Krise der bergischen Industrie verfestigt sich

Viele Unternehmen berichten in Konjunkturumfrage der Bergischen IHK von einer schwachen Auftragslage und Umsatzeinbußen
Im Herbst 2025 leiden zahlreiche bergische Unternehmen unter einer schwachen Auftragslage, insbesondere in der Industrie und im Großhandel. Knapp die Hälfte der Betriebe hat in diesem Jahr Umsatzeinbußen erlitten. Das geht aus der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage hervor, an der 526 Unternehmen mit 26.300 Beschäftigten teilgenommen haben.
„Die hohen Kosten für Energie und Personal schwächen die Wettbewerbsfähigkeit. Weitere Nachteile des Standorts Deutschland sind die hohe Steuer- und Abgabenbelastung sowie die überbordende staatliche Bürokratie. Die protektionistische Zollpolitik der amerikanischen Regierung belastet zudem das stark exportorientierte Verarbeitende Gewerbe im IHK-Bezirk“, fasst IHK-Präsident Henner Pasch die Kernprobleme zusammen. Lediglich 19 Prozent der Betriebe bewerten ihre wirtschaftliche Situation deshalb derzeit als gut; 48 Prozent beurteilen sie als befriedigend. Bei jedem dritten Umfrageteilnehmer laufen die Geschäfte schlecht. Der Geschäftslageindex ist weiter gesunken und liegt gegenwärtig bei minus 14,8 Punkten.
In Wuppertal und Solingen haben sich die Einschätzungen der Unternehmen zur Geschäftslage in den vergangenen vier Monaten nur geringfügig verschlechtert. Dagegen hat sich die Stimmung in der Remscheider Wirtschaft stark eingetrübt. Dies ist auch auf den weit überdurchschnittlich hohen Industrieanteil zurückzuführen.
Das wirkt sich auch auf die Erwartungen aus: Jedes vierte bergische Unternehmen befürchtet eine weitere Verschlechterung seiner Geschäftslage, nur 17 Prozent hoffen auf eine Verbesserung. Lediglich die Dienstleister blicken vorsichtig optimistisch in die Zukunft.
60 Prozent der Industriebetriebe berichten, dass ihre Produktionskapazitäten derzeit unterausgelastet sind. Dies ist der höchste Wert seit dem Herbst 2020, als die Corona-Pandemie die Industrieproduktion stark beeinträchtigte. 41 Prozent der Industriebetriebe sind deshalb mit ihrem Geschäftsverlauf unzufrieden. „Das betrifft nahezu die gesamte Bandbreite des Verarbeitenden Gewerbes. Eine Deindustrialisierung unserer Region ist deshalb mittlerweile eine sehr reale Möglichkeit“, macht der IHK-Präsident deutlich. Das zeige auch die deutlich sinkende Investitionsbereitschaft: Über die Hälfte der Industriebetriebe wollen weniger investieren.
Der Einzelhandel entwickelt sich in diesem Jahr stabil auf einem mäßigen Niveau. Im Verkehrsgewerbe halten sich die positiven und negativen Einschätzungen die Waage. Der Dienstleistungssektor bleibt ein Lichtblick für die konjunkturelle Entwicklung. Die unternehmensnahen Dienstleister spüren allerdings, dass ihre Kunden aus der Industrie massiv unter Druck stehen und weniger Aufträge erteilen.
„Es wundert deshalb nicht, dass künftig weitere Stellen wegfallen werden – vor allem in Industriebetrieben. Auch die Zahl der Ausbildungsplätze wird weiter sinken“, so Pasch. Dabei bleibt der Fachkräftemangel bestehen: Trotz der schwachen konjunkturellen Lage hat gut ein Viertel der Unternehmen Probleme, offene Stellen zeitnah zu besetzen. Dies betrifft insbesondere Arbeitsplätze, die eine duale Berufsausbildung erfordern.