Konjunktur im Kammerbezirk
Dreimal jährlich befragt die IHK für Oberfranken Bayreuth ihre Mitgliedsunternehmen zur Einschätzung der aktuellen und der künftigen Wirtschaftslage. Diese Befragung hat sich in den vergangenen 30 Jahren zu einem wichtigen Frühindikator für die konjunkturelle Entwicklung in Oberfranken entwickelt. Die Ergebnisse werden für den Kammerbezirk und seine acht regionalen Gremien ausgewertet.
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Oberfränkische Wirtschaft auf Standby
Impulse für das neue Jahr bleiben aus
Zu Beginn des neuen Geschäftsjahrs 2025 ist ein geringfügiger Rückgang der wirtschaftlichen Stimmung im Kammerbezirk der IHK für Oberfranken Bayreuth festzustellen. So hat sich die Bewertung der aktuellen Geschäftslage verschlechtert und liegt nun im leicht negativen Bereich. Neben der Industrie und dem Großhandel sind nun auch der Einzelhandel und der Tourismus von der angespannten Lage betroffen. Als stabil positiv erweist sich die Situation in der Dienstleistungsbranche und im Baugewerbe. Die Geschäftserwartungen für die kommenden zwölf Monate rangieren unverändert im negativen Bereich. Die dringend benötigten Investitionsimpulse lassen auf sich warten. Aufgrund der schlechteren Lagebeurteilung sinkt der IHK-Konjunkturklimaindex um 2 Punkte auf einen Wert von 93.
Als frostig lässt sich das konjunkturelle Klima in der oberfränkischen Wirtschaft zum Start in das neue Geschäftsjahr bezeichnen. Die zahlreichen strukturellen Herausforderungen sowie geopolitischen Konflikte, welche das vorangegangene Jahr prägten, setzen sich fort und belasten die Konjunktur auch zu Beginn des neuen Jahres. Zudem führt die angespannte politische Lage in Deutschland, welche durch den Bruch der Regierungskoalition und eine vorgezogene Bundestagswahl weiter verstärkt wurde, zu Verunsicherung.
Unter diesen ungünstigen Rahmenbedingungen bewerten 25 Prozent der befragten Unternehmen der IHK für Oberfranken Bayreuth ihre aktuelle Geschäftslage als gut. 48 Prozent stufen diese als befriedigend ein, 27 Prozent als schlecht. Die Lagebewertung rutscht nun mit einem Saldo von -2 von zuletzt +4 in den leicht negativen Bereich. Unverändert trüb sind die Geschäftserwartungen der oberfränkischen Unternehmen. Für das kommende Geschäftsjahr rechnen 15 Prozent der Befragten mit einer Verbesserung ihrer Lage, 57 Prozent mit einem Gleichbleiben und 27 Prozent mit einer Verschlechterung (Saldo -12).
Der IHK-Konjunkturklimaindex, das geometrische Mittel aus der aktuellen Lagebeurteilung und den Geschäftserwartungen, sinkt auf 93 Punkte. Damit wird die Wachstumsschwelle von 100 Punkten das fünfte Mal in Folge nicht überschritten. So lange unter dieser Marke bewegte sich der Index zuletzt in den Jahren 2001 bis 2003. Eine Zeit, in der auf die angeschlagene Wirtschaftssituation mit Reformen reagiert wurde. Auch aktuell dürfte ein robustes Wirtschaftswachstum mittelfristig ohne umfassende Reformen nicht mehr zu erreichen sein.
Unterschiede zwischen den Branchen bleiben bestehen
Die Spaltung in der oberfränkischen Wirtschaft, welche sich im vergangenen Jahr aufgetan hat, setzt sich weiter fort. Während die Dienstleitungsbranche und das Baugewerbe ihre aktuelle Lage im Saldo stabil positiv einschätzen, wird die Geschäftslage in der Industrie zu Jahresbeginn überwiegend negativ und nochmals schlechter beurteilt als im Herbst 2024. Weiterhin negativ bewertet der Großhandel seine aktuelle Lage. Doch nun hat eine Verschlechterung der Geschäftslage auch im Einzelhandel und im Tourismus Eingang gefunden. Im Herbst noch im Saldo als positiv eingestuft, halten sich jetzt im Einzelhandel positive Stimmen nur noch die Waage mit negativen. Wie häufig zu Jahresbeginn, weist zudem die Tourismusbranche saisonbedingt eine im Saldo negative Geschäftslage auf.
