Infrastruktur und Digitale Wirtschaft

IHK-Konjunkturberichte

Zur kurzfristigen Ermittlung von konjunkturellen Trends führt die IHK Pfalz dreimal jährlich eine Umfrage über Lage und Erwartungen der pfälzischen Wirtschaft durch. Neben einem eigenen Pfalz-Konjunkturbericht zum Jahresbeginn, im Frühsommer und im Herbst, gehen die Ergebnisse dieser Umfragen in den Konjunkturbericht der Arbeitsgemeinschaft der rheinland-pfälzischen Industrie- und Handelskammern, in das Herbstgutachten des Sachverständigenrates und in die Konjunkturberichte des Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) ein. In die Umfrage werden regelmäßig rund 1.400 pfälzische Firmen aus den Bereichen Industrie, Einzel- und Großhandel, Gastgewerbe sowie aus dem Dienstleistungssektor einbezogen. Den Bericht finden Sie als pdf-Dokument unter weitere Informationen.
Die aktuellen Ergebnisse:

Allgemeine Wirtschaftslage Frühsommer 2024

Noch kein Silberstreif am Horizont

Wo bitte ist der Ausgang? Der Wirtschaft geht so langsam die Puste aus. Die konjunkturelle Schwächephase, durch die sich die Unternehmen seit einiger Zeit quälen, wird weiterhin von strukturellen Problemen überlagert. Dabei setzt das verabschiedete Wachstumschancengesetz zwar einige Impulse, allerdings nur mit begrenzter Wirkung - und kann somit auch noch keinen echten Silberstreif am Horizont herbeizaubern.
So bleiben Lage und Stimmung auch im Frühsommer 2024 weitestgehend ohne Impulse. Die Konjunkturentwicklung steckt in einer Seitwärtsbewegung fest. Dies spiegelt sich im aktuellen Verlauf des Klimaindexes wider, der sich gegenwärtig in einer fast horizontalen Linie fortbewegt. Nur mit Wohlwollen erkennt man eine minimale Aufwärtsbewegung. Und mit 89 Punkten verharrt der Index weiterhin deutlich unterhalb der Wachstumsgrenze von 100 Punkten. So konnte sich der Handelsindex seit dem Herbst leicht erholen, erreicht allerdings nur unbefriedigende 86 Punkte - wie auch der Geschäftsklimaindex der Industrie mit 87 Punkten. Beide Wirtschaftsbereiche bleiben demnach von einer echten Belebung noch spürbar entfernt. Von diesem Trend hebt sich das Gastgewerbe etwas ab: Nach einem regelrechten Absturz auf 67 Punkte klettert der Index nun wieder auf 93 Punkte hoch - genau der Wert, auf den der Dienstleistungsindex wiederum abrutscht.
Auch die anstehende Fußball-Europameisterschaft kann nicht über darüber hinwegtrösten, dass die Wirtschaft auf der Stelle tritt und wird nur punktuell positive Impulse setzen können, zumal die Pfalz räumlich zwischen den Spielstätten liegt. Ein neues „deutsches Sommermärchen“ wie im Jahr 2006 ist nicht zu erwarten. So hofft nur etwa jeder achte Händler und jeder zehnte gastgewerbliche Betrieb auf höhere Umsätze durch die EM.
Es fehlt nach wie vor der benötigte wirtschaftspolitische Ruck. Lippenbekenntnisse der Politik und bisherige Entlastungen reichen nicht aus. Es bedarf einer grundsätzlichen und klaren Neuausrichtung der Finanz- und Wirtschaftspolitik. Eine konkrete Reformagenda mit Entlastungen, die schnell im betrieblichen Alltag ankommen, könnte die notwendige „Wirtschaftswende“ einläuten. Mit mehr Tempo bei der Umsetzung des Beschleunigungspakts, einem „Digitalisierungsbooster“, einer Bürokratieentlastung, die noch entschiedener als bisher Blockaden löst sowie einer spürbaren Senkung der Energiekosten, Investitionen in die Infrastruktur sowie einer Verringerung der Steuer- und Abgabenlast, nur um einige der wichtigsten Ansatzpunkte aufzuführen, wird die Trendwende gelingen. Alle diese Forderungen sind nicht neu und werden seit langem von der Wirtschaft eingefordert.
Dann wird es wieder aufwärtsgehen und dann werden die Unternehmen wieder vermehrt Investitionen wagen. Fast 80 Prozent der befragten Betriebe geben an, dass sie unter bestimmten Bedingungen bereit wären, zurückgestellte Investitionen doch noch zu tätigen. Zu diesen zählt – erwartungsgemäß - eine stärkere Nachfrage, Auftrags- oder Ertragslage. Daneben führen sie allerdings Faktoren auf, an deren Hebel die Politik ansetzen kann und muss: niedrige Investitionskosten, dauerhaft niedrige Energiepreise, Steuererleichterungen und geringere Abgabenbelastungen, weniger Regulierung und eine größere Verlässlichkeit der Wirtschaftspolitik sowie kürzere Planungs- und Genehmigungsverfahren - dies fordern jeweils 40 bis 50 Prozent der Betriebe.
Bis die politischen Weichen auf ein wirtschaftsfreundliches Gleis umgestellt sind und wirken, wird eine breite und nachhaltige Erholung der deutschen Wirtschaft weiter auf sich warten lassen. Dabei hinterlässt die angespannte Lage - trotz Fachkräftemangel - zunehmend Spuren am Arbeitsmarkt und die Unternehmen verlieren wertvolle Zeit zu Lasten ihrer eigenen Wettbewerbsfähigkeit.
Legende: I = Jahresbeginn, II = Frühsommer, III = Herbst

