Konjunktur im Kammerbezirk

Dreimal jährlich befragt die IHK für Oberfranken Bayreuth ihre Mitgliedsunternehmen zur Einschätzung der aktuellen und der künftigen Wirtschaftslage. Diese Befragung hat sich in den vergangenen 30 Jahren zu einem wichtigen Frühindikator für die konjunkturelle Entwicklung in Oberfranken entwickelt. Die Ergebnisse werden für den gesamten Kammerbezirk und nach Branchen ausgewertet. Die Veröffentlichung erfolgt jeweils zu Jahresbeginn, im Frühjahr und im Herbst des Jahres. Den detaillierten Bericht und Daten dazu finden Sie auf dieser Seite unter Weitere Informationen. Zudem werden weitere Auswertungen für die acht regionalen Gremien als Pressemitteilungen veröffentlich.

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Konjunktur in Zeiten der Unsicherheit

Wirtschaftlicher Aufschwung nicht in Sicht

Die Konjunkturbefragung der IHK für Oberfranken Bayreuth zeigt zum Start in das Sommerhalbjahr entgegengesetzte Entwicklungen bei den Bewertungen der aktuellen Geschäftslage und den Geschäftserwartungen. Während die Lagebewertung erneut leicht nachgibt, hellen sich die Erwartungen für die folgenden zwölf Monate deutlich auf. Doch diese optimistischere Grundstimmung im Kammerbezirk der IHK für Oberfranken Bayreuth lässt sich als eher diffus bezeichnen und spiegelt sich nicht in der erwarteten Auftragslage und konkreten Plänen der Unternehmen wider. So sind sowohl die Investitionsplanungen im Inland als auch die erwartete Beschäftigtenentwicklung weiterhin mehr als verhalten. Aufgrund der verbesserten Geschäftserwartungen steigt der IHK-Konjunkturklimaindex um 3 Punkte und liegt nun bei einem Wert von 96.
Die Wirtschaft in Oberfranken befindet sich bereits seit einiger Zeit in Schieflage. Diverse strukturelle Herausforderungen und geopolitische Spannungen belasten die Konjunktur erheblich. Hinzu kommen im Frühjahr Handelskonflikte mit den USA und Unsicherheiten bezüglich der politischen Entwicklungen in Deutschland, welche die Gesamtsituation weiter erschweren. Vor diesem Hintergrund gibt die Bewertung der aktuellen Geschäftslage in der Konjunkturbefragung der IHK für Oberfranken Bayreuth zum zweiten Mal in Folge leicht nach. 25 Prozent der befragten Unternehmen im Kammerbezirk bewerten im Frühjahr ihre aktuelle Geschäftslage als gut, 46 Prozent als befriedigend und 30 Prozent als schlecht. Aus der Differenz der guten und schlechten Bewertungen ergibt sich ein Saldo von -5 für die aktuelle Geschäftslage.
Unterschiede zwischen den Branchen in der Bewertung der Geschäftslage bleiben weiter bestehen. Während die aktuelle Lage im Saldo in der Dienstleistungsbranche und im Baugewerbe als gut eingeschätzt wird, überwiegen in der Industrie, dem Großhandel und dem Tourismus die negativen Stimmen. Im Einzelhandel halten sich positive und negative Bewertungen die Waage.
Entsprechend der aktuell angeschlagenen konjunkturellen Lage schätzen die Unternehmen das Auftragsvolumen der vergangenen sechs Monate sowohl im Inland als auch im Ausland kritisch ein. Annährend die Hälfte der Unternehmen berichten von gesunken Umsätzen im Inland (46 Prozent), wohingegen ein knappes Fünftel ein gestiegenes Auftragsvolumen zu Protokoll gibt (19 Prozent). Auch die Auftragslage im Ausland wird als rückläufig bewertet und das durchweg für die unterschiedlichen Auslandsmärkte. Zudem gibt über ein Drittel der oberfränkischen Unternehmen an, in den vergangenen sechs Monaten unzureichend ausgelastete gewesen zu sein (36 Prozent). Ein Branchenvergleich zeigt, dass Dienstleistungsunternehmen eine bessere Auslastung aufweisen.

