Weitere Konjunkturentwicklung ungewiss

Erst Corona und hohe Energiepreise – jetzt die Eskalation in der Ukraine

Die Konjunkturerwartungen für 2022 bleiben im Einzugsgebiet der IHK für Oberfranken Bayreuth verhalten optimistisch, legen gegenüber dem Vorjahr sogar leicht zu. Allerdings wird die aktuelle Geschäftslage spürbar negativer beurteilt. Der IHK-Konjunkturklimaindex verliert deshalb acht Zähler und liegt nun bei 112 Punkten. „Die Wirtschaft in der Region stand ohnehin vor großen Herausforderungen, doch die Entwicklungen in der Ukraine trüben den Blick zusätzlich ein“, so IHK-Hauptgeschäftsführerin Gabriele Hohenner, die darauf hinweist, dass die Befragung vor der Eskalation in der Ukraine stattfand und die damit verbundenen Unsicherheiten und Risiken noch nicht abgebildet sind.

Aktuelle Wirtschaftslage: Saldo gibt um 20 Zähler nach

Die aktuelle Geschäftslage im Kammerbezirk der IHK für Oberfranken Bayreuth wird von den befragten Unternehmen im Saldo positiv beurteilt. 38 Prozent der Befragten melden eine positive, 23 Prozent eine negative Geschäftslage. Damit sinkt der Saldo um 20 Zähler, was vor allem dem Status Quo im Tourismus geschuldet ist. Zudem bringen Preissteigerungen, nicht verfügbare Waren, die verhaltene Konsumlaune und der Fachkräftemangel den Konjunkturmotor zum Stottern.
"Das vierte Quartal war für die oberfränkische Wirtschaft ein Quartal der Herausforderungen: Omikron, steigende Energie- und Rohstoffpreise, Materialknappheit sowie mangelnde Planungssicherheit ",

macht Hohenner deutlich.

Tourismussektor: 82 Prozent mit Geschäftslage unzufrieden

Blickt man im Detail auf die Lagebeurteilung, so ergibt sich ein zweigeteiltes Bild.
„Vor allem das Baugewerbe und der Dienstleistungssektor sind mit der Geschäftslage zufrieden, aber auch Industrie und Großhandel sowie – etwas überraschend – der Einzelhandel“,

weiß Konjunkturreferent Malte Tiedemann zu berichten.

Ganz anders die Situation im Tourismus, wo gerade einmal 3 Prozent mit ihrer Geschäftslage zufrieden sind, aber 82 Prozent unzufrieden. Es sind die Maßnahmen und Beschränkungen zur Pandemiebewältigung, die dem Tourismussektor zusetzen.

Oberfränkische Produkte wieder verstärkt weltweit nachgefragt

"Erfreulich ist, dass wieder vermehrt Impulse aus dem Ausland kommen",

so Hohenner.

Vor allem aus Europa und Nordamerika steigt die Nachfrage nach oberfränkischen Produkten und Dienstleistungen spürbar an. Das Inlandsgeschäft verzeichnet einzig im Dienstleistungssektor nennenswerte Zuwächse.

Sorgen nehmen zu

Der Blick in die Zukunft allerdings ist trüb.
"Die Liste der aktuellen Hemmnisse für die Wirtschaft in unserem IHK-Bezirk ist lang. Immer mehr Unternehmerinnen und Unternehmer haben mit Problemen unterschiedlichster Art zu kämpfen",

betont Hohenner.

Vor der Eskalation in der Ukraine war die Entwicklung der Energie-, Rohstoff- und Warenpreise unangefochtene Nummer eins der aktuellen Herausforderungen.
„Preisanstiege von bis zu mehreren hundert Prozent in einzelnen Sparten sind keine Seltenheit, heben jede solide Wirtschaftsplanung aus ihren Angeln und gefährden ganze Branchen“,

erläutert die Hauptgeschäftsführerin.

Über 80 Prozent der befragten Betriebe berichten von einer erheblichen oder teilweisen Einschränkung durch die jüngsten Preisentwicklungen. Darüber hinaus haben über zwei Drittel aller Unternehmen – und zwar branchenübergreifend - mit einer Material- und Rohstoffknappheit zu kämpfen.

Noch nicht absehbar ist allerdings, welche konkreten mittel- und langfristigen Auswirkungen die dramatischen Entwicklungen in der Ukraine haben werden.
„Die russische Invasion in der Ukraine verstärkt die Unsicherheiten weltweit dramatisch. Der Konflikt wird internationale Geschäftsbeziehungen in vielfältiger Weise stören oder gar beenden. Die Auswirkungen auf die Unternehmen in Oberfranken sind bis dato nicht absehbar, zumal Russland ein bedeutender Energie- und Rohstofflieferant ist",

so Hohenner.

Erwartungen für 2022 legen leicht zu

Dabei viel die Prognose für das Jahr 2022 vor der Eskalation sogar verhalten optimistisch aus. Im Saldo rechneten 28 Prozent in den kommenden zwölf Monaten mit einer Verbesserung, 20 Prozent mit einer Verschlechterung der Lage.
„Damit hat sich die Prognose der oberfränkischen Wirtschaft zum fünften Mal in Folge seit dem Tiefstwert im Mai 2020 aufgehellt, wenn auch nur leicht. Das Wachstum wird gleichermaßen von den Inlands- als auch von den Auslandsmärkten getragen“,

betont Konjunkturreferent Tiedemann.

Nach den Entwicklungen in der Ukraine dürfte dieser Optimismus schwinden.

Mehr Investitionen, mehr Einstellungen geplant

Hoffnungen setzt die IHK die Investitionsplanungen der Unternehmen.
"Gerade die Industrie will wieder vermehrt im Inland investieren",

kommentiert Tiedemann die aktuellen Zahlen.

Und auch die Beschäftigtenentwicklung wird von der oberfränkischen Wirtschaft im Saldo leicht positiv eingestuft. Größeren Bedarf melden vornehmlich Betriebe aus dem Groß- und Einzelhandel sowie dem Baugewerbe an.
„Die größte Herausforderung wird es sein, auf dem nahezu leergefegten Arbeitsmarkt die benötigten Fachkräfte zu finden. Und letztlich steht alles unter der Grundvoraussetzung, dass die Situation in Osteuropa nachhaltig beruhigt“,

so Hohenner.

 
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