Konjunktur im Kammerbezirk

Dreimal jährlich befragt die IHK für Oberfranken Bayreuth ihre Mitgliedsunternehmen zur Einschätzung der aktuellen und der künftigen Wirtschaftslage. Diese Befragung hat sich in den vergangenen 30 Jahren zu einem wichtigen Frühindikator für die konjunkturelle Entwicklung in Oberfranken entwickelt. Die Ergebnisse werden für den gesamten Kammerbezirk und nach Branchen ausgewertet. Die Veröffentlichung erfolgt jeweils zu Jahresbeginn, im Frühjahr und im Herbst des Jahres. Den detaillierten Bericht und Daten dazu finden Sie auf dieser Seite unter Weitere Informationen. Zudem werden weitere Auswertungen für die acht regionalen Gremien als Pressemitteilungen veröffentlich.

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Der große Aufschwung lässt auf sich warten

Unternehmen benötigen Wirtschaftswende

Zum Auftakt des Winterhalbjahres deuten sich für die oberfränkische Wirtschaft lediglich geringe Anzeichen einer konjunkturellen Erholung an. Laut der Ergebnisse der Konjunkturbefragung der IHK für Oberfranken Bayreuth im Herbst 2025 schätzen die Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage etwas besser ein als im Frühjahr. Nun halten sich positive und negative Stimmen in etwa die Waage. Entgegengesetzt ist jedoch die Entwicklung bei den Geschäftserwartungen. Während sich diese zu Beginn des Sommerhalbjahrs auf leichtem Erholungskurs befanden, lassen sie jetzt wieder deutlich nach. Der IHK-Konjunkturklimaindex, welcher die Bewertungen der Geschäftslage und der Geschäftserwartungen miteinander verknüpft, pendelt sich auf einem niedrigen Niveau ein und liegt bei 94 Punkten. Die anhaltend schwache Konjunktur der letzten Jahre macht deutlich, dass Deutschland dringend eine Wirtschaftswende benötigt, um aus der Krise wieder herauszufinden.
Dass die oberfränkische Konjunktur nach dem Sommer nicht mit Kraft durchstarten kann, kommt nicht unerwartet. So haben sich die Ausgangsbedingungen für die Wirtschaft in den vergangenen Monaten nicht umfassend verbessert. Unternehmen sehen sich weiterhin mit hohen Kosten, einer schwachen Nachfrage und vielfältigen bürokratischen Hürden konfrontiert. Zusätzlich hemmen geopolitische Krisen und eine anhaltende Unsicherheit bezüglich der US-amerikanischen Handelspolitik die Konjunktur.
In der Herbst-Konjunkturbefragung der IHK für Oberfranken Bayreuth bewerten 26 Prozent der Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage als positiv. 47 Prozent schätzen ihre Lage als befriedigend ein, 27 Prozent als schlecht. Im Saldo ergibt sich daraus eine annähernd ausgeglichen Lagebewertung für den Kammerbezirk. Das stellt eine leichte Verbesserung zur Frühjahrsbefragung dar.
Trotz der ausgeglichenen Lagebewertung wird das Auftragsgeschehen für die vorangegangenen sechs Monaten von den Befragten mehrheitlich als rückläufig klassifiziert. Von dieser Entwicklung sind sowohl das Auftragsvolumen im In- und Ausland sowie die verschiedenen regionalen Auslandsmärkte betroffen.
Wie bereits in den vergangenen Befragungen wird die aktuelle Stimmung in den oberfränkischen Branchen unterschiedlich eingeschätzt. Während sich die Situation in der Industrie sowie im Groß- und Einzelhandel deutlich negativ darstellt, ist der Dienstleistungssektor merkbar positiver gestimmt. Auch im Baugewerbe und im Tourismus überwiegen, zum Teil auch saisonbedingt, positive Antworten die negativen. Die Lagebewertung spiegelt sich auch in der Kapazitätsauslastung der Branchen wider. Industrieunternehmen berichten mehrheitlich von einer unzureichenden Auslastung. In der Dienstleistungsbranche, dem Baugewerbe und dem Tourismus ist die Auslastung der Kapazitäten besser und wird im Saldo positiv bewertet.

