Konjunktur im Kammerbezirk

Dreimal jährlich befragt die IHK für Oberfranken Bayreuth jeweils rund 1.500 Unternehmer zur Einschätzung der aktuellen und der künftigen Wirtschaftslage. Diese Befragung hat sich in den vergangenen 30 Jahren zu einem wichtigen Frühindikator für die konjunkturelle Entwicklung in Oberfranken entwickelt. Die Ergebnisse werden für den Kammerbezirk und seine acht regionalen Gremien ausgewertet.

Anmeldung zur IHK-Konjunkturumfrage

Wenn die Wirtschaftspolitik zum Bremsklotz wird

Oberfränkische Wirtschaft gerät zusehends unter Druck
Die Stimmung in der oberfränkischen Wirtschaft ist zum Start ins neue Jahr mehr als verhalten. In der Konjunkturumfrage der IHK für Oberfranken Bayreuth verschlechtert sich die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage. Die Erwartungen bleiben tief im negativen Bereich. Die Gründe für die vielerorts angespannte konjunkturelle Lage sind vielschichtig und nicht an einem Punkt festzumachen: die schwächelnde Weltkonjunktur setzt der exportorientierten oberfränkischen Wirtschaft ebenso zu, wie eine geringe Inlandsnachfrage. Hinzu kommt eine stetig zunehmende Unzufriedenheit mit den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen am Standort Oberfranken. Der IHK-Konjunkturklimaindex sinkt unter diesen Umständen um zwei Punkte und notiert zu Jahresbeginn bei 89 Punkten.

Zwei Drittel der Unternehmen stufen die Wirtschaftspolitik als Risiko ein

Die Nennungen der betrieblichen Risiken zeigen auf, dass Unternehmen diverse Herausforderungen gleichzeitig bewältigen müssen. Hohe Energie- und Rohstoffpreise, ungünstige wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen, der Fachkräftemangel, und eine schwache Nachfrage im In- und Ausland lasten auf vielen Betrieben. Besonders bedenklich stimmt, dass die bundesdeutsche und europäische Wirtschaftspolitik bei Unternehmen zunehmend zum Problem wird. Während bis Mitte letzten Jahres die Energie- und Rohstoffpreise den Unternehmen mit Abstand die größten Sorgen bereiteten, steigt die Nennung der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen stetig an und liegt nun gleichauf. Zwei Drittel der befragten Unternehmen sehen in den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen einen Risikofaktor für die eigene wirtschaftliche Lage.
Die Wirtschaft in Oberfranken braucht ein klares politisches Bekenntnis zu einer verlässlichen und auf Wachstumschancen ausgerichteten Wirtschaftspolitik, ein Ende der überbordenden Bürokratie sowie Planungssicherheit und Transparenz. Nur mit einer grundlegenden Kurskorrektur kann bei der Wettbewerbsfähigkeit wieder Boden gut gemacht werden.

Aktuelle Lage verschlechtert sich

24 Prozent der befragten Unternehmen im Kammerbezirk der IHK für Oberfranken Bayreuth beurteilen ihre aktuelle Geschäftslage als gut, genauso viele bewerten sie als schlecht. Der Abwärtstrend der Wirtschaftslage setzt sich damit weiter fort. Doch während im Herbst 2023 die Lage im Saldo insgesamt noch als positiv bewertet wurde, ist dies zum Anfang des Jahres nicht mehr der Fall. Eine mit der aktuellen Situation vergleichbar schlechte wirtschaftliche Lage war, ausgenommen der Phase der Corona-Krise, zuletzt im Januar 2010 im Rahmen der Euro- und Finanzkrise zu verzeichnen. Der Gesamtbeurteilung der wirtschaftlichen Lage liegen jedoch sehr unterschiedliche Situationen in den einzelnen Branchen zu Grunde. Als besonders kritisch wird die aktuelle Geschäftslage in der Industrie und dem Großhandel eingeschätzt. Besser und im Saldo positiv beurteilen Befragte aus dem Baugewerbe, dem Einzelhandel und der Dienstleistungsbranche ihre aktuelle wirtschaftliche Lage. Zunehmend eine Sonderposition in der oberfränkischen Wirtschaft nimmt die Dienstleistungsbrache ein. Hier liegt die Geschäftslage im Saldo deutlich im positiven Bereich.
Durchgängig schlechte Umsatzentwicklungen
Konsens herrscht bezüglich der Umsatzentwicklung im Inland. So berichten in allen Branchen mehr Befragte von gesunkenen Umsätzen als von gestiegenen. In besonderem Maße sind davon die Industrie, das Baugewerbe und der Großhandel betroffen. In diesen Branchen verzeichnen über die Hälfte der befragten Unternehmen einen Umsatzrückgang. In der Industrie berichten zudem über 40 Prozent der Befragten von nicht ausreichend ausgelasteten Kapazitäten. Das in Summe getrübte Bild zeigt sich ebenso bei der Umsatzentwicklung im Ausland. Knapp 50 Prozent der im Ausland geschäftstätigen Unternehmen verzeichnen in den vergangenen sechs Monaten gesunkene Auslandsumsätze. Von dieser Entwicklung sind die Geschäfte in allen Weltregionen betroffen. Hervorzuheben sind Nordamerika und China, wo sich die Situation seit Herbst 2023 nochmal sichtlich verschlechtert hat.

