Energiewende
Revier-IHKs pochen auf mehr Tempo beim Wasserstoffhochlauf
Die Industrie- und Handelskammern Aachen, Köln und Mittlerer Niederrhein fordern von der neuen Bundesregierung entschlossene Maßnahmen, um den Wasserstoffhochlauf im Rheinischen Revier deutlich zu beschleunigen. In einem mit den Verteilnetzbetreibern und Unternehmen aus dem Rheinischen Revier gemeinsam erarbeiteten Forderungskatalog formulieren die IHKs zentrale Handlungsbedarfe, um den Aufbau einer leistungsfähigen Wasserstoffwirtschaft in der Region zu ermöglichen.
Sind sich einig, dass Wasserstoff langfristig zur realen Alternative zu fossilen Brennstoffen werden muss: (v.l.) Dr. Uwe Vetterlein, Hauptgeschäftsführer der IHK Köln, Michael F. Bayer, Hauptgeschäftsführer der IHK Aachen und Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein. Rechts im Bild ist Jochen Trum, neuer Vorsitzender der Landespressekonferenz.
Die drei Hauptgeschäftsführer – Michael F. Bayer (IHK Aachen), Dr. Uwe Vetterlein (IHK Köln) und Jürgen Steinmetz (IHK Mittlerer Niederrhein) – haben den Forderungskatalog heute im Rahmen einer Landespressekonferenz in Düsseldorf vorgestellt. Sie sind sich einig: Wasserstoff muss langfristig eine reale Alternative zu fossilen Brennstoffen werden – nicht nur aus Klimaschutzgründen, sondern auch, um Energieversorgung zukunftssicher zu machen. Dazu brauche es pragmatische Regelungen für Erzeuger, gezielte Erleichterungen für First Mover und eine flexible, zukunftsfähige Regulatorik für Wasserstoffverteilnetze.
Ab 2028 soll das Rheinische Revier an das nationale Wasserstoff-Kernnetz angeschlossen werden. Das ist eine große Chance für die Region, durch eigene Wasserstoffproduktion, Importe und den Einsatz in der Industrie künftig eine führende Rolle beim Aufbau der Wasserstoffwirtschaft einzunehmen. Insbesondere für energieintensive Industrie bietet sich die Möglichkeit, Produktionsprozesse frühzeitig klimafreundlich umzustellen. Damit diese Chance genutzt werden kann, ist ein verlässlicher, langfristiger Regulierungsrahmen für H2-Verteilnetze und der Abbau marktlicher sowie kommerzieller Hürden unerlässlich.
Die IHKs fordern eine dauerhafte Netzentgeltbefreiung für Elektrolyseure über 2029 hinaus, die zügige Einführung unbürokratischer und digitalisierter Zertifizierungssysteme sowie die umfassende Anerkennung von CO2-armem Wasserstoff für die industrielle Dekarbonisierung. Außerdem unterstreichen sie die Notwendigkeit, technische Standards auf nationaler und EU-Ebene zu harmonisieren.
"Die Region ist bereit – jetzt muss die Bundesregierung liefern. Die delegierten Rechtsakte der EU müssen praxistauglich sein, der Markthochlauf gezielt gefördert und First Mover entlastet werden. Zudem braucht es eine verlässliche Regelung der Entgelte und der Finanzierung von Wasserstoff-Verteilnetzen. Sonst bleibt Wasserstoff ein Projekt auf dem Papier. Wer heute nicht handelt, verspielt die industrielle Wettbewerbsfähigkeit von morgen", betont Michael F. Bayer, Hauptgeschäftsführer der IHK Aachen.
Dr. Uwe Vetterlein, Hauptgeschäftsführer der IHK Köln, kritisiert die zögerliche Umsetzung: "Die Grundlagen für eine funktionierende Wasserstoffwirtschaft sind gelegt. Damit Wasserstoff vom Nischenthema zu einer tragenden Säule der Energiewende werden kann, braucht es entschlossene politische Entscheidungen – und zwar jetzt."
"Ein schneller Hochlauf in der Region kann Wertschöpfung in der Industrie vor Ort sichern, einen wichtigen Beitrag für einen erfolgreichen Strukturwandel leisten und darüber hinaus eine Blaupause für andere Regionen sein. Unsere Bedarfsanalyse hat gezeigt, dass rund jedes zweite gasintensive Unternehmen den Einsatz von Wasserstoff in Betracht zieht", betont Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein, die Chancen eines zügigen Markthochlaufs. Dafür brauche es nun die richtigen Rahmenbedingungen.
Der Forderungskatalog wurde im Rahmen einer Statuskonferenz zum Wasserstoffhochlauf im Rheinischen Revier entwickelt – in enger Zusammenarbeit mit Unternehmen entlang der gesamten Wasserstoffwertschöpfungskette sowie regionalen Verteilnetzbetreibern. Die inhaltliche und methodische Begleitung erfolgte durch die BET GmbH aus Aachen, die die Ergebnisse der Konferenz zusammengefasst hat.
IHK-Presseinformation vom 30. April 2025