Frühjahrszuversicht weicht Ernüchterung

Der Blick auf die kommenden zwölf Monate zeigt, dass sich oberfränkische Unternehmen auf einen herausfordernden Winter einstellen. 13 Prozent der befragten Unternehmen im Kammerbezirk der IHK für Oberfranken Bayreuth rechnen mit einer Verbesserung ihrer Geschäftslage. Eine Verschlechterung erwarten mit 25 Prozent fast doppelt so viele. 62 Prozent gehen von einer gleichbleibenden Geschäftslage aus. Damit notiert der Saldo der Geschäftserwartungen deutlich im negativen Bereich. Die optimistischere Grundstimmung, welche im Frühjahr zu verzeichnen war, hat keine nachhaltige Wirkung entfaltet. Der Vertrauensbonus, den die neue Regierung erhalten hatte, scheint im Laufe des Sommers aufgebraucht worden zu sein.
Ein Branchenvergleich zeigt, dass in den meisten Wirtschaftszweigen Oberfrankens eine Eintrübung der Geschäftslage innerhalb der nächsten zwölf Monate erwartet wird. Von dieser Entwicklung ausgenommen ist die Industrie. Hier gehen ähnlich viele Befragte von einer Verbesserung ihrer Lage wie von einer Verschlechterung aus. Dieses Ergebnis kann als erstes Anzeichen dafür gedeutet werden, dass die Industrie den konjunkturellen Tiefpunkt für erreicht hält.
Nahezu unverändert sind die Investitionsplanungen der Unternehmen im Inland für die folgenden zwölf Monate. Während 18 Prozent mit steigenden Investitionen im Inland rechnen, gehen 25 Prozent von rückläufigen Investitionen aus. Weitere 24 Prozent geben an, keinerlei Investitionen zu tätigen. Immerhin im Saldo leicht positiv sind die Investitionsplanungen der Dienstleistungsbranche.
In zunehmendem Maß kritisch werden die unternehmerischen Vorhersagen zur Beschäftigtenentwicklung. Gut jedes vierte Unternehmen (26 Prozent) rechnet mit einer sinkenden Belegschaft am Standort. Einem Beschäftigtenaufbau sehen nur 8 Prozent entgegen.

Anzeichen positiver Entwicklungen im Ausland

Oberfränkische Unternehmen erkennen neue Möglichkeiten auf ausländischen Märkten für die folgenden zwölf Monate. Gemäß der Konjunkturbefragung rechnen zwar mehr Befragte mit einem insgesamt rückläufigen als steigenden Auftragsvolumen im Ausland, doch werden positive Impulse auf ausgewählten Auslandsmärkten vorhergesehen. Sowohl für den Raum Süd- und Mittelamerika als auch für die Region Asien und Pazifik (ohne China) prognostizieren Unternehmen ein im Saldo steigendes Auftragsvolumen. Für den Raum Afrika, Nah- und Mittelost halten sich immerhin positive und negative Auftragserwartungen die Waage.
Ein Blick auf die unternehmerischen Prognosen zu den Auslandsinvestitionen unterstreicht dieses Ergebnis. Insgesamt rechnen etwas mehr Befragte mit steigenden als sinkenden Investitionen im Ausland (10 im Vergleich zu 8 Prozent).
Diese Entwicklung stellt eine Chance für die die Geschäftstätigkeit einzelner Unternehmen im Ausland durch eine geographische Diversifizierung und eine geringere Abhängigkeit von den USA dar. Für Deutschland birgt dieser Trend jedoch die Gefahr, dass sich die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland weiter verringert.

Wirtschaftsaufschwung braucht Reformen

Angesichts der anhaltenden Konjunkturschwäche muss vorrangig die Frage geklärt werden, wie die deutsche Wirtschaft aus der Krise herausgeführt werden kann. Eine Analyse der aus Unternehmenssicht größten Risiken für deren wirtschaftliche Entwicklung zeigt auf, dass eine Wirtschaftswende dringend erforderlich ist.
Seit dem Frühjahr 2025, als die Unsicherheit bei den Unternehmen groß war, aber auch die Hoffnung in die neue Regierung beträchtlich, haben sich die Einschätzungen der Unternehmen nicht drastisch verändert. Bei den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen fand nur eine leichte Verbesserung statt. Noch immer 62 Prozent der Befragten sehen darin ein Risiko für die eigene wirtschaftliche Entwicklung. Auch die Inlandsnachfrage und der Fach- und Arbeitskräftemangel haben im Laufe des Sommers nur leicht an Brisanz für die Unternehmen verloren.
Entgegengesetzt ist zudem die Entwicklung bei den Arbeitskosten. 60 Prozent der Befragten sehen mittlerweile in den Arbeitskosten eine wirtschaftliche Gefahr. Damit erreicht dieser Risikofaktor sein bisheriges Maximum. Dieser Trend könnte sich zudem verstärken. So rechnet eine Mehrheit der Befragten zukünftig mit steigenden Arbeitskosten infolge des Arbeits- und Fachkräftemangels sowie der Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns.
Ein von der Regierung angekündigter „Herbst der Reformen“ ist daher aus Unternehmenssicht dringend angeraten. Ohne umfassende strukturelle Reformen wird Deutschland ein nachhaltiger konjunktureller Aufschwung vermutlich nicht gelingen.