Erwartungen bleiben frostig

Die Prognose der befragten Unternehmerinnen und Unternehmer für das Jahr 2024 ist pessimistisch. Nur 15 Prozent rechnen mit einer Verbesserung der Geschäftslage in den kommenden zwölf Monaten. Mit einer Verschlechterung kalkulieren hingegen 35 Prozent. Die weiteren 50 Prozent gehen von keiner größeren Veränderung der eigenen betrieblichen Situation aus. Damit verändern sich die Erwartungen im Kammerbezirk im Vergleich zur Herbstumfrage nicht signifikant und der Saldo verbleibt deutlich im negativen Segment. Besonders skeptisch fällt die Prognose im Groß- und Einzelhandel sowie im Tourismus aus. Etwas zuversichtlicher – dennoch negativ – sind die Industrie und der Dienstleistungssektor gestimmt.
Dieser Einschätzung folgend rechnen knapp 40 Prozent der Firmen mit einer rückläufigen Umsatzentwicklung für die inländischen Geschäfte. Ein Umsatzplus erwarten hingegen nur 17 Prozent. Dabei sind die Erwartungen im Groß- und Einzelhandel, im Tourismus und im Bausektor noch pessimistischer mit zum Teil knapp 50 Prozent der Befragten, die mit Umsatzrückgängen rechnen. Besser als das Gesamtergebnis, ohne dabei den negativen Bereich zu verlassen, kalkulieren die Industrie und die Dienstleistungen. Und auch auf dem internationalen Parkett rechnen die befragten Unternehmen nicht mit einer Entspannung der Situation oder neuen Impulsen für das Exportgeschäft. Einzig nicht rückläufiger Absatzmarkt soll nach Prognosen der oberfränkischen Betriebe Nordamerika sein. Für alle anderen Teilregionen der Welt werden rückläufige Umsätze erwartet.
Rückläufige Investitionsneigung und Beschäftigtenplanung
Die zahlreichen Herausforderungen einerseits und die schwächelnde Nachfrage auf der anderen Seite führen auch zu einer rückläufigen Investitionsneigung in der oberfränkischen Wirtschaft. 29 Prozent planen ihre Inlandsinvestitionen zu senken. Hinzukommen 26 Prozent, die keine Investitionen tätigen wollen. Eine Zunahme des Investitionsvolumens in den anstehenden Monaten planen hingegen nur noch 17 Prozent der Unternehmen. Ein Trend zur Teil- oder Vollverlagerung ins Ausland geht aus den aktuellen Zahlen jedoch nicht hervor.
Auch die Beschäftigtenplanungen für das Jahr 2024 lassen den Ernst der Lage erkennen. Nur noch 10 Prozent der Betriebe planen mit einem Beschäftigtenaufbau. Eine Reduzierung des Personalbestandes befürchtet hingegen ein Viertel aller Unternehmen. Damit könnte sich der leichte Beschäftigtenrückgang im Jahr 2023 in diesem Jahr verstetigen.