Qualität sichern, Ehrenamt unterstützen

Die Organisation und Durchführung der Prüfungen in der beruflichen Bildung zählen zu den hoheitlichen Aufgaben der Industrie- und Handelskammern. Um das hohe Niveau zu sichern und Ehrenamtliche zu unterstützen, hat die IHK für Oberfranken Bayreuth die „Qualitätsoffensive Prüfungen“ gestartet. Im Interview berichten die Projektverantwortlichen Kim Haberkamm und Jasmin Heider über die Idee und geplante Maßnahmen.

Interview: IHK startet „Qualitätsoffensive Prüfungen“

Was ist die „Qualitätsoffensive Prüfungen“ und warum wurde sie ins Leben gerufen?
Kim Haberkamm: Die Qualitätsoffensive wurde 2024 als Teil der IHK-Strategie ins Leben gerufen, um die Qualität der IHK-Prüfungen in der Aus- und Weiterbildung langfristig zu gewährleisten und zu steigern. Ein IHK-Abschlusszeugnis, Meisterbrief oder eine Prüfungsurkunde genießen in der Wirtschaft hohes Ansehen – und damit das auch in Zukunft so bleibt, haben wir die „Qualitätsoffensive Prüfungen“ gestartet.
Jasmin Heider: Deren Ziel ist auch die Unterstützung unserer ehrenamtlichen Prüferinnen und Prüfer, ohne die keine Prüfungen stattfinden könnten. Das Prüferamt ist mit einem hohen Maß an Verantwortung und Komplexität verbunden. Um unsere Prüfenden bestmöglich auf dieses Ehrenamt vorzubereiten und sie bei der Ausübung zu unterstützen, entwickeln wir verschiedene Maßnahmen. Einige davon wurden bereits 2024 umgesetzt, andere sollen dieses Jahr und in den kommenden Jahren verwirklicht werden.
Von welchen Maßnahmen sprechen wir hier beispielsweise?
Haberkamm: Das sind Maßnahmen, die die Prozesse im Prüfungswesen der Aus- und Weiterbildung sowie die Prüfertätigkeit selbst betreffen. Konkret bedeutet dies: Wir vereinheitlichen Abläufe in der Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung der Aus- und Weiterbildungsprüfungen, ändern oder – wenn nötig – ergänzen beziehungsweise streichen sie. So haben wir beispielsweise im vergangenen Jahr die Anmeldung zu den Ausbildungsprüfungen im gewerblich-technischen und kaufmännischen Bereich digitalisiert. Es ist den Auszubildenden und Ausbildungsbetrieben nun möglich, die Prüfungsanmeldung über das IHK-Bildungsportal (BBO) papierfrei durchzuführen. Zudem werden Maßnahmen entwickelt und umgesetzt, um noch mehr junge, engagierte Fachkräfte für das Prüferamt zu gewinnen, sie regelmäßig zu schulen und ihr Engagement zu wertschätzen. 2024 haben wir bereits ein Werbevideo für das Prüferamt produziert, Online-Grundlagenschulungen angeboten und mit verschiedenen Veranstaltungen unsere Prüfenden gewürdigt.
Stichwort „Gewinnung neuer Prüfender“: Über welche Eigenschaften und Fähigkeiten muss jemand für dieses Ehrenamt verfügen?
Heider: Um für die IHK prüfen zu können, sollte man über einen Abschluss in dem Ausbildungsberuf, den man später gerne prüfen möchte, oder eine ähnliche Qualifikation verfügen. Darüber hinaus ist eine mehrjährige Erfahrung in dem Beruf von Vorteil. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass die prüfende Person das nötige Fachwissen besitzt. Mit einem AdA-Schein oder ähnlichem weist der Bewerber bzw. die Bewerberin im besten Fall noch nach, dass er oder sie neben Fachkompetenz auch die pädagogischen Fähigkeiten besitzt, um die Nachwuchsfachkräfte von morgen zu prüfen. Genauigkeit, Zuverlässigkeit, Verschwiegenheit und die Bereitschaft, sich persönlich und fachlich weiterzuentwickeln, runden das Profil ab.
Wie können die oberfränkischen Unternehmen einen Beitrag leisten?
Heider: Damit wir auch künftig ausreichend ehrenamtliche Prüferinnen und Prüfer haben, ist es entscheidend, dass die Ausbildungsbetriebe sie unterstützen und bereit sind, ihre Fachkräfte für Prüfertätigkeiten hin und wieder freizustellen. Im Gegenzug können Ausbilderinnen und Ausbilder, die auch als Prüferinnen und Prüfer tätig sind, ihre Nachwuchskräfte besser auf die IHK-Prüfungen vorbereiten, sich mit anderen aus der Branche und den Lehrkräften der Berufsschulen austauschen und Netzwerke bilden. Daher unsere Bitte: Wenn Sie sich vorstellen können, selbst für die IHK zu prüfen, oder jemanden kennen, der für das Amt geeignet ist, würden wir uns über eine Nachricht von Ihnen freuen.
Sie haben eben von „Freistellung“ gesprochen. Wie viel Zeit nehmen die Prüftätigkeit und die damit verbundenen Schulungen in Anspruch?
Haberkamm: Die ehrenamtlichen Prüferinnen und Prüfer können selbst entscheiden, wie häufig sie eingesetzt werden möchten und uns mitteilen, wenn es einmal nicht passt. Unser Schulungsangebot, dass wir dieses Jahr mithilfe externer Dienstleister und der IHK-Weiterbildung ausweiten werden, ist darauf ausgelegt, möglichst vielen Prüfenden die Teilnahme trotz Berufstätigkeit und anderer Verpflichtungen zu ermöglichen. So werden wir Schulungen zu Themen wie „Aufsicht führen bei schriftlichen IHK-Prüfungen“, „Rechtssichere Dokumentation von Prüfungsleistungen“, „Bewertung mündlicher Prüfungsleistungen“ und „Transparente und nachvollziehbare Korrektur schriftlicher Leistungen“ in verschiedenen Formaten und an verschiedenen Terminen anbieten. Einläuten werden wir das Jahr mit einer Online-Schulung zur Prüfungsaufsicht, die am 31. März 2025 von 16:00 bis ca. 17:30 Uhr stattfinden wird. Wir werden unsere Prüferinnen und Prüfer hierzu separat über das IHK-Bildungsportal informieren und hoffen, dass unser Angebot auf reges Interesse stößt. Denn nur, wenn Haupt- und Ehrenamt der IHK gemeinsam Anstrengungen unternehmen, können wir die Qualität der IHK-Aus- und Weiterbildungsprüfungen dauerhaft sicherstellen.
Nähere Infos: bayreuth.ihk.de/pruefende
Kim Haberkamm
Berufliche Bildung
Jasmin Heider
Koordination Projekte Berufliche Bildung
Prüfungswesen kaufmännische Berufsausbildung