Mexiko

Wirtschaft und Außenhandel

Wirtschaft und Außenhandel

Mexiko profitiert von der Verlagerung der Produktion vieler Unternehmen von Asien nach Nordamerika. Die aktuelle Wirtschaftspolitik verunsichert allerdings einige Investoren.

Wirtschaftsentwicklung: Wachstum verlangsamt sich

Aufgrund der schwächeren globalen Konjunktur hat der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Wachstumsprognose für Mexiko im Oktober 2022 gesenkt. Für das laufende Jahr erwarten die Experten nun einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von real 2,1 Prozent. Im Jahr 2023 soll die Wirtschaft nur noch um 1,2 Prozent zulegen. Die Prognose des IWF deckt sich mit den Ergebnissen einer Umfrage der Zentralbank Banco de México (Banxico) unter führenden Finanz- und Wirtschaftsinstituten.
Mexikos Konjunktur dürfte sich damit deutlich langsamer entwickeln als die Weltwirtschaft, die im Jahr 2022 um 3,2 Prozent wachsen soll. Auch im regionalen Vergleich schneidet Mexiko schlecht ab: Für die Länder Lateinamerikas rechnen die IWF-Volkswirte mit einem durchschnittlichen Wachstum von 3,5 Prozent. 
Zu den dynamischsten Sektoren Mexikos zählt das verarbeitende Gewerbe. Während die Gesamtwirtschaft laut Statistikamt INEGI im 1. Halbjahr 2022 um 1,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wuchs, stieg die Industrieproduktion um 4,9 Prozent. Dieser Trend dürfte anhalten, denn immer mehr Unternehmen verlagern ihre Produktion von Asien nach Mexiko, um geopolitische Risiken zu minimieren und Logistikkosten zu senken. 
Vor allem Firmen aus der Automobil- und der Elektronikindustrie investieren in neue Fertigungsstätten. Zu den Investoren zählen neben US-amerikanischen auch europäische und asiatische Unternehmen. Brancheninsidern zufolge gibt es im Norden Mexikos kaum noch freie Flächen in den vorhandenen Industrieparks.
Allerdings trübt die Wirtschaftspolitik der aktuellen Regierung unter Präsident López Obrador weiterhin das Bild. Der Rücktritt der angesehenen Wirtschaftsministerin Tatiana Clouthier sowie zwei wichtiger Staatssekretäre im Oktober 2022 schreckte die Privatwirtschaft auf. Die neue Wirtschaftsministerin Raquel Buenrostro gilt als Hardlinerin und dem Präsidenten treu ergeben. Der Wechsel im Wirtschaftsministerium kommt zu einer ungünstigen Zeit, da sich Mexiko gerade mit den USA und Kanada in Konsultationen über einen möglichen Verstoß gegen das Handelsabkommen USMCA befindet. Mexiko wird vorgeworfen, mit seiner Gesetzgebung im Energiesektor die Staatsunternehmen CFE und Pemex gegenüber privaten Investoren zu bevorzugen.

Investitionen: Bauindustrie weiterhin zurückhaltend

Die Investitionen haben in Mexiko noch nicht das Vor-Pandemie-Niveau erreicht, was hauptsächlich an dem schwachen Bausektor liegt. Im 1. Halbjahr 2022 legten die Investitionen im Baugewerbe nur um 2,2 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu, so Angaben des Statistikamtes INEGI. Im Hochbau waren sie wegen der gestiegenen Kosten für Baumaterial sogar rückläufig. Im Tiefbau dominieren die beiden Großprojekte Raffinerie Olmeca und Tren Maya, während die Regierung nur wenig in die restliche Infrastruktur investiert.
Erfreulicher entwickelten sich dagegen die Investitionen in Maschinen und Anlagen der verarbeitenden Industrie. Diese wuchsen im 1. Halbjahr 2022 um 11,6 Prozent. Besonders nachgefragt wurden importierte Ausrüstungsgüter, die auch dank des starken Peso um 15,7 Prozent zulegten. In den kommenden Jahren werden hohe Investitionen in Maschinen und Anlagen erwartet, da zahlreiche Unternehmen ihre Produktionskapazitäten ausbauen. Rund 40 Prozent der ausländischen Direktinvestitionen entfallen in Mexiko auf die verarbeitende Industrie.
Öffentliche Ausschreibungen erscheinen im Gesetzesblatt Diario Oficial und im Internet auf der Beschaffungsseite des öffentlichen Sektors, Compranet. Informationen zu aktuellen geberfinanzierten Projekten bietet die GTAI-Länderseite Mexiko, Rubrik "Ausschreibungen" und "Entwicklungsprojekte".

Konsum: Inflation auf hohem Niveau

Die Inflation befindet sich auch in Mexiko auf einem kritischen Niveau. Im September 2022 wurde eine Preissteigerung von 8,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat registriert - der höchste Wert seit 21 Jahren. Bei Lebensmitteln und Agrarprodukten liegt die Inflation sogar im zweistelligen Bereich. Analysten von Citi Research erwarten eine Stabilisierung der Inflationsrate auf hohem Niveau. Das Jahr 2022 soll die Rate mit 8,6 Prozent beenden, für das Jahresende 2023 prognostizieren die Volkswirte einen Wert von 4,6 Prozent.
Nachdem die Bevölkerung inzwischen aufgrund der Pandemie aufgeschobene Käufe nachgeholt hat, erwartet Citi Research für 2023 wieder ein geringeres Wachstum des Privatkonsums (+2,0 Prozent). Positiv wirken sich die gestiegenen Löhne aus. So legten die durchschnittlichen Gehälter 2021 um 6,3 Prozent zu und der Mindestlohn für 2022 wurde um 22 Prozent angehoben.

Außenhandel: Rekordwerte erreicht

Mexikos Außenhandel steuert weiter neue Rekordwerte an. Zwischen Januar und August 2022 legten die Einfuhren um 24,1 Prozent zu, bei den Exporten lag das Plus bei 18,9 Prozent. Bereits 2021 hatte der Außenhandel insgesamt um rund ein Viertel zugenommen und die Vor-Pandemie-Werte übertroffen. Allerdings ist der wertmäßige Anstieg des Außenhandels zum Teil auch auf die Preisanstiege zahlreicher Güter zurückzuführen, darunter Erdöl.
Die Importe aus Deutschland wuchsen zwischen Januar und August 2022 dagegen mit 4,7 Prozent nur schwach. Trotzdem bleibt Deutschland weiterhin auf dem 4. Rang der wichtigsten Lieferanten Mexikos, hinter den USA, China und Südkorea und knapp vor Japan. In den ersten acht Monaten lieferten deutsche Unternehmen Waren im Wert von 12,1 Milliarden US$ nach Mexiko. Das Inkrafttreten des modernisierten EU-Mexiko-Handelsabkommens steht weiterhin aus.
Quelle: Germany Trade and Invest (GTAI) Oktober 2022