Allgemeine Erwartungen verbessert, doch weitere Aussichten trüb

Entgegen der aktuellen Lagebewertung hellen sich die Geschäftserwartungen für die folgenden zwölf Monate auf. 21 Prozent der befragten Unternehmen im Kammerbezirk erwarten, dass sich ihre Geschäftslage verbessern wird. 55 Prozent, und damit mehr als jedes zweite Unternehmen, rechnen mit einer gleichbleibenden Geschäftslage. Einer Verschlechterung sehen 24 Prozent entgegen. Im Saldo steigen die Erwartungen damit im Vergleich zum Jahresbeginn um neun Punkte (Saldo von -3 im Vergleich zu -12). Diese Entwicklung hin zu positiveren Erwartungen findet in fast allen der betrachteten Branchen statt. Im Baugewerbe, der Dienstleistungsbranche und im Tourismus überwiegen zum Start in den Sommer gar die positiven Stimmen.
Trotz der optimistischeren Grundstimmung zeigt ein detaillierter Blick auf das erwartete Auftragsgeschehen, dass die oberfränkischen Unternehmen weiterhin eher mit sinkenden als steigenden Aufträgen im In- und Ausland rechnen. Positive Impulse, die zu Jahresbeginn noch für Nordamerika erwartet wurden, sind, wohl aufgrund der Handelskonflikte mit den USA, verpufft. Zudem zeigen sich die Unternehmen bei konkreten Planungen für die folgenden zwölf Monate deutlich zurückhaltend. So sind die Aussichten bezüglich der Investitionen im Inland ähnlich trüb wie zu Jahresbeginn. Während 17 Prozent der Unternehmen erwarten, dass Investitionen im Inland steigen werden, rechnen 26 Prozent mit rückläufigen Investitionen. Ein Viertel der Befragten gibt weiterhin an, keinerlei Investitionen zu tätigen. Noch etwas tiefer in den negativen Bereich rutschen die Prognosen zur Beschäftigtenzahl am Standort. Etwa ein Viertel der Befragten erwartet für die folgenden zwölf Monaten eine sinkende Belegschaft (24 Prozent). Mit einer wachsenden Beschäftigtenzahl rechnen lediglich 11 Prozent. Einen Sonderfall stellt die Dienstleistungsbranche dar. Diese zeigt sich mit einer jeweils ausgeglichenen Bewertung bei den geplanten Inlandsinvestitionen und bei der vorhergesagten Beschäftigtenentwicklung deutlich optimistischer.
Angesichts der verhaltenen Aussichten und Planungen für die folgenden zwölf Monate lässt die positivere Grundstimmung der oberfränkischen Wirtschaft einen gewissen Zweckoptimismus vermuten. Dieser beruht wohl zum Teil auf der Hoffnung auf einen klareren wirtschaftspolitischen Kurs der neuen Bundesregierung sowie auf positiven Impulsen durch das angekündigte Investitionspaket.

Aktuelle Unsicherheiten bei Unternehmen immens

Dass die aktuelle Situation für viele Unternehmen von großen Unsicherheiten und Risiken geprägt ist, verdeutlicht ein Blick auf die Einschätzung der größten Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung der Unternehmen. Ausgenommen der Energie- und Rohstoffpreise verzeichnen alle erfragten Risikofaktoren eine zunehmende Bedeutung. Dabei befindet sich sowohl die Inlandsnachfrage als auch die Arbeitskosten mit 64 bzw. 59 Prozent Nennung auf noch nie beobachteten Höchstwerten der Zeitreihe. Auch die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen erreichen mit 66 Prozent Nennungen fast ihr bisheriges Maximum. Der Fachkräftemangel, welcher aufgrund der angeschlagenen konjunkturellen Lage zuletzt an Brisanz verloren hat, wird wieder als größeres Risiko erachtet.
Zudem besteht Unsicherheit, wie sich das Infrastrukturpaket und die Lockerung der Schuldenbremse sowie die US-Zollpolitik auf die Gesamtwirtschaft und speziell auf das eigene Unternehmen auswirken wird. Zusatzfragen verdeutlichen, dass ein gutes Drittel der Befragten erwartet, dass die Lockerung der Schuldenbremse mittelfristig zu einer Verbesserung der allgemeinen Wirtschaftslage führen wird (36 Prozent). 19 Prozent rechnen damit, dass diese mit steigenden Aufträgen für das eigene Unternehmen einhergehen wird. Doch ebenso ein gutes Drittel der Befragten ist sich über die konkreten Auswirkungen (noch) unklar (36 Prozent). Einige Unternehmen erwarten außerdem eher negative Effekte, wie steigende Zinsen und Einkaufspreise. Bei Industrie- und Handelsunternehmen herrscht zudem Unsicherheit über die Auswirkungen der US-Zollpolitik. Etwa gleich groß sind die Gruppen der Befragten, die negative Auswirken für die eigene Geschäftstätigkeit erwarten, die dies nicht annehmen und die sich über die Folgen unklar sind bzw. diese nicht abschätzen können.
Um diese aktuell bestehenden Unsicherheiten schnellstmöglich zu reduzieren ist es für die oberfränkischen Unternehmen nun von entscheidender Bedeutung, dass zeitnah eine handlungsfähige Regierung gebildet wird. Nur so kann die notwendige Planungssicherheit zurückkehren und stabile Rahmenbedingungen für wirtschaftliches Handeln in der Region gewährleistet werden.