IHK NRW führt Monitoring zur Energieversorgung fort

Der Start in das Jahr 2025 verlief für die Unternehmen denkbar schwierig. Die NRW-Wirtschaft muss sich an die veränderten Rahmenbedingungen auch auf den Weltmärkten anpassen und zusätzlich mit konjunkturellem Gegenwind auch im Inland kämpfen (Quelle: Konjunkturumfrage IHK NRW).
Mit dem Aus der alten Bundesregierung kam Anfang Dezember 2024 auch das Aus für eine gesicherte Energieversorgung. Die lange versprochene Kraftwerksstrategie lässt weiter auf sich warten. Ohne sie fehlen für NRW die Grundlangen, um über neue Reservekapazitäten die Energieversorgung in Dunkelflauten zu sichern. Dies macht der neue Bericht des IHK NRW-Monitorings zur Energiewende deutlich.
Die drängenden Herausforderungen der Energiewende für Nordrhein-Westfalen im Überblick:
  • Gesicherte Leistung: Nach dem Aus des Kapazitätsmarkts im Bund darf die Landesregierung nicht allein auf den Bund warten, sondern muss vorbereitend alles tun, um gesicherte Kapazitäten für NRW zu ermöglichen. Dabei sollte nicht allein auf den Ausbau wasserstofffähiger Gaskraftwerke, sondern auch auf flexibel geführter Biogas- und Biomasseanlagen gebaut werden. Um Planungssicherheit zu schaffen, muss die Landesregierung jetzt – spätestens aber bis zum 1. Januarv2026 – einen Plan B über den Streckbetrieb der Kohlekraftwerke über 2033 hinaus entwickeln.
  • Windenergieausbau: Der Ausbau der Windenergie könnte noch schneller erfolgen, wenn Unsicherheiten aus dem Planungsrecht wegfielen. Zum Engpass werden zunehmend fehlende Netzanschlüsse und die Kosten des Netzanschlusses.
  • Photovoltaik: Der Ausbau der PV-Kapazitäten hat sich zuletzt beschleunigt. Noch ist aber erst ein Drittel des Ausbauziels erreicht. Trotz Rekordzahlen muss der PV-Ausbau daher weiter Fahrt aufnehmen. Ohne den Ausbau von Speichern und Netzen droht allerdings vielerorts eine Überlastung.
  • Infrastrukturen: Immer häufiger kann der Strom aus erneuerbaren Energien aufgrund unzureichender Netzkapazitäten nicht genutzt werden, wodurch gleichzeitig die Kosten weiter steigen. Der Ausbau der Übertragungsnetze und der regionalen Verteilnetze wird zum zentralen Engpassfaktor.
  • Preise: Die Energiepreise sind für weite Teile der Industrie nicht wettbewerbsfähig. Die öffentliche Darstellung, dass die Preise bereits wieder das Vorkrisenniveau erreicht hätten, ist insbesondere für die energieintensive Industrie nicht zutreffend. Nach der Wahl muss schnell eine Lösung zur Finanzierung der Netzentgelte und der Abregelung gefunden werden, um die Unternehmen zu entlasten und den Ausbau der Erneuerbaren nicht zu hemmen.
  • Handlungsfähigkeit: Die Maßnahmen zur Beschleunigung wirken, dennoch braucht es ein neues Mindset für schnellere Genehmigungsverfahren und viel weniger Bürokratie. Die Landesregierung geht mit der Ankündigung von November 2024 in die richtige Richtung und muss schnell in die Umsetzung kommen, um Planungs- und Genehmigungsverfahren weiter zu beschleunigen.
Bislang wurde die Energiewende meist nur sektorspezifisch betrachtet. Verbundwirkungen blieben außen vor. Beim Ausbau der Stromerzeugungskapazitäten wird deutlich, dass dieser viel stärker integriert mit dem Ausbau Verteilnetzinfrastruktur für Strom, Wärme, Wasserstoff und CO2 synchronisiert werden muss. Anforderungen aus der kommunalen Wärmeplanung, dem Wandel im Verkehrssektor und die Transformation in der Industrie auf eine Wasserstoffwirtschaft, erfordern eine sehr viel stärker integrierte Herangehensweise. Diesen Anforderungen muss auch die Energie- und Wärmestrategie der Landesregierung Rechnung tragen.
Seit Juli 2023 beobachtet IHK NRW den Fortschritt der Energiewende in NRW kontinuierlich und weist so auf Verzögerungen beim Ausbau erneuerbarer Energien und der Infrastrukturen hin. Eine Studie des Energiewirtschaftlichen Instituts der Universität zu Köln (EWI) gGmbH dient dazu als Grundlage und zeigt den Ausbaubedarf zur Sicherung der Energieversorgungssicherheit bei einem Kohleausstieg bis 2030 in NRW (Quelle: IHK NRW 2023).
Hier finden Sie das Policy-Paper Versorgungssicherheit NRW.
Mit dem Energiewende-Cockpit macht die IHK Aachen zudem den Fortschritt der Energiewende auf einfache Art und Weise sichtbar.