Menschen mit Migrationsgeschichte gründen verstärkt

Ohne sie wäre die deutsche Wirtschaft ärmer: Frauen und Männer mit Einwanderungsgeschichte spielen eine wesentliche Rolle bei Unternehmensgründungen in Nordrhein-Westfalen und machen das Bundesland zu einer Gründungs-Hochburg Deutschlands. Ihr Anteil nimmt kontinuierlich zu und liegt inzwischen bei rund 188.000 Personen – knapp 27 Prozent aller Selbstständigen in NRW. Dazu zählt, wer entweder selbst oder wessen Eltern- oder Großelternteil seit 1950 in das heutige Gebiet Deutschlands eingewandert ist. Generell steigt die Zahl der nordrhein-westfälischen Unternehmensgründungen wieder und erreichte 2024 mit knapp 59.000 Betrieben ungefähr das Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019. Das sind die zentralen Ergebnisse des Gründungsreports von IHK NRW, an dem auch die IHK Aachen beteiligt ist.
"Unser IHK-Bezirk – bestehend aus Stadt und Städteregion Aachen sowie den Kreisen Düren, Euskirchen und Heinsberg – ist durch eine hohe Branchen- und Bevölkerungsvielfalt geprägt", sagt René Oebel, Teamleiter der IHK Aachen für die Bereiche Gründung, Unternehmensförderung und -nachfolge. "Migrantische Gründerinnen und Gründer sind auch in unserer Region ein wichtiger Motor der wirtschaftlichen Entwicklung."
Die meisten Gründungen von Menschen mit Einwanderungsgeschichte entstehen im Handel, im Dienstleistungsgewerbe, in der Gastronomie und zunehmend auch in wissens- und technologieintensiven Bereichen. Sie schaffen Arbeitsplätze, bringen neue Ideen in den Markt und tragen dazu bei, Stadtteile und Ortskerne lebendig zu halten. Die IHK Aachen stärkt Gründungswillige gezielt und setzt sich unter anderem für weniger Bürokratie und gut zugängliche Unterstützungsangebote ein.
Mona Neubaur, Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie sowie stellvertretende Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen, hebt die Bedeutung des IHK-Gründungsreports hervor und betont: "NRW lebt von Menschen, die anpacken und Ideen in echte Chancen verwandeln. Gerade Gründerinnen und Gründer mit migrantischem Hintergrund bereichern unsere Wirtschaft. Mir ist wichtig, dass jeder Mensch unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder sozialem Hintergrund die gleiche Chance bekommt, erfolgreich zu gründen. Deshalb bauen wir Hürden ab, vereinfachen Verfahren und sorgen dafür, dass gute Förder- und Beratungsangebote wirklich bei den Menschen ankommen."
Der Gründungsreport der nordrhein-westfälischen IHKs wird alle zwei Jahre veröffentlicht. Befragt wurden diesmal 828 Gründerinnen und Gründer aus allen relevanten Branchen, die sich von 2022 bis einschließlich 2024 selbstständig gemacht haben. Die allermeisten von ihnen – mehr als 90 Prozent – entschieden sich für eine Neugründung. Lediglich 59 Personen geben an, ein bestehendes Unternehmen übernommen zu haben.
52 Prozent der Befragten gründeten ihr Unternehmen im Haupterwerb. Der Anteil an Nebenerwerbsgründungen steigt jedoch seit Jahren und erreicht nun 48 Prozent. Gut 77 Prozent gründeten aus einem Beschäftigungsverhältnis heraus, 14 Prozent aus der Arbeitslosigkeit, 6 Prozent aus einem Studium. Das durchschnittliche Gründungsalter liegt bei 41 Jahren. 31 Prozent der Gründenden sind Frauen.
Bei der Erstellung des aktuellen Gründungsreports kooperierte IHK NRW mit der Stiftung Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung aus Essen. Der 28-seitige Bericht kann über die Website der IHK Aachen unter www.ihk.de/aachen/gruendungsreport (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 1195 KB) kostenfrei heruntergeladen werden.
IHK-Presseinformation vom 10. Dezember 2025