Branchen

IIndustrie
Das Geschäftsklima hat sich seit Beginn des Jahres leicht verschlechtert: Unverändert ein Viertel der Hersteller spricht von einer guten Lage und 30% stufen sie dagegen als schlecht ein. Gleichzeitig gehen nur 13% von einer konjunkturellen Belebung in den kommenden 12 Monaten aus, 31% befürchten eine Verschlechterung. Dabei sind vom Auslandsgeschäft kaum Impulse zu erwarten: Lediglich 12% rechnen mit einer dynamischen Entwicklung, 26% mit einem Exportrückgang. Die Investitionsneigung bleibt gering ausgeprägt. Lediglich 24% planen höhere Ausgaben in den nächsten 12 Monaten und 43% Budgetkürzungen. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist angespannt: Nur 14% denken über Neueinstellungen nach, 20% sprechen von Personalabbau.
Handel
Die Händler bewerten ihre aktuelle Situation etwas günstiger als zu Jahresbeginn: Jeder Fünfte bezeichnet seine derzeitige Situation als gut und immer noch 26% als schwach. Die Perspektiven für die nächsten zwölf Monate bleiben trüb: Nur 14% hoffen auf eine Erholung. 36% blicken mutlos in die Zukunft. Die Investitionsplanungen fallen restriktiv aus: 23% planen eine Ausweitung ihrer Ausgaben – hauptsächlich zur Ersatzbeschaffung - und 41% dagegen eine Etatkürzung. Die Beschäftigungssituation trübt sich weiter ein: Kaum ein Betrieb (4%) plant zusätzliche Stellen, zugleich denken 24% über Entlassungen nach.
 
Dienstleistungen
Die aktuelle Geschäftslage wird überwiegend als befriedigend eingestuft. Dies bestätigen 44% der Betriebe, 30% bezeichnen ihre Lage als gut. Zugleich gehen 63% der Betriebe von einem konstanten Konjunkturtrend im weiteren Jahresverlauf aus, 27% halten eine Abwärtsbewegung für wahrscheinlich. Die Investitionsbereitschaft, hauptsächlich zur Ersatzbeschaffung, steigt leicht an: Inzwischen planen 24% höhere und unverändert 31% geringere Ausgaben. Der Arbeitsmarkt schwächelt: Demnach wollen 17% der Betriebe Stellen abbauen und nur noch 13% aufbauen.
Gastgewerbe
Die Mehrheit der Hotels und Restaurants spricht derzeit von einer akzeptablen geschäftlichen Situation. Demnach stufen gegenwärtig 55% der Betriebe ihre Lage als befriedigend und 24% als gut ein. Die geschäftlichen Aussichten sind eher verhalten: 62% gehen von einem konstanten Geschäftstrend in den nächsten Monaten aus, lediglich 11% rechnen mit einer Belebung. Die Investitionstätigkeit stockt: Zurzeit denken 56% über eine Verringerung und nur 21% über eine Ausweitung ihrer Ausgaben nach. Die Zahl der Beschäftigten wird weiter sinken: Lediglich 7% der Betriebe denken über Neueinstellungen nach und bei 25% stehen in den kommenden Monaten Entlassungen an.

Weitere Konjunkturberichte

Zusätzlich veröffentlichen die vier Industrie- und Handelskammern in Rheinland-Pfalz einen gemeinsamen konjunkturelle Einschätzung für das Land Rheinland-Pfalz. Darüber hinaus  veröffentlichen die Industrie- und Handelskammern in der Metropolregion Rhein-Neckar einmal jährlich und zwar zum Jahresbeginn einen gemeinsamen Konjunkturbericht. Konjunkturberichte des DIHK zur bundesweiten Konjunkturentwicklung gibt es dreimal jährlich.

Ältere Konjunkturberichte können Sie anfordern über thomas.schmitz@pfalz.ihk24.de.
Stand: Mai 2024