Trends – wie man sie findet, was hinter ihnen steckt und wohin die Reise geht

Seit über 20 Jahren stehen Trends im Zentrum der Arbeit von Gabriela Kaiser, Inhaberin der TRENDagentur in Landsberg am Lech – von Megatrends bis hin zu konkreten Strömungen im Design, das sich über Farbe, Material, Muster, Oberfläche und Formensprache definiert. Warum wir Trends folgen und wie man sie aufspürt, wie Megatrends sich im Design widerspiegeln und welche Trends im Kommen sind, darüber haben wir mit ihr gesprochen.
Frau Kaiser, warum ist es überhaupt wichtig, dass Design sich an Trends orientiert?
Gabriela Kaiser
Bei Design steht immer der Kunde im Mittelpunkt des kreativen Schaffens – das ist der Unterschied zur Kunst, wo es um den Künstler geht. Designer sollten daher wissen, was ihre Kunden bewegt und was ihnen gefällt, denn dann kommt ein Design gut an.
Woher kommen Trends?
Trends können ganz unterschiedliche Ursprünge haben – etwa ein Kinofilm oder eine Serie, die vielen gefällt. Wenn das die Menschen anspricht, möchten sie sich etwas davon in ihr Leben holen. Trends folgen häufig einer Wellenbewegung: Die meisten Menschen sehnen sich nach Abwechslung und dem, was sie gerade nicht haben. Nach einer Phase mit vielen gemusterten Dingen, folgt eine Zeit, bei der es in Sachen Mustern ruhiger wird.
Wie spüren Sie Trends auf?
Im Design spürt man Trends auf durch Beobachtungen auf Social Media, Fachmessen, Designmessen, hippen Läden, trendigen Zeitschriften. Ganz wichtig ist dabei die Verfolgung der Entwicklungen. Eine Momentaufnahme hilft da nicht weiter. Ich muss wissen, was vorher zu sehen war. Sonst weiß nicht, ob das neu ist oder schon seit zehn Jahren zu sehen ist. Und diese Farbe, das Material, die Optik müssen ein paar Mal auftauchen – am besten an verschiedenen Orten und im besten Fall in verschiedenen Kontexten, damit es wirklich ein Trend ist. Wenn ich es nur einmal irgendwo gesehen habe, ist es erst einmal nur interessant, aber noch kein Trend.
Können Sie uns ein paar Beispiele für Designtrends geben, die Ihrer Meinung nach 2026 im Kommen sind?
Kontraste werden aus meiner Sicht wichtiger, Materialkontraste, Farbkontraste und das Spiel damit – zum Beispiel matt neben hochglänzend, weiß neben schwarz, Holz zusammen mit Chrom. Auch Second Hand wird ein wichtiger Einfluss, Retro- und Vintage-Looks – Dinge, die wie vom Flohmarkt aussehen, auch, wenn sie es vielleicht gar nicht sind.
Wie spiegeln sich Megatrends im Design wider?
Megatrends sind Trends, die uns ca. 20 bis 50 Jahre begleiten. Es wird viel über die Urbanisierung gesprochen, also dass auf der Erde mehr Menschen in Städten wohnen als auf dem Land. Das hat natürlich Auswirkungen auf das Design. Wohnflächen in Städten sind kleiner als auf dem Land, unter anderem, weil der Quadratmeter-Preis höher ist. In den vergangenen Jahren wurde viel über Micro-Living gesprochen – also das Wohnen auf kleinstem Wohnraum. Da passen große Couchlandschaften nicht hinein, sondern multifunktionale Möbel sind gefragt, die mehrere Aufgaben erfüllen. Glastische passen dann zum Beispiel auch besser – nicht nur, weil Glas als Material urbaner wirkt, sondern auch weil die Transparenz des Materials einen Raum optisch nicht so auffüllt wie ein schwerer Holztisch. Zu Trends gibt es aber immer auch Gegentrends: in dem Fall den Trend zur Natürlichkeit – mit viel Holz und viel Grün, Stichwort „Urban Gardening“.
Sie sagen: Trends reflektieren unsere Wünsche und Bedürfnisse, und Design setzt diese dann in Farbe, Material, Muster, Oberfläche und so weiter um. Können Sie diesen Zusammenhang näher erläutern?
Farben, Materialien und Muster lösen bestimmte Assoziationen in uns aus. So wirken Pflanzenmotive meist natürlich und grafische Muster technisch. Wenn Sie an Holz denken, dann denken Sie an ein warmes Material und bei Chrom an eine kühle Optik. Am stärksten ist es bei Farben, die wir direkt mit Emotionen verbinden. Wenn Sie Rosatöne sehen, denken Sie wahrscheinlich an weich und zart und bei bläulichem Türkis an Frische und Erholung, weil es uns an das Meer erinnert. Bei Farben und Mustern spielt unsere Kultur, in der wir aufwachsen, eine wichtige Rolle, aber teils sind es auch angeborene Reaktionsmuster. Aber nochmals: Es gibt nicht den einen Trends, sondern stets verschiedene, die nebeneinander existieren und unterschiedliche Gruppen mit unterschiedlichen Bedürfnissen ansprechen. Manches sieht man zwar häufig – zum Beispiel Leo-Muster -, aber trotzdem werden Sie damit nicht jeden ansprechen können. Deshalb ist es so wichtig, dass ein Unternehmen seine Zielgruppe kennt. Alles für alle machen zu wollen, funktioniert meist nicht. Ein Unternehmen, dass auch beim Design seine Nische gefunden hat, ist meist viel erfolgreicher.
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