Unternehmensportrait - Ausgabe Mai 2024

Gruber Unternehmensgruppe: Nicht von der Stange

Egal ob individuell geplante Wohnträume in Holz oder der professionelle Objektbau: Die Gruber Unternehmensgruppe mit Sitz in Bernried im Landkreis Cham verwirklicht viele bauliche Wünsche. Der nachhaltige Werkstoff Holz zieht sich dabei durch die 60-jährige Geschichte des Familienunternehmens.
An einem Südwest-Hang mit atemberaubender Fernsicht befindet sich das mehrgeschossige Gruber-Musterhaus in Stamsried. Großzügige Fensterfronten und Terrassen geben den Blick frei auf die hügelige Landschaft des bayerischen Waldes. Der weiß geputzte Grundkubus wird ergänzt von großen, vorvergrauten Holzfassaden. Das 2022 fertiggestellte KfW-40-plus-Energieeffizienzhaus – der aktuell höchste KfW-Effizienzhaus-Standard – besticht nicht nur durch seine Architektur, sondern vor allem durch seine inneren Werte. „Der Fokus bei der Entwicklung lag auf einer umweltfreundlichen und klimaunterstützenden Haustechnik – Smart Home inklusive“, betont Johanna Gruber, Personalleiterin und Mitglied der Geschäftsleitung. „Rund 145 Kubikmeter Holz sowie Holzwerkstoffe wurden verbaut und damit etwa 110 Tonnen CO2 gespeichert.“ Das Musterhaus ist eines der Flaggschiffe der Unternehmensgruppe, in dem gezeigt wird, was technisch und optisch alles möglich ist. Wer dieses Gebäude betritt, merkt schnell, dass Gruber wenig mit konventionellem Fertighausbau zu tun hat.
Bauen auf Holz (v.r.): Die Unternehmerfamilie Gerhard und Johanna Gruber mit ihren Töchtern Saskia und Lea. © Franz Bauer

Grundzutat Holz

Die Geschichte des Unternehmens begann 1963, als sich Zimmermeister und Gründer Alois Gruber mit einer eigenen Zimmerei in seinem Heimatort Bernried bei Rötz selbstständig machte. Neben klassischen Zimmererarbeiten spezialisierte sich die Firma in den 80er-Jahren zusätzlich auf die Fachbereiche Fußboden, Estrich und Trockenbau. 1995 wurde der schlüsselfertige Hausbau mit in das Produkt-Portfolio aufgenommen. Dafür eröffnete das Unternehmen einen zweiten Standort in Rötz – damals schon mit einem Niedrigenergiegebäude. Zur Jahrtausendwende kam der dritte Standort hinzu, eine Fertigungshalle in Roding für den Bau von Holzhäusern in Ständerbauweise. 2016 stieg Gruber schließlich in den gewerblichen Holz-Objektbau mit Büro- und Verwaltungsgebäuden sowie Wohnungsanlagen in Holzbauweise ein. Diesen Bereich, unter den auch der Bau von exklusiven Privat-Villen und Prestige-Objekten fällt, leitet heute Junior- Chefin Saskia Gruber.
Zusammen mit ihrer Schwester Lea Gruber, die den Marketingbereich verantwortet, bildet die 34-Jährige die dritte Generation des Familienunternehmens. Geleitet wird die Firmengruppe von Geschäftsführer Gerhard Gruber, dem kaufmännischen Leiter Erich Dirscherl, dem operativen Leiter Tobias Schiller, Personalleiterin Johanna Gruber und den beiden Junior-Geschäftsleiterinnen Lea und Saskia Gruber. Die Unternehmensstrategie stützt sich auf mehrere Säulen – allen gemeinsam ist die Arbeit mit natürlichen Werkstoffen. Neben der Planung, dem Vertrieb und dem Bau von Einfamilienhäusern und gewerblichen Objekten zählen dazu auch Komplettlösungen im Innenausbau – unterteilt in die Bereiche Elementebau / Trockenbau und Bodentechnik. Im Trockenbau werden Wand- und Deckensysteme, Heiz- und Kühldecken sowie Akustikelemente hauptsächlich im öffentlichen Bereich umgesetzt. Bodentechnik hingegen stehe für Estrich, funktionale Fußböden und vor allem hochwertiges Parkett, das den Wohlfühl-Charakter eines Gebäudes schaffe, so Junior-Geschäftsleiterin Saskia Gruber. „Wir übernehmen die Projektierung sowie die gesamte Projektleitung und managen alle Gewerke am Bau aus einer Hand. So können wir maximale Sicherheit und Termintreue für den Bauherrn oder Planer sicherstellen.“