In der Dienstleistungsbranche und im Baugewerbe blicken die Unternehmen zudem mit mehr Zuversicht auf ihre Geschäftserwartungen als in den anderen Branchen. Dieses Ergebnis lässt vermuten, dass eine positive Lage in diesen Branchen im Jahresverlauf Bestand haben könnte.
Ausblick der Unternehmen auf das kommende Geschäftsjahr verhalten
Die weiteren Perspektiven für das kürzlich gestartete Geschäftsjahr sind von Vorsicht geprägt. So erwarten mehr oberfränkische Unternehmen, dass Ihr Auftragsvolumen im Inland in den folgenden zwölf Monaten sinken als steigen wird. Eine positive Entwicklung zeigt sich allerdings in der Industrie bezüglich ihres erwarteten Auftragsvolumens im Ausland. Hier gehen mittlerweile etwas mehr betroffene Befragte von steigenden als sinkenden Aufträgen aus (22 im Vergleich zu 20 Prozent). Eine Betrachtung der unterschiedlichen Auslandsmärkte zeigt, dass Impulse im Raum Asien und Pazifik (ohne China) sowie in Nordamerika erwartet werden. Die erneute Wahl von Trump zum Präsidenten scheint die Aussichten auf dem nordamerikanischen Markt somit kaum beeinträchtigt zu haben.
Bezüglich der zukünftigen Beschäftigtenzahl rechnen 21 Prozent der befragten Unternehmen damit, dass ihre Belegschaft am Standort sinken wird, während 11 Prozent einem Beschäftigtenwachstum entgegensehen. Zu großen Teilen kann die abnehmende Beschäftigtenentwicklung auf die angespannte konjunkturelle Lage zurückgeführt werden. So gaben in einer Zusatzfrage knapp dreiviertel der betroffenen Unternehmen an, dass Personalabbau Grund für die erwartete Beschäftigungsabnahme sei. Das restliche Viertel berichtete, dass offene Stellen nicht nachbesetzen werden können.
Nochmal verhaltener als im vergangenen Herbst sind Planungen der Unternehmen zu dringend benötigten Investitionen im Inland. Insgesamt rechnen 25 Prozent der Befragten mit sinkenden, 17 Prozent mit steigenden Investitionen. Dazu kommen 22 Prozent, welche gar keine Investitionen im Inland tätigen. Ersatzbeschaffung wird mit 68 Prozent als Hauptmotiv für geplante Investitionen im Inland genannt. Kapazitätserweiterung und Produktinnovation liegen mit 18 bzw. 26 Prozent Nennungen deutlich dahinter. Insgesamt planen nur wenige Befragte Investitionen im Ausland. Ein Blick auf die Antworten dieser kleinen Gruppe zeigt jedoch, dass als Zielregionen für Investitionen vor allem die Eurozone und an zweiter Stelle Nordamerika und China genannt werden. Kritisch ist zudem, dass fast ein Viertel dieser Befragtengruppe berichtet, dass im Zuge von Auslandsinvestitionen Teilverlagerungen der Kapazitäten aus dem Inland geplant seien.
Vielfältiger Handlungsbedarf
Eine große zu lösende Frage für die neue Regierung wird sein, wie die Wirtschaft in Deutschland wieder Tritt finden kann. Eine Analyse der größten Risiken, die Unternehmen für ihre wirtschaftliche Entwicklung sehen, bietet wichtige Erkenntnisse und zeigt, an welchen Stellschrauben aus Sicht der Unternehmen gedreht werden muss. Als zunehmend belastend bewerten die Unternehmen die geringe Inlandsnachfrage (62 Prozent Nennung) sowie die Arbeitskosten (57 Prozent Nennung). Die hohen Energie- und Rohstoffpreise haben zwar in den letzten beiden Jahren an Brisanz verloren, doch werden sie von 58 Prozent der Befragten als Risiko eingestuft. Kritisch sind zudem die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen für Unternehmen (63 Prozent Nennung), welche sich in ihrer Nennung seit einem Jahr auf einem Allzeithoch befinden. Der Fachkräftemangel jedoch hat im Zeitverlauf aufgrund der schlechteren Wirtschaftslage an Dringlichkeit verloren.