twitternamen ist lang und man kennt sich. Wenn digitale Verbindungen sich beim Frühstück materialisieren und in einem Kaffeeplausch beginnen, ist das der Auftakt zu einem Barcamp.
Es herrscht ein angeregtes Grundrauschen beim Barcamp Düsseldorf, das ich als Teilnehmerin besuche. Nach einer Stunde sind gut hundert weitere „Camper“ eingetroffen.
Auf die Begrüßung durch die Organisatoren und Erläuterung des Ablaufs folgt die Selbstvorstellung aller einzelnen Teilnehmer mit jeweils drei Stichwörtern. Jetzt kommen die Inhalte. Das Besondere an einem Barcamp ist, dass es vorab keine klassische Tagesordnung oder einen Themenplan gibt. Auf die Frage, wer einen Vortrag, Workshop halten oder ein bestimmtes Thema diskutieren möchte, stellen sich diverse Willige in eine Reihe und dann ihr Thema – hier heißt das Session - vor. Melden sich genügend Interessierte, wird das Thema in den Sessionplan aufgenommen. Die Rheinische Post hat Räume, Technik und WLAN zur Verfügung gestellt. So können sich in den nächsten sechs Stunden des ersten Tages alle Teilnehmer an einem aus sechs Vorträgen, Diskussionen oder Workshops beteiligen. Sponsoren sorgen für Essen und Trinken und sind auch selbst als Sessionanbieter vor Ort. So läuft es. Am zweiten Tag sieht es genauso aus.
Bild: Beispiel Sessionplan
Und weil es so ist, wie es ist, spricht man bei diesem Format auch von einer Unkonferenz. Spannend ist jetzt die persönliche Auswahl und ich bekomme in den nächsten zwei Tagen viele neue Erkenntnisse unter anderem zu Erpressertrojanern, SnapChat, Corporate Blogs, PowerPoint und dem Bundesamt für Migration in den sozialen Netzwerken. Meinungen zum Thema stationärer Einzelhandel versus Onlinehandel, Zukunft des Fernsehens, Einbinden von YouTubern in Marketingaktivitäten und zum Thema Barcamp selbst.
Parallel zu den einzelnen Sessions wird mit dem Hashtag #barcamDUS getwittert. Wer sich gar nicht mit Twitter auskennt und noch keinen Twitteraccount hat, kann sich in einer Session Twitter erklären lassen. Die Veranstaltung bietet somit einen Mehrwert für jeden, der sich darauf einlässt. Ein idealer Ausgangpunkt zum weiteren Netzwerken.
Das Barcamp Düsseldorf war offen, es gibt auch thematisch eingegrenzte Barcamps. Eine Übersicht liefert die Webseite barcamp-liste.de.
Meines Wissens gab es bislang noch kein Bergisches Barcamp. Aber warum eigentlich nicht?
Hintergrund:
Der etwas eigentümlich anmutende Name ist eine Anspielung. Der Softwareentwickler Tim O`Reilly initiierte eine Veranstaltungsreihe namens FooCamp, bei der ausgewählte Personen (Friends of O'Reilly) sich zum Austausch und zur Übernachtung (Camping) trafen. Während man zur Teilnahme am FooCamp eine Einladung von O'Reilly benötigt, kann an Barcamps ohne Einladung teilgenommen werden. Mit FOO und BAR werden in der Informatik Platzhalter bezeichnet. Das erste Barcamp fand in Palo Alto (Kalifornien) 2005 in den Räumlichkeiten der Firma Socialtext statt. Gastgeber des Barcamps Düsseldorf 2016 war die Rheinische Post sowie weitere Sponsoren. Es wird ehrenamtlich organisiert. Weitere Infos unter barcampduesseldorf.de