Individuelle Planung

Die Stärke des Bereichs Holz ist die individuelle Gestaltung der Gebäude. „Bei uns gibt es keine klassische Fertighausindustrie. Wir versuchen, die Vorstellungen unserer Kunden zu 100 Prozent umzusetzen. Dabei sind die Gestaltungsmöglichkeiten von Holz, auch in Verbindung mit Materialien wie Stahl, Beton oder Glas, nahezu unbegrenzt“, betont Johanna Gruber. Rund 750 Objekte hat das Unternehmen bereits realisiert. Auch wenn Gruber- Häuser beispielsweise schon in Großbritannien gebaut wurden, erstreckt sich der Kundenkreis vor allem auf Bayern mit Schwerpunkt auf der Oberpfalz und rund um München. Das sei auch logistisch und mit Blick auf die Umwelt sinnvoll, so Gruber. In der Regel werden für ein Haus vier Fahrten mit einem Tieflader benötigt, um alle vorgefertigten Wände inklusive Fenster und Technik zur Baustelle zu transportieren. Drei Tage dauert der Aufbau eines Energieeffizienzhauses. Dann kann der Innenausbau starten. Damit alles zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist, braucht es mit Blick auf den hohen Vorfertigungsgrad viel Organisationtalent und effiziente Abläufe. Auch bei Gruber schreitet die Digitalisierung im Unternehmen mit großen Schritten voran, sei es in Verwaltung, Planung oder Produktion. So wird gerade Building Information Modeling (BIM) eingeführt, um mittels einer vernetzten Planung Schwachstellen umgehend ausmerzen zu können und den Planungsprozess zu vereinfachen.
Das Mehrfamilienhaus „Haus ohne Ecken“ des Architekten Klemens Herrle ist ein architektonisches Highlight in Cham-West. © Franz Bauer

Freiräume schaffen

Das Herzstück des Unternehmens sind die knapp 290 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter 19 Auszubildende und acht Dual Studierende, betonen Johanna und Saskia Gruber. „Vertrauen, Freiräume und eine offene Kommunikation sind wichtige Eckpfeiler in unserer Personalstrategie, denn unsere Produkte verlangen es, um Ecken zu denken und aus Fehlern zu lernen“, sagt Johanna Gruber. Ziel sei es, für jeden Mitarbeiter die passende Aufgabe im Betrieb zu finden. Dabei komme es nicht auf den Abschluss an, „sondern auf die individuellen Stärken und Fähigkeiten. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können sich auch jederzeit in einen anderen Bereich hineinentwickeln.“ Dafür gibt es die Job Rotation, um andere Bereiche kennenzulernen, oder das Projekt „Young Stars“ für Nachwuchsführungskräfte. „Unsere Auszubildenden, die oftmals aus der Region stammen, können sich im Unternehmen genauso einbringen wie langjährige Mitarbeiter“, erklärt Saskia Gruber. Von Azubi-Tagen über jährliche Team-Events bis hin zu regelmäßigen Führungskräfte- Meetings: Die gesamte Belegschaft soll sich untereinander kennen, um alle Bereiche optimal zu vernetzen. Dazu gehören auch viele Kolleginnen und Kollegen aus dem Ausland. „Bereits vor 35 Jahren gab es die ersten Mitarbeiter aus Tschechien im Team“, sagt Johanna Gruber. Eine weltoffene und inklusive Kultur gehöre zu den Grundwerten des Unternehmens.

Klimaschonende Wege

Von den Holzbau-Projekten werden 98 Prozent schlüsselfertig übergeben. Sie tragen Namen wie Haus Waldlicht, Haus Mori Raito oder das selbsterklärende „Haus ohne Ecken“ in Cham. Zahlreiche Architektur- und Designpreise gewann der Betrieb schon. „Häuser unterliegen dem Zeitgeist und unsere Architektur-Sprache muss sich dem anpassen“, betont Firmenchefin Johanna Gruber. Was für die Familie schon immer zählte, war das ökologische Bauen – im Einklang mit optischen Aspekten und Vorgaben. „Holz ist ein nachwachsender Rohstoff, der eine außergewöhnliche Ökobilanz aufweist.“ Ein Kubikmeter Holz speichere den Kohlenstoff aus rund einer Tonne Kohlendioxid. Bereits im Jahr 2000, als Energieeffizienz noch nicht in aller Munde war, baute die Firma mit dem Haus Hastreiter das erste zertifizierte Passivhaus Ostbayerns. „Damals war das eine Pionierleistung und noch heute entspricht das Gebäude dem höchsten Energiestandard“, sagt Johanna Gruber und Tochter Saskia ergänzt: „Naturholzhäuser sind Energiesparhäuser. Die optimierte Gebäudehülle und eine energieeffiziente Technik sorgen für einen sehr niedrigen Energieverbrauch im gesamten Lebenszyklus des Gebäudes.“
Die Außenwände in leichter Holzständerbauweise, die eine Stärke von 40 Zentimetern erreichen, haben es in sich. Die Dämmung aus Zellulose, mineralischen oder Holz-Fasern sorgt zusätzlich für ein gutes, gesundes Wohnklima sowohl im Sommer als auch im Winter. Das Holz – vorwiegend Fichte, Lärche oder Weißtanne – das einen sehr hohen Trocknungsgrad von zwölf Prozent aufweisen muss, kommt hauptsächlich aus Bayern und legt damit nur kurze Wege zurück, bis es verarbeitet wird. Innovative Entwicklungen wie eine patentierte Fensterbank, die selbst bei Schlagregen dicht bleibt, sorgen für die hohe Qualität und Beständigkeit der Häuser. „Holz ist der Baustoff der Zukunft“, ist man sich bei Gruber sicher. Gerade in Zeiten, in denen sich der Wohnungsbau mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert sieht, sei Gruber mit seinem Fokus auf Individualität und Full Service zukunftsfähig aufgestellt.

Autorin: Ramona Bayreuther