Sonderauswertung der IHK-Konjunkturumfrage

Auslandsinvestitionen Baden-Württembergs


Auslandsinvestitionen ermöglichen den Unternehmen den Zugang zu Märkten und Ressourcen und fördern so die Wettbewerbsfähigkeit. Die Ergebnisse der Sonderauswertung der IHK-Konjunkturumfrage geben Aufschluss über die strategische Ausrichtung und zukünftige Investitionsstrategien der Südwestunternehmen im internationalen Kontext.

Budgetpläne für Auslandsinvestitionen

Anfang des Jahres wurden im Rahmen der IHK-Konjunkturumfrage 1.310 Industrieunternehmen in ganz Baden-Württemberg zu ihren Auslandsinvestitionen befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass 37 Prozent der im Ausland investierenden Südwestunternehmen ihre Investitionsausgaben erhöhen wollen, während 18 Prozent planen, diese zu reduzieren. Der Gesamtsaldo aus positiven und negativen Antworten beträgt somit 19 Punkte. Das bedeutet, dass es mehr Betriebe gibt, die ihre Auslandsinvestitionen für das Jahr 2024 erhöhen als umgekehrt. Allerdings ist der Saldo im Vergleich zu den Umfragewerten der Vorjahre deutlich gesunken. Seit 2022 nimmt die Tendenz zu, die Budgets für Auslandinvestitionen zu kürzen.
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Schwerpunkt der Auslandsinvestitionen

Die baden-württembergischen Unternehmen verfolgen bei ihren Auslandsinvestitionen unterschiedliche Beweggründe. Diese lassen sich in drei Hauptmotive unterteilen: Markterschließung, Kostenersparnis sowie Vertrieb- und Kundendienst. Die Relevanz dieser Motive schwankt im Zeitverlauf.
Nach den Ergebnissen der IHK-Konjunkturumfrage steht für mehr als ein Drittel (34,3 Prozent) das Markterschließungsmotiv im Mittelpunkt der Auslandsinvestitionen. Der Anteil der Nennungen ist im Vergleich zum Vorjahr um 11 Prozentpunkte gestiegen, was darauf hinweist, dass die Erschließung von Auslandsmärkten für die baden-württembergischen Industriebetriebe wieder mehr an Bedeutung gewonnen hat.
Für ein weiteres Drittel (33,8 Prozent) der Firmen sind Kundennähe und Vertriebsstruktur ausschlaggebend. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Anteil derjenigen, die den Auf- und Ausbau von Vertrieb und Kundendienst als entscheidenden Faktor anführen, deutlich zurückgegangen (von 40,4 Prozent auf 33,8 Prozent). Hierbei ist jedoch zu beachten, dass der Vorjahreswert den höchsten Wert im Zeitverlauf darstellt. Trotz des Rückgangs bleibt der Vertrieb und Kundendienst für internationale Geschäftsentscheidungen weiterhin relevant.
Bei dem Investitionsmotiv, im Ausland zu produzieren, um Kosten zu sparen, spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Dazu gehört die Preisgestaltung, der Zugang zu Rohstoffen und Vorprodukten sowie die Lohnkosten. Im laufenden Jahr haben lediglich 28,9 Prozent der Befragten dieses Motiv als Hauptgrund für ihre Auslandsinvestitionen gewählt. Im Vergleich zum Vorjahr ist dieser Anteil gesunken (2023: 32,6 Prozent). Interessanterweise geben auf Bundesebene 35 Prozent der Industrieunternehmen die Kostenersparnis als Hauptmotiv an. Hier zeigen sich unterschiedliche Prioritäten und strategische Überlegungen.
Die Diversifizierung der Lieferkette (zwei Prozent) und das Nearshoring (ein Prozent) sind bei Auslandsinvestitionen nur für wenige Südwestbetriebe ausschlaggebend.
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Zielregionen der Auslandsinvestitionen

Die Auslandsinvestitionspläne der baden-württembergischen Unternehmen variieren je nach Region. In wirtschaftlich stabilen und starken Regionen steigt die Investitionsbereitschaft, insbesondere um erwirtschaftete Gewinne zu reinvestieren. In wirtschaftlich schwachen Regionen bleiben die Investitionsausgaben dagegen eher gleich oder gehen zurück.
Nordamerika, insbesondere die Vereinigten Staaten, sind die Hauptzielregion für Investitionen aus dem Südwesten. Der Saldoindikator für Nordamerika beträgt 36,6 Punkte und liegt über dem Gesamtsaldo von 19 Punkten. Die Vereinigten Staaten haben sogar den höchsten Saldenwert (37,1 Punkte). Die dort investierenden Betriebe stehen unter starken Druck, sich im nordamerikanischen Raum anzusiedeln. Jeweils 41 Prozent der Befragen geben an, dass sie aus Gründen der Markterschließung oder des Vertriebs und Kundendienstes investieren.
China belegt beim Saldoindikator der Auslandsinvestitionsstandorte mit 33 Punkten den zweiten Platz. Ähnlich wie in Nordamerika sind die Investitionsbudgets in China für Lokalisierungszwecke vorgesehen. 42 Prozent der Firmen planen Investitionen zur Erschließung des chinesischen Marktes und weitere 29 Prozent zur Stärkung der Kunden- und Vertriebsnähe. Nur ein Viertel der Umfrageteilnehmer führt Kosteneinsparungen als Grund an.
In Asien (ohne China) planen nun mehr Unternehmen, ihre Investitionsbudgets zu kürzen. Während ein Drittel angibt, die Investitionsausgaben in dieser Region erhöhen zu wollen, planen nun rund 19 Prozent Kürzungen. Im vergangenen Jahr waren es nur fünf Prozent. Damit hat sich der Saldo aus steigenden und sinkenden Investitionsausgaben gegenüber dem Vorjahr mehr als halbiert und liegt mit 14 Punkten sogar unter dem durchschnittlichen Saldo. Unter den Hauptgründen für eine Investitionen in Asien spielt die Markterschließung nach wie vor eine große Rolle (37 Prozent). Aber auch das Motiv der Kosteneinsparung hat mit 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr an Bedeutung gewonnen. Der Ausbau des Vertriebs und des Kundendienstes blieb dagegen auf etwa gleichem Niveau (26 Prozent). Nur wenige Betriebe nennen die Diversifizierung der Lieferanten (sieben Prozent) als Hauptmotiv für ihre Investitionen.
Für Süd- und Mittelamerika nimmt die Investitionsbereitschaft weiter zu. Der Saldo steigt von 14 auf 18 Punkte. Rund 45 Prozent der Unternehmen geben an, aus Gründen des Vertriebs und Kundendienstes investieren zu wollen. Rund 30 Prozent planen Investitionen zur Markterschließung und weitere 19 Prozent aus Gründen der Kostenersparnis.
In der Region Afrika, Naher und Mittlerer Osten ist der Indikator stark angestiegen. Der Wert hat sich von zwei Punkten auf 16 Punkte erhöht. Die wichtigsten Motive für die Investitionsentscheidungen sind Markterschließung (37 Prozent), Vertriebs- und Kundennähe (37 Prozent), Kosteneinsparungen (zwölf Prozent) sowie Lieferantendiversifizierung (zehn Prozent).
Der Euroraum weist mit minus drei Punkten erstmals einen negativen Indikatorwert auf. Der Anteil der Unternehmen, die ihre Investitionen im Euroraum zurückfahren wollen, überwiegt leicht. Für das übrige Europa sinkt der Saldo sogar auf minus acht Punkte. Hier wollen 26 Prozent der befragten Unternehmen ihre Budgets kürzen und nur 18 Prozent erhöhen.
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