Notfallvorsorge im Unternehmen

„Wir sind durch die Pandemie sehr gut aufgestellt“
Als medizinischer Dienstleister und 100-prozentige Tochtergesellschaft der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) hat Gedikom durch die Vermittlung des ärztlichen Bereitschaftsdienstes sowie der Terminservicestelle eine wichtige Rolle in der Organisation der ambulanten medizinischen Versorgung in Bayern. Auf einen Krisenfall ist das Unternehmen vorbereitet. Regelmäßiges Anpassen von Prozessen und Recherchieren von Informationen ist Teil der Vorbereitungen, darüber erzählt uns Prokuristin Annegret Schnick.
Warum beschäftigt sich Gedikom mit dem Krisenfall?
Unsere Muttergesellschaft, die Kassenärztliche Vereinigung, hat laut § 75 SGB V den gesetzlichen Auftrag, die ambulante medizinische Versorgung der Bevölkerung auch in Krisenzeiten sicherzustellen, dazu zählen die ambulante Grundversorgung, Ersttriage und Vermeidung unnötiger Krankenhausaufnahmen. Das ist auch im Konzept zur Zivilen Verteidigung festgehalten. Aus diesem Grund beschäftigt sich Gedikom proaktiv im Rahmen des Risikomanagements mit der Frage, was im Notfallszenario operativ auf uns zukommen wird und welche Rolle wir in Krisensituationen bei der telefonischen Vermittlung des ambulanten ärztlichen Bereitschaftsdienstes in Bayern und in den über 100 Bereitschaftspraxen im Freistaat spielen.
Wie setzen Sie das Risikomanagement aktuell um und wie informieren Sie sich?
Wir sind vor allem durch die Pandemie sehr gut aufgestellt, denn der Bedarf an Prozessanpassungen, wie beispielsweise Krisenkommunikation und Entscheidungsprozesse, bestand bereits während dieser Zeit. Nichtsdestotrotz müssen wir am Ball bleiben und uns informieren, was für unser Unternehmen aktuell gilt. Dazu recherchieren wir aktiv die aktuelle Rechtslage, auch mit Unterstützung von KI-Tools, um einen Überblick zu bekommen und prüfen und verifizieren die Ergebnisse anschließend. Information und Austausch auf Symposien im Gesundheitswesen, zum Beispiel beim DIHK Gesundheitsausschuss oder dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe helfen bei der Vorbereitung von Maßnahmen und bei der Recherche aktueller Defizite.
Sind Sie in der Recherche auf Defizite gestoßen?
Ja, ein Defizit sind zum Beispiel fehlende Daten zum Thema Personal. Ehrenamtliche Einsatzkräfte spielen eine zentrale Rolle im Krisenschutz, darunter Mitglieder von Freiwilliger Feuerwehr, Rettungsdienst, Rotem Kreuz und Hilfsorganisationen, aber es fehlen verlässliche Zahlen, wie viele Menschen tatsächlich im Krisenfall für den Zivilschutz zur Verfügung stehen. Aufgrund des Datenschutzes haben Unternehmen keine Information darüber, ob Mitarbeiter in Ehrenämtern engagiert sind, oder ob sie durch mehrere Ehrenämter mehrfach erfasst würden. Wir haben zudem viel medizinisches Fachpersonal im Unternehmen, das ebenfalls im Notfall eingesetzt werden kann.
Welche Handlungen leiten Sie für Ihr Unternehmen und Ihre Mitarbeiter ab?
Annegret Schnick von Gedikom © Katharina Ultsch Fotografie
In Sachen Ehrenämter setzen wir auf eine freiwillige Abfrage unserer Mitarbeitenden um einen Überblick zu bekommen, wer im Notfall für den Zivilschutz eingesetzt werden könnte und demnach in unserer Organisation fehlen würde. Gleichzeitig informieren wir die Belegschaft, was zu tun wäre, zum Beispiel im Fall von Stromausfall ohne Kommunikationsmöglichkeiten. Wir schulen zur Persönlichen Notfallvorsorge und geben Informationen weiter. Gute Tipps für Notsituationen gibt es übrigens auf den Seiten des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Wichtig ist es, das Risikomanagement umzusetzen und Risikoszenarien mit verschiedenen Arbeitnehmergruppen zu analysieren, Handlungen zu definieren und zu schulen.
Treffen Sie spezielle Maßnahmen für die Bereiche Kommunikation und Stromversorgung?
Für unser Unternehmen spielt Kommunikation eine Schlüsselrolle, die wir sichern müssen. Wir garantieren eine krisensichere, unabhängige und zuverlässige Energieversorgung, die durch ein Diesel-Notstromaggregat für eine bestimmte Zeit gesichert wird.
Können Sie uns ein Beispiel des operativen Notfallmanagements von Gedikom nennen, das im Krisenfall die ambulante Versorgung der Bevölkerung sichert?
Ein nachvollziehbares Beispiel wäre die Unterstützung bei der Aufrechterhaltung der Versorgung in Notfallpraxen und hier die Überprüfung der Reserven unserer Bereitschaftspraxen. Notwendige Materialien wie Medikamente, Verbandsmaterialien, Geräte für Diagnostik und weitere Instrumente müssen ausreichend vorliegen und natürlich auch verwendbar sein.
Haben Sie Tipps für Unternehmer, die sich einen Überblick zu den aktuellen Richtlinien und zum Thema Notfallvorsorge verschaffen möchten?
Unser erster Anhaltspunkt war das Konzept Zivile Verteidigung (KZV) der Bundesregierung. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Informationen, Ratgeber und Checklisten im Internet zum Thema Notfallvorsorge, zum Beispiel auf den Seiten des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Die Seiten geben einen ersten Überblick und Anhaltspunkte, um eigene, individuelle Notfallpläne zu entwickeln. Und die müssen zum einen aktuell gehalten, aber natürlich auch geschult und eingeübt werden, um im Krisenfall zu funktionieren. Unternehmen müssen auf jeden Fall selbst aktiv werden, um vorbereitet zu sein.
Gedikom Gesundheitsdienstleistung Kommunikation GmbH ist ein medizinischer Dienstleister, der Patienten am Telefon in den Servicecentern am Standort Bayreuth, Nürnberg und Würzburg oder in den bayernweiten Bereitschaftspraxen Zugang zu einer optimalen Versorgung ermöglicht. Die Gedikom GmbH wurde 2006 mit Sitz in Bayreuth gegründet und ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB).
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