„Wir haben etwas zu bieten“

Christine Friedlein ist Inhaberin der Buchhandlung Friedrich und seit drei Jahren Vorsitzende von „Unser Kulmbach e. V.“. Ihre Überzeugung: Für eine lebendige Innenstadt können die Kommunen, die Händlerinnen und Händler, aber auch die Kundinnen und Kunden etwas tun.
„Jeder, der im stationären Handel kauft, unterstützt diesen natürlich. Wer im Onlinehandel kauft, braucht sich nicht beschweren, wenn letztendlich die Städte aussterben. Der Verbraucher steuert auch den Innenstadtanblick. Auch wenn viele das nicht hören wollen: Es ist so.“
Christine Friedlein
Vereine der Gewerbetreibenden in der Innenstadt gibt es in vielen Städten und Gemeinden Oberfrankens. Im Verein „Unser Kulmbach e. V.“ sind 37 Händerinnen und Händler, Gastronominnen und Gastronomen vernetzt. Den Vorsitz übernahm Christine Friedlein 2022, nachdem der Posten bereits ein Jahr vakant und der Fortbestand des Vereins beinahe in Gefahr war. „Mir war es wichtig, dass der Verein weiterhin besteht. Wir sind schlagkräftig und die Vernetzung untereinander ist unheimlich wichtig“, sagt sie. Nach der Sommerpause nimmt „Unser Kulmbach“ seine monatlichen Stammtische wieder auf, durchdenkt Aktionen, gestaltet die nächsten Events. Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit: ein Advents- und Krippenweg, ein Osterquiz, das zu verschiedenen Schaufenstern führte, Schülerinnen und Schüler, die Weihnachtsbäume im Zentrum gestalteten, ein Advents-Pavillon. Bei letzterem beispielsweise wurden die Händlerinnen und Händler finanziell von der städtischen Wirtschaftsförderung unterstützt; ein City-Manager für Kulmbach steht allerdings noch auf Christine Friedleins Wunschzettel. Wichtige Unterstützung bei aktuellen Herausforderungen gebe es auch von der IHK, etwa für Gründerinnen und Gründer oder beim Thema E-Rechnung: „Das empfinde ich als großen Rückhalt, den alle Händlerinnen und Händler nutzen sollten“, sagt Friedlein. Vor allem aber setzt sie auf Eigeninitiative, um in den Städten etwas voranzubringen.
„Wir Gewerbetreibenden in der Innenstadt sollten selbstbewusst auftreten und positive Zeichen setzen. Ich mag es nicht, wenn zu viel gejammert wird.“
Keine „schlechte Energie“ schaffen, ist Christine Friedleins Credo. Stattdessen: kommunizieren. Mit den übrigen Händlern in der Innenstadt, die bei allen größeren Aktionen angeschrieben werden, mit den Stadträten, bei denen Friedlein stets ein offenes Ohr findet, und mit dem Berufsnachwuchs, den sie auf Ausbildungsmessen anspricht. „Ich sage nicht, dass alles super klasse ist, ich lebe nicht auf einer rosaroten Wolke“, sind ihr die Herausforderungen, vor denen der stationäre Einzelhandel steht, sehr wohl bewusst. „Aber ich möchte den Fokus darauf lenken: Was kann ich tun, was kann ich zu einer Lösung beitragen?“. Dabei appelliert sie auch an die Vermieter.
„Dem Erscheinungsbild der Innenstädte tut es gut, wenn Vermieter ihre Leerstände kostengünstig anbieten, für Pop-up-Stores und an Existenzgründerinnen oder -gründer, damit diese ihre Ideen ausprobieren können.“
Die Vorteile des Einzelhandels vor Ort, sie müssten oftmals nur noch besser kommuniziert werden: die Beratung, das persönliche Gespräch, die Events, aber auch, dass vieles möglich gemacht werden könne. „Wir haben zum Beispiel mehr als zwei Millionen Bücher im Angebot, können diese schneller besorgen, als Amazon liefert.“ Das gelte für viele Einzelhändler in den Innenstädten: „Wir haben etwas zu bieten.“
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