Ehrenamt mit Mehrwert, auch für Unternehmen

Die Reserve der Bundeswehr
Dietmar Rieß, geschäftsführender Gesellschafter „die Agentur“ für Marketing und Werbung in Bayreuth ist Oberstleutnant der Reserve und stellvertretender Leiter des Kreisverbindungskommandos zur Stadt Bayreuth. Der Unternehmer erläutert uns im Gespräch die Aufgaben der Reserve und plädiert für mehr Wertschätzung ehrenamtlichen Engagements.
Sie sind Oberstleutnant der Reserve und stellvertretender Leiter des Kreisverbindungskommandos Bayreuth. Was genau sind Ihre Aufgaben und die des Verbindungskommandos?
Dietmar Riess
In meiner Funktion bin ich für den Austausch und die enge Zusammenarbeit zwischen der Bundeswehr, der Stadt Bayreuth sowie Hilfs- und Rettungsorganisationen zuständig. Unser Auftrag ist zum einen die Beratung und Organisation von Hilfeleistungen der Bundeswehr im Rahmen der Amtshilfe bei Katastrophen oder Großschadenslagen. Aber auch die Unterstützung der Bundeswehr oder von NATO-Streitkräften durch die zivile Seite zählt zum Aufgabenspektrum „Zivil-Militärische Zusammenarbeit. Jedes Kreisverbindungskommando setzt sich aus beorderten Reservisten zusammen. Dazu zählen Feldwebel, Offiziere und Stabsoffiziere. Wir organisieren unsere Ausbildung eigenverantwortlich und pflegen den Kontakt zur Kommune und den Blaulichtorganisationen.
Welche Rolle spielt die Reserve der Bundeswehr im Allgemeinen?
Die Reserve ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Bundeswehr, sowohl für die Landes- und Bündnisverteidigung als auch für den Heimatschutz. Reservistinnen und Reservisten bringen ihre militärischen und zivilen Qualifikationen und Erfahrungen ein und stärken so die Einsatzfähigkeit der Bundeswehr. Dabei übernehmen sie die gleichen Aufgaben wie aktive Soldaten und erfüllen dieselben hohen Standards.
Was bedeutet Ihr Engagement als Reservist für Ihren Alltag als Unternehmer? Gibt es konkrete Auswirkungen?
Ja, selbstverständlich. Als Reservist bin ich angehalten, an Übungen sowie an Fort- und Weiterbildungen teilzunehmen, oft auch an Wochenenden. Für Einsätze bei denen ich in der Arbeit ausfalle, beträgt der Vorlauf in der Regel mindestens 90 Tage, deshalb lässt sich das gut organisieren und mit dem Team abstimmen. Für die Dauer einer Reservedienstleistung ist dann das Arbeitsverhältnis unterbrochen. Es gibt keine Pflicht zur Lohnfortzahlung durch den Arbeitgeber, der Reservist erhält seinen Verdienstausfall erstattet.
Verwurzelt in der Mitte der Gesellschaft sind Reservistinnen und Reservisten ein unverzichtbarer Teil der Bundeswehr. Der Internetauftritt der Bundeswehr spricht von 860.000 Menschen, 70.000 Dienstposten und 48.500 Übungen der Reserve.
Wo sehen Sie Herausforderungen und wo Chancen für Unternehmen, die Reservisten beschäftigen?
Ich sehe vor allem Chancen. Reservisten bringen durch ihre militärische Ausbildung viele Kompetenzen mit, die auch im Berufsleben von großem Nutzen sind: Sie sind belastbar, entscheidungsfreudig, lösungsorientiert und denken auch mal „um die Ecke“. Darüber hinaus profitieren Arbeitgeber auch direkt von den regelmäßigen Schulungen, die Reservisten absolvieren. Viele haben auch einen LKW-Führerschein oder sind als SAN-Ersthelfer ausgebildet, was regelmäßig aufgefrischt wird. Auch in Bereichen wie IT-Anwendungen, Cybersecurity oder Betriebssicherheit erwerben Reservisten wertvolles Wissen, das ins Unternehmen einfließt.
Müssen wir als Gesellschaft wieder lernen, in einem wehrhaften Staat zu leben – und akzeptieren, dass Sicherheit und Verteidigung nicht erst am Kasernentor beginnt?
Ganz klar: Ja. Die Vorstellung, dass Verteidigung ausschließlich Sache der Bundeswehr ist, greift heute zu kurz. Moderne Bedrohungen machen nicht an Landesgrenzen halt und richten sich nicht nur gegen militärische Ziele. Sie treffen unsere Unternehmen, unsere Infrastruktur, unsere Informationssysteme, unsere demokratischen Werte. Umso wichtiger ist eine engagierte Gesellschaft. Jeder kann einen Beitrag leisten: Sei es durch aktive Mitwirkung in Hilfsorganisationen, im Katastrophenschutz oder als Reservist. Ich halte auch ein verpflichtendes Jahr, in dem junge Menschen sich für das Wohl der Gesellschaft und das Funktionieren des Staates einbringen, sei es bei der Bundeswehr, in sozialen oder anderen Bereichen, für sehr sinnvoll.
Wie können Unternehmen ehrenamtliches Engagement ihrer Mitarbeitenden konkret fördern und davon profitieren?
Durch klare Signale der Wertschätzung und durch eine Unternehmenskultur, in der ehrenamtliches Engagement ausdrücklich gewürdigt wird. Das kann zum Beispiel schon in der Stellenanzeige beginnen, in der signalisiert wird: Wer sich engagiert, ist bei uns willkommen. Wichtig ist natürlich auch eine gewisse Flexibilität und die Unterstützung bei der Freistellung für das Ehrenamt. Für mich ist klar: Wer Engagement unterstützt, investiert in motivierte, verantwortungsbewusste Mitarbeitende und damit auch in das Unternehmen.
Die Kreisverbindungskommandos (KVK), die es in jedem Landkreis und jeder kreisfreien Stadt gibt, bieten Reservisten Möglichkeiten sich aktiv einzubringen, militärische Fähigkeiten zu festigen, zu erweitern und sich persönlich zu entwickeln. In Oberfranken gibt es noch freie Posten für die Beorderung in ein KVK.

Bei Interesse schreiben Sie Dietmar Rieß: dietmarriess@bundeswehr.org
IHK für Oberfranken Bayreuth
Bahnhofstraße 25
95444 Bayreuth
Tel.: 0921 886-0
E-Mail: info@bayreuth.ihk.de
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