IHK-MEDIENINFO NR. 39/22 VOM 13.5.2022

Krieg in der Ukraine dämpft Konjunktur

Hohe Energie- und Rohstoffpreise bereiten große Sorgen
Die aktuelle wirtschaftliche Situation im Bergischen Städtedreieck ähnelt der zu Jahresbeginn. Derzeit bewerten 32 Prozent der bergischen Betriebe ihre Geschäftslage als gut und 16 Prozent als schlecht. Mehr als die Hälfte der Unternehmen ist mit der wirtschaftlichen Lage zufrieden. Das geht aus der aktuellen Konjunkturumfrage der Bergischen IHK hervor, an der sich 512 Unternehmen mit 24.800 Beschäftigten beteiligt haben. Der Lageindex, der die Differenz der positiven und negativen Einschätzungen wiedergibt, bleibt unverändert bei plus 16 Punkten.
Allerdings sind immer mehr Unternehmen pessimistisch – jeder dritte Betrieb befürchtet, dass sich seine Geschäftslage in den nächsten 12 Monaten verschlechtern wird. „Durch den Ukraine-Krieg sind die Preise für Energie, Rohstoffe und andere Vorprodukte drastisch gestiegen. Die Betriebe können die Kostensteigerungen nicht in vollem Umfang an ihre Kunden weitergeben“, erklärt IHK-Präsident Henner Pasch. Viele Betriebe befürchten, dass die Kosten weiter steigen und die Erträge unter Druck geraten werden. „Die Versorgungslage bei Rohstoffen und anderen Vorprodukten ist nach wie vor kritisch; eine Entspannung ist derzeit nicht in Sicht. Außerdem ist ungewiss, ob die Versorgung der Industriebetriebe mit Gas im Falle eines Lieferstopps gewährleistet ist“, ergänzt IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Wenge.
Kein Wunder also, dass 83 Prozent der bergischen Betriebe den Anstieg bei den Energie- und Rohstoffpreise als ein großes Risiko für ihre wirtschaftliche Entwicklung betrachten - in der Industrie sind es sogar 96 Prozent. Dank der hohen Auftragsbestände beurteilt die Industrie ihre wirtschaftliche Situation zwar noch überwiegend positiv, viele Betriebe berichten aber weiterhin von Engpässen bei der Materialbeschaffung. Der Großhandel profitiert von der robusten Nachfrage aus Industrie und Handwerk. Der Einzelhandel spürt dagegen, dass sich viele Konsumenten wegen der gestiegenen Lebenshaltungskosten finanziell einschränken müssen. Das Verkehrsgewerbe leidet vor allem unter den drastisch gestiegenen Dieselpreisen. Im Dienstleistungssektor ist ein Aufwärtstrend erkennbar, da die Corona-Schutzmaßnahmen größtenteils zurückgenommen wurden. Einige Sparten, wie das Gastgewerbe, sind aber noch weit von ihrem Vorkrisenniveau entfernt. Die IT-Dienstleister können trotz des eklatanten Fachkräftemangels vom Digitalisierungstrend profitieren und sind daher positiv gestimmt.
Die erwartete Abkühlung der Konjunktur werde voraussichtlich auch auf dem Arbeitsmarkt ihre Spuren hinterlassen, prognostizieren die beiden IHK-Vertreter. Die bergischen Unternehmen seien seltener bereit, zusätzliche Mitarbeiter einzustellen. Der Fachkräftemangel bleibe – auch aus demographischen Gründen – ein gravierendes strukturelles Problem. „Eine weitere Verschärfung ist absehbar, da dem Ausbildungsmarkt derzeit weniger Bewerber zur Verfügung stehen als im Vorjahr. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass die Corona-Pandemie den Jugendlichen die Berufsorientierung erschwert hat“, so Pasch und Wenge abschließend.