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„Man sollte es Bewerberinnen und Bewerbern so einfach wie möglich machen“
Dass kreative Ansätze im Recruiting von Auszubildenden erfolgversprechend sein können, beweist die dc AG mit Sitz in Kulmbach. HR-Manager Tim Feulner berichtet im Interview über ungewöhnliche Ideen und erste Schritte im digitalen Recruiting.
Interview mit HR-Manager Tim Feulner, dc AG
Bei der dc AG gehen Sie im Azubi-Recruiting gerne neue Wege. Können Sie einige Beispiele beschreiben?
Wir haben jedes Jahr eine große HR-Kampagne, bei der wir uns gerne ausprobieren – vergangenes Jahr mit dem Titel „Das Praktikum deines Lebens“. Das war ein groß beworbenes Praktikum, eine Woche im IT-Bereich. Der Praktikant durfte den Firmenwagen unseres CEO fahren, bekam 500 Euro bar auf die Hand, ein neues Handy, das er behalten durfte – und hat natürlich mit dem Team spannende Themen kennengelernt, ein eigenes kleines Projekt umsetzen dürfen. So haben wir erfolgreich versucht, junge Talente auf uns aufmerksam zu machen und für die Branche zu begeistern.
Haben Sie ein weiteres Beispiel?
Auf Ausbildungsmessen sind wir mit unserem VR-Career-Coaster unterwegs. Auf Messen wollen wir natürlich mit jungen Menschen ins Gespräch kommen, aber nicht „nur“ am Stand stehen und uns unterhalten, sondern zeigen, dass wir in der digitalen Welt unterwegs sind und gerne neue Dinge versuchen. Wir haben eine virtuelle Achterbahnfahrt durch unser Office aufgenommen und dabei unsere Azubis eingebunden, die über ihren Ausbildungsberuf erzählen. Am Messestand kann man auf einem ruckelnden Achterbahn-Sitz Platz nehmen, die VR-Brille aufsetzen und das Ganze nachempfinden.
Das ist schon eher etwas für Fortgeschrittene. Was sind aus Ihrer Sicht erste, niederschwellige Schritte für Unternehmen, die sich mit Digitalisierungsstrategien im Recruiting auseinandersetzen?
Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass man es Bewerberinnen und Bewerbern so einfach wie möglich machen sollte, sich zu bewerben, etwa über ein Online-Portal oder ein eigens eingerichtetes E-Mail-Postfach. Ich persönlich finde, dass es gar nicht mehr die klassischen Bewerbungsunterlagen in Form von Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnissen sein müssen. Ein Lebenslauf genügt häufig. Zudem haben wir eine Buchungsseite – die kann man sich etwa mit Outlook relativ leicht einrichten – auf der die Interessenten sich einen Zeitslot mit mir buchen können, wenn sie Fragen zu einer Stelle haben oder sich über das Bewerbungsverfahren informieren möchten.
Was ist mit dem Einsatz von KI im Bewerbungsprozess?
Künstliche Intelligenz ist ein großes Thema. Mit ChatGPT lassen sich etwa Stellenanzeigen generieren oder optimieren, Interviewfragen vorbereiten, aber auch sogenannte Bewerber-Personas erstellen: Man bittet zum Beispiel ChatGPT, den Kandidaten oder die Kandidatin zu beschreibe, der oder die perfekt auf die Stelle passt.
Gibt es bei Ihnen noch klassische Stellenanzeigen?
Stellenanzeigen versuchen wir mit witzigen Memes oder GIFs aufzulockern, das kommt gut bei potenziellen Auszubildenden an. Auch ansonsten versuchen wir, kreativ zu werden: Wir haben in unserer Stellenausschreibung für Fachinformatiker/innen im Quellcode einen kleinen Hinweis versteckt; wer ihn findet, sollte die Lösung im Betreff verwenden. Versteckt war der Link zu einem Bild mit dem Slogan „I am an e-commerce hero“. Wer sich mit diesem Betreff beworben hat, hat uns gezeigt: Er oder sie kennt sich aus und hat sich die Mühe gemacht in den Quellcode zu schauen.
Wie geht es nach der Bewerbung bei Ihnen weiter?
Das erste Kennenlernen findet bei uns komplett digital statt, über Teams. Spätestens beim zweiten Gespräch aber schlagen wir vor, dass die Person bei uns vorbeikommt, um uns und das Team „face to face“ kennenzulernen. Bei allem Digitalen ist es uns wichtig, den persönlichen Kontakt nicht zu vernachlässigen.
Ihr Fazit und Rat an andere Unternehmen?
Ich kann jedem nur empfehlen, mal neue Wege zu gehen. Wichtig ist aber, dass das, was man digital macht, zur Unternehmenskultur passt. Ein verarbeitender Betrieb ist etwas anderes als eine Digitalagentur. Man sollte sich nicht verstellen und authentisch bleiben.
Tim Feulner ist HR-Manager bei der dc AG, einem Softwarehersteller und einer Digitalagentur in Kulmbach. Beim IHK-Berufsbildungskongress im November in Bindlach teilte er Best-Practices aus dem Auszubildenden-Recruiting mit den Teilnehmenden.
Kontakt
IHK für Oberfranken Bayreuth
Bahnhofstraße 25
95444 Bayreuth
Tel.: 0921 886-0
E-Mail: info@bayreuth.ihk.de
Internet: bayreuth.ihk.de
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