Tourismus im Fokus

IHK-Fachausschuss im Gespräch mit der Bundespolitik

Wie gelingt es, die Anliegen der Tourismusbranche wirksam in die Politik zu tragen?

Eine Antwort darauf gab die 8. Sitzung des IHK-Fachausschusses Tourismus im Oktober in Berlin. Unternehmerinnen und Unternehmer aus dem Fachausschuss kamen zu einem intensiven Austausch mit Bundestagsabgeordneten zusammen.

Die zentralen Anliegen der Tourismuswirtschaft wurden gebündelt und im direkten Dialog mit der Politik zu erörtert. Im Mittelpunkt stand das, was die Arbeit der IHK ausmacht: Interessenvertretung für die Wirtschaft. Nicht immer nur als laute Forderung, sondern als beständiger, sachlicher Dialog. Denn politische Lösungen entstehen selten über Nacht – sie wachsen im Gespräch, im gegenseitigen Verständnis und in der konkreten Benennung von Problemen aus der Praxis.

Die DIHK – starkes Sprachrohr der Wirtschaft

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) ist die Dachorganisation der bundesweit 79 IHKs. Sie bündelt die Interessen von rund 3,6 Millionen Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistungen und vertritt diese gegenüber der Bundesregierung, dem Bundestag, der EU und internationalen Institutionen.

Als starkes Sprachrohr der gesamten IHK-Organisation lebt die DIHK vom ständigen Austausch zwischen Basis und Bundesebene: Die Erfahrungen aus den regionalen Betrieben fließen über die IHKs in die politische Arbeit ein – umgekehrt gibt die DIHK politische Entwicklungen an die Wirtschaft vor Ort weiter.

Zum Auftakt der Berliner Ausschusssitzung gab Dirk Binding (DIHK) einen umfassenden Einblick in diese politische Arbeit. Er machte deutlich, dass die Wirtschaft kein Mehr an Kontrolle, sondern mehr Vertrauen und Handlungsspielraum braucht. Ein aktuelles Beispiel erfolgreicher Zusammenarbeit zwischen Politik und Wirtschaft ist die Abschaffung des Hotelmeldescheins für inländische Gäste – eine langjährige Forderung der IHK-Organisation, die inzwischen umgesetzt wurde.

Gleichzeitig betonte Binding, dass Deutschland als Luftverkehrsstandort an Attraktivität verliere. Hohe Kosten und bürokratische Hürden schwächen die internationale Wettbewerbsfähigkeit und führen zu sinkenden Gästezahlen – mit spürbaren Folgen, nicht nur für den Messe- und Tagungstourismus. Die Diskussion machte einmal mehr deutlich: Nur durch den kontinuierlichen Dialog zwischen Wirtschaft, Kammern und Politik kann es gelingen, diese Rahmenbedingungen nachhaltig zu verbessern.

Politik trifft Praxis

Zentrales Element der Reise waren die persönlichen Gespräche mit Mitgliedern des Deutschen Bundestages – darunter Stefan Schmidt (Bündnis 90/Die Grünen), Andreas Schwarz (SPD) und Emmi Zeulner (CSU). In einem offenen und konstruktiven Austausch diskutierten die Ausschussmitglieder mit den Abgeordneten über die zentralen Zukunftsthemen der Tourismuswirtschaft: von der Flexibilisierung der Arbeitszeiten über den Abbau bürokratischer Hürden bis hin zu Fragen der Fachkräftesicherung, Tourismusfinanzierung und Wettbewerbsneutralität. Besonders wertvoll war dabei die Möglichkeit, Themen und Herausforderungen direkt aus dem Unternehmensalltag anzusprechen – praxisnah, konkret und mit Blick auf die wirtschaftlichen Realitäten in der Branche. So wurde deutlich, wie wichtig der kontinuierliche Dialog zwischen Wirtschaft und Politik ist, um praktikable Lösungen zu entwickeln und die Interessen der Tourismusbetriebe wirksam zu vertreten.
Politik und Wirtschaft haben oft unterschiedliche Perspektiven – aber gemeinsame Ziele. Wenn wir miteinander reden, bringen wir den Tourismus wirklich voran.

Begegnung auf Augenhöhe

Ob Arbeitszeit, Bürokratieabbau oder Fachkräfte: Viele Anliegen stoßen auf Verständnis, doch politische Prozesse sind komplex. Direkte Ansprache ersetzt keine Gesetzesänderung – aber sie ist der notwendige Anfang. „Wir verstehen uns als Sprachrohr der Tourismuswirtschaft – und diese Reise hat gezeigt, wie wichtig der direkte Dialog mit der Politik ist,“ betonte Thomas Puchtler, Vorsitzender des IHK-Fachausschusses Tourismus. „Nur wer die Realitäten unserer Betriebe kennt, kann gute politische Entscheidungen treffen. Dieser Austausch hilft beiden Seiten, Verständnis zu entwickeln und tragfähige Lösungen zu finden.“

Tourismus als gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Ein weiterer Höhepunkt war die Teilnahme an einer öffentlichen Anhörung des Tourismusausschusses des Bundestages. Dort diskutierten Fachleute über die Lage des Gastgewerbes – von der Mehrwertsteuer über Fachkräftesicherung bis hin zu Investitionshemmnissen und Kostensteigerungen.

Diese Sitzung machte deutlich: Der Tourismus ist weit mehr als Freizeit und Gastlichkeit – er ist Wirtschaftsfaktor, Standortfaktor und Bindeglied zwischen Regionen, Menschen und Märkten.

Fazit

Die IHK versteht sich als verlässliche Interessenvertretung der Wirtschaft – und die Ausschussreise nach Berlin zeigte, wie dieses Selbstverständnis in der Praxis gelebt wird. Zwischen formellen Gesprächen, Hintergrundgesprächen und politischen Anhörungen entsteht das, was Interessenvertretung ausmacht: gegenseitiges Verständnis, Vertrauen und der Wille zur gemeinsamen Lösung. Oder, wie es Thomas Puchtler als Ausschussvorsitzender treffend formulierte: „Politik und Wirtschaft haben oft unterschiedliche Perspektiven – aber gemeinsame Ziele. Wenn wir miteinander reden, bringen wir den Tourismus wirklich voran.“

Forderungen an die Politik

Bürokratieabbau und Verwaltungsdigitalisierung
Unternehmen fordern weniger Bürokratie und schnellere digitale Verfahren. Vorschläge aus dem IHK-Bürokratiemelder fließen in die Bundespolitik ein.

Energiepolitik / Kostenentwicklung
Diskussion über steigende Energiekosten und deren Auswirkungen.

Flexibilisierung der Arbeitszeit
Ziel ist die Einführung einer wöchentlichen statt täglichen Höchstarbeitszeit, um Betrieben mehr Handlungsspielraum zu geben.

Erleichterung der Fachkräfteeinwanderung
Gefordert werden, unter anderem, schnellere Visa- und Anerkennungsverfahren, um den Fachkräftebedarf zügig zu decken.

Zukunft des Tourismus
Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Fachkräftesicherung gelten als Schlüssel zur Wettbewerbsfähigkeit des bayerischen Tourismus.
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