„Kommunikation ist entscheidend für den Erfolg“

Interview mit André Fruh, Geschäftsführer von KROPF Solutions
Seit der Gründung des Ingenieurbüros für Automatisierungstechnik durch Werner Kropf im Jahr 1992 hat sich bei KROPF Solutions in Oberkotzau viel getan. Seit 2006 ist das Unternehmen auch mit einer Niederlassung im tschechischen Cheb vertreten. Geschäftsführer Andre Fruh spricht im Interview über die Gründe, Herausforderungen und Perspektiven des unternehmerischen Engagements im Nachbarland.
Sie betreiben seit 2006 eine Niederlassung in Tschechien. Was waren die Gründe, dort einen Standort zu gründen?
André Fruh
André Fruh
In Deutschland waren wir 2006 schon seit mehr als zehn Jahren mit der Software Zenon von COPA-DATA, einer Software für die industrielle Automatisierungstechnik, sehr erfolgreich. Viele unserer deutschen Kunden waren zu diesem Zeitpunkt entweder selbst oder mit ihren Maschinen und Anlagen auf dem tschechischen Markt vertreten. Es gab und gibt auch dort einen großen Bedarf, Produktions- und Energiedaten aus den Anlagen zu erfassen, und dafür waren wir prädestiniert. Der entscheidende Moment zum Start der Aktivitäten in der Tschechischen Republik war, als sich ein junger, talentierter Mann aus Cheb bei uns in Deutschland bewarb. Wir hatten jemanden gefunden, der mit uns gemeinsam den Standort vor Ort aufbauen wollte. Diese Kombination aus Bedarf und persönlicher Motivation hat uns dazu bewegt, die Niederlassung in Tschechien zu gründen.
Welche Aktivitäten stehen am tschechischen Standort im Fokus?
Ein großer Marktanteil ist „Food and beverage“. Aktuell arbeiten wir intensiv mit kleinen und mittleren Brauereien aber auch mit Mattoni, dem Marktführer für Mineralwasser, zusammen. Neben den Getränkeherstellern zählen etwa lokale Produzenten von Cerealien zu unseren Kunden. Des Weiteren bedienen wir mit unserem vielfältigen Portfolio auch Maschinenbauer oder Automobilhersteller. Mit den in Deutschland bereits vorhandenen Kenntnissen konnten wir von Anfang an gut in den tschechischen Markt einsteigen. Deutsche Bestandskunden wie zum Beispiel Schaeffler betreuen wir auch in Tschechien sowie ebenfalls aus unserer weiteren Niederlassung in Ungarn.
Auf welche Herausforderungen sind Sie bei der Ansiedlung in Tschechien gestoßen?
Zunächst einmal für mich ganz persönlich die Sprachbarriere: Es ist ein großer Nachteil, dass ich die tschechische Sprache nicht beherrsche, obwohl man auch mit Deutsch und Englisch zurechtkommt. Der Standort Cheb ist Vor- und Nachteil zugleich: Für uns als deutsche Firma durch die Nähe zu unserer Zentrale in Oberkotzau sehr günstig gelegen, ist er für den tschechischen Markt jedoch etwas abseits. Auch Fachkräfte, die die deutsche Sprache beherrschen, sind nur in sehr begrenzter Anzahl vorhanden. Ein weiterer Punkt ist die noch verbesserungsfähigere Infrastruktur. So gibt es momentan immer noch keine durchgehende Autobahnverbindung von Cheb in die Hauptstadt Prag.
Wie bewerten Sie die weiteren Rahmenbedingungen in Tschechien für Unternehmen aus Oberfranken?
Als Dienstleistungsunternehmen sind wir nicht sehr stark energie- und rohstoffabhängig. Auch die Infrastruktur in der Karlsbader Region, die ausbaufähig ist, berührt uns vergleichsweise wenig. Dies sähe bei einem Produktionsunternehmen anders aus. Sehr gut wäre aus unserer Sicht, wenn es auch in Tschechien ein ähnliches Ausbildungssystem wie in Deutschland geben würde. Die duale Ausbildung, eine Kombination aus Berufsschule und Praxis in den Unternehmen, würde dem Fachkräftemangel entgegenwirken.
Wie empfinden Sie die Zusammenarbeit mit dem Staat und das Thema Bürokratie?
Wir haben vergangenes Jahr eine PV-Anlage auf unserem Firmengebäude installiert und der tschechische Staat hat sich daran beteiligt, das sehen wir sehr positiv. Etwas frischer Wind in der Verwaltung würde jedoch guttun. Vieles wird dort gemacht, weil es schon immer so gemacht wurde. Aber das ist wohl auch in deutschen Amtsstuben manchmal so...
Welche Rolle spielen für Sie grenzüberschreitende Netzwerke?
Kommunikation ist entscheidend für den Erfolg. Man kann neue Themen erkunden und sich gegenseitig unterstützen. Am heutigen Nachmittag nehme ich zum Beispiel an einem General Manager Round Table in Pilsen teil. Dieser wird vom Regionalbüro Pilsen der IHK Regensburg für Oberpfalz /Kelheim und der AHK Tschechien organisiert. An diesen Treffen nehmen General Manager deutscher Firmen, die sich in der Tschechischen Republik engagieren, teil. Hierbei geht es darum sich kennenzulernen, um künftige Herausforderungen gemeinsam lösen zu können.
Wie hat sich der Standort Ihres Unternehmens in Cheb entwickelt und was sind die nächsten Pläne?
Das Firmengebäude von KROPF Solutions in Cheb.
Das Firmengebäude von KROPF Solutions in Cheb.
2016 haben wir ein neues Firmengebäude und Schulungszentrum in Cheb errichtet. Im laufenden Jahr konnten wir trotz des Fachkräftemangels weitere neue Mitarbeiter einstellen, von denen einer den Bereich Automation aufbauen wird. Das bedeutet, dass wir nun auch in Tschechien Automatisierungstechnik für Anlagen werden liefern und somit Kunden ganzheitlich betreuen können. Eine weitere Sparte werden die Erneuerbaren Energien sein. Auch in Tschechien rückt das Thema ökologischer Fußabdruck immer mehr in den Fokus. Ergänzend zu den Zenon-Softwarelösungen arbeiten wir hier zum Beispiel mit einem Hersteller von Stromspeichern zusammen oder liefern Photovoltaikanlagen für Industrieunternehmen. Auch hier entstehen neue Netzwerke, die wir in Zukunft noch stärker ausbauen wollen.
KROPF Solutions ist im Bereich der industriellen Automatisierung tätig. 1992 gegründet und seit 1995 in Oberkotzau im Landkreis Hof ansässig, hat das Unternehmen heute rund 70 Mitarbeitende und betreibt neben dem Hauptsitz mit einem Projektbüro in Braunschweig sowie Niederlassungen in Tschechien und Ungarn noch drei weitere Standorte.
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