Elektromobilität in Tschechien: Wie läuft es bei den Nachbarn?

Die Elektromobilität in Tschechien verzeichnet eine kontinuierliche, wenn auch im europäischen Vergleich moderate Entwicklung. Trotz struktureller Herausforderungen weist der Markt wachsende Potenziale auf, insbesondere für ausländische Investoren und Unternehmen.
Im Jahr 2024 wurden in Tschechien rund 10.000 batterieelektrische Fahrzeuge neu zugelassen, was einem Wachstum von 63 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Dennoch bleibt der Marktanteil von Elektrofahrzeugen mit 4,7 Prozent im gesamteuropäischen Vergleich weiterhin gering.

Politische Rahmenbedingungen und staatliche Förderungen

Die tschechische Regierung hat die wirtschaftlichen und ökologischen Vorteile der Elektromobilität erkannt und setzt gezielte Maßnahmen zur Marktförderung um. Eine Leuchtturm-Initiative ist die seit 2021 geltende Befreiung von Elektrofahrzeugen von der Mautpflicht. Diese Regelung greift jedoch primär für in Tschechien zugelassene Fahrzeuge, während ausländische Halter einen umständlichen Antragsprozess durchlaufen müssen. Im Vergleich zu westeuropäischen Staaten sind direkte Kaufanreize für Elektrofahrzeuge begrenzt. Ein 2022 eingeführtes Förderprogramm in Höhe von 940 Millionen CZK (ca. 38 Millionen Euro) sollte den Erwerb von 3.525 Elektroautos subventionieren. Die langfristigen Effekte dieser Maßnahme bleiben abzuwarten.

Ladeinfrastruktur und grenzüberschreitende Mobilität

Der Ausbau der Ladeinfrastruktur schreitet voran, bleibt jedoch noch hinter den Bedürfnissen einer wachsenden Elektromobilität zurück. Ein bedeutender Fortschritt war die Erweiterung des EV-Ladenetzwerks von DKV Mobility in Kooperation mit dem Energiekonzern CEZ um 1.800 Ladepunkte. Dieses Netz umfasst 753 AC-Normalladepunkte, 935 DC-Schnellladepunkte und 52 HPC-Ladepunkte entlang zentraler Verkehrsachsen. Trotz dieser Fortschritte sind insbesondere in ländlichen Regionen weiterhin erhebliche Investitionen erforderlich.

Im grenzüberschreitenden Verkehr ergeben sich zusätzliche Herausforderungen. Unterschiedliche Standards bei Ladesteckern und besonders Abrechnungssystemen erschweren eine reibungslose Nutzung von Elektrofahrzeugen in Nachbarländern. Auch die begrenzte Reichweite sowie die Ladegeschwindigkeit stellen insbesondere für den Schwerlastverkehr immer noch Herausforderung dar. Trotz dieser Herausforderungen bietet der tschechische Markt Chancen für deutsche Unternehmen. Besonders im Bereich der Mobilitätsdienstleistungen ergeben sich interessante Geschäftsfelder. Dazu zählen beispielsweise die Entwicklung und Implementierung von Roaming-Dienstleistungen für Ladeinfrastrukturen oder die Bereitstellung von Flottenmanagementsystemen. Zudem bieten Kooperationen mit tschechischen Hochschulen Möglichkeiten zur Innovationsförderung in der Elektromobilität. Durch die Kombination von technologischem Know-how und einem gezielten Markteintritt können deutsche Unternehmen nicht nur zur Weiterentwicklung der Elektromobilität in Tschechien beitragen, sondern zugleich wirtschaftliche Vorteile generieren.
Jirí Zahradník
Janina Kiekebusch
Stv. Leiterin Stabsstelle International
Nordamerika, Europa und EU-Politik
Frank Lechner
Umwelt/Energie