Statistik und wirtschaftliche Entwicklung

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Unternehmen erholen sich langsam von den Folgen der Pandemie

Nach der Corona-Pandemie waren die Unternehmen in der Region Aachen mit Zuversicht in das Jahr 2022 gestartet. Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute rechneten zur Jahreswende noch mit einem Wachstum von 3,4 bis 4,5 Prozent in Deutschland. Der Beginn des Krieges in der Ukraine, der damit verbundene massive Anstieg der Energie- und Rohstoffpreise und die Sorge vor einer Gasmangellage haben die positive Stimmung der Wirtschaft allerdings dramatisch gedrückt. Bundesweit verlor das Wirtschaftswachstum nach einem starken ersten Quartal nach Kriegsbeginn deutlich an Schwung. Im vierten Quartal sank das Bruttoinlandsprodukt sogar um -0,4 Prozent, insgesamt wuchs es allerdings im Vergleich zum Vorjahr noch um 1,8 Prozent.

Besonders herausfordernd für Industrieunternehmen

Für die Industrieunternehmen war das zurückliegende Jahr besonders herausfordernd, da die Produktionsprozesse in der Regel deutlich stärker von einer konstanten Energieversorgung abhängig sind und die Energiepreise einen deutlich höheren Kostenfaktor darstellen als in anderen Branchen. Trotz der widrigen Umstände sind die Umsätze im verarbeitenden Gewerbe deutlich gestiegen. Der Gesamtumsatz der Industrie in der Region Aachen stieg gegenüber dem Vorjahr um mehr als 1,6 Milliarden Euro (+8,6 Prozent) auf 21,5 Milliarden Euro und erreicht damit einen neuen Höchstwert. Der starke Umsatzanstieg liegt auch daran, dass Preissteigerungen von den Unternehmen in Teilen weitergegeben werden konnten. Der Inlandsumsatz wuchs um +8,8 Prozent auf 12,2 Milliarden Euro, der Export um +8,2 Prozent auf 9,0 Milliarden Euro. Die Exportquote sank damit geringfügig auf 42,5 Prozent.

Deutliches Umsatzplus im verarbeitenden Gewerbe des Kreises Euskirchen

Besonders deutlich stieg der Umsatz im verarbeitenden Gewerbe im Kreis Euskirchen (+26,3 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro). In den Kreisen Düren (+16,2 Prozent auf 4,9 Milliarden Euro) und Heinsberg (+13,1 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro) ist der Umsatz der Industriebetriebe ebenfalls spürbar gewachsen. In der Städteregion Aachen stagnierte der Umsatz hingegen bei 9,7 Milliarden Euro (-0,2 Prozent). Dies lag vor allem an einer Schwäche der Inlandsnachfrage, der Exportumsatz in der Städteregion Aachen stiegt um 2,8 Prozent auf 4,5 Milliarden Euro. Im Kreis Heinsberg wuchs die Auslandsumsatz auf 1,2 Milliarden Euro (+6,2 Prozent), in den Kreisen Düren auf 2,4 Milliarden Euro (+17,8 Prozent) sowie im Kreis Euskirchen auf 0,8 Milliarden Euro (+ 17,7 Prozent). In Nordrhein-Westfalen wuchs der Umsatz im verarbeitenden Gewerbe noch deutlich stärker um +15,2 Prozent auf 411,0 Milliarden Euro. Der Inlandsumsatz stieg um +14,8 Prozent, der Auslandsumsatz um 15,7 Prozent. Damit stieg die Exportquote geringfügig auf 44,6 Prozent.

Historischer Tiefstand bei den Geschäftserwartungen

Aufgrund der enorm hohen Energie- und Rohstoffpreise, der damit verbundene Anstieg der Inflation und der Sorge vor einer Gasmangellage im Winter durch reduzierte Lieferungen aus Russland waren die Erwartungen der Unternehmen zum Jahresende auf einen historischen Tiefststand gefallen. Im Herbst 2022 rechneten die Forschungsinstitute daher mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts in 2023 um -0,4 Prozent. Da sich allerdings die Lage bei den Energie- und Rohstoffpreises zum Jahreswechsel deutlich entspannt hat und durch umfangreiche Sparmaßnahmen eine Gasmangellage vermieden werden konnte, sind die Prognosen inzwischen angehoben worden. Für 2023 rechnen die Institute inzwischen mit einem leichten Wachstum um 0,3 Prozent.

Wechselhaftes Bild im Dienstleistungssektor

Im Dienstleistungsgewerbe bleibt das Bild heterogen. Während sich die Situation im Gast- und Veranstaltungsgewerbe nach der Pandemie wieder erholt hat und sich die Konjunktur in anderen Branchen wie der Datenverarbeitung weiter positiv entwickelt hat, haben andere Wirtschaftszweige unter dem Inflationsanstieg und der damit verbundenen Kundenzurückhaltung deutlich gelitten. Dies gilt insbesondere für den Einzelhandel, der auch schon von der Corona-Pandemie besonders betroffen war.

Weniger Nachfrage in der Baubranche

Auch das Baugewerbe hat die Kundenzurückhaltung zu spüren bekommen, allerdings war in dieser Branche die Nachfrage in den zurückliegenden Jahren – auch während der Corona-Pandemie – besonders hoch. Die Lieferengpässe und hohen Rohstoffpreise aus dem Jahr 2021 haben sich im vergangenen Jahr weitgehend normalisiert, allerdings verhindert ein akuter Fachkräftemangel ein deutlich stärkeres Wachstum der Branche.

Ertragslage leidet unter Preisanstieg

Vor Beginn des Kriegs gestaltete sich die Ertragssituation der Unternehmen in weiten Bereichen der Wirtschaft positiv. Durch die deutliche Reduzierung der Gaslieferungen aus Russland und dem damit verbundenen Anstieg der Energie- und Rohstoffpreise haben sich die Erträge der Unternehmen allerdings deutlich reduziert, da nur Teile der Preissteigerungen an Kunden weitergegeben werden konnten.

Lage auf dem Arbeitsmarkt beruhigt sich

Der Arbeitsmarkt zeigte sich trotz der wirtschaftlichen Krise robust. Die Arbeitslosenquote in der Region Aachen stieg zwischen Dezember 2021 und Dezember 2022 um +0,2 Prozentpunkte auf 6,3 Prozent und liegt damit weiterhin um -0,6 Prozentpunkte unter dem Landesschnitt NRW. In zahlreichen Branchen ist die Nachfrage nach Fachkräften allerdings inzwischen größer als das Angebot, weshalb dort trotz Krise auf Entlassungen verzichtet wird.