Wahlprüfstein

Innovationsfähigkeit stützen

Aus Sicht der Berliner Wirtschaft sind innovationsfreundliche EU-Rahmenbedingungen entscheidend für die erfolgreiche Transformation des Innovations- und Industriestandorts Berlin, insbesondere in den Bereichen Digitalisierung, Klimaneutralität und Energiewende. Ebenso ist eine technologieoffene und unbürokratische Innovationsförderung auf internationalem Standardniveau erforderlich, um insbesondere disruptive Innovationen zu ermöglichen.

Industrie benötigt Planbarkeit

Die Berliner Industrie, geprägt durch vernetzte Anwendungen und datengetriebene Geschäftsmodelle, befindet sich im Wandel. Damit steigt auch der Bedarf an IT-Sicherheit und einem sinnvollen Verhältnis von Datenschutz und Innovationsfreundlichkeit. Die Standards hierfür können nur auf der europäischen Ebene gesetzt werden. Gleiches gilt für Regelungen im Kontext der Nachhaltigkeit. Das Verarbeitende Gewerbe in Berlin steht für rund 63 Prozent der privaten Aufwendungen für Forschung und Entwicklung im Jahr 2021 sowie für eine Exportquote von 44,7 Prozent im Jahr 2022. Um die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit, insbesondere von KMU, zu erhalten und zu steigern, sind langfristige und verlässliche Regelungen erforderlich. EU-Rechtsverschärfungen sollten dabei die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie im internationalen Kontext berücksichtigen.

Standortattraktivität und Industrieakzeptanz erhöhen

Die EU verliert in entscheidenden Technologiefeldern an Boden, bedingt durch hohe Energiekosten, komplizierte Genehmigungsverfahren und Fachkräftemangel, was auch in Berlin spürbar ist. Berlin zeigt bereits, was künftige Standortattraktivität ausmacht: Innovationen, Nachhaltigkeit und kurze Wege. Ein notwendiger Imagewandel der Industrie muss auf europäischer Ebene durch die Betonung der Bedeutung der Industrie für Wertschöpfung, Wohlstand und Wachstum unterstützt werden. Das Ziel der EU sollte sein, durch die Reduzierung von Standortnachteilen, die Förderung von Zukunftsorientierung und Innovation sowie gesteigerte Industrieakzeptanz die Attraktivität des Industriestandorts zu steigern und wettbewerbsfähig zu bleiben.

Innovationsförderung offen und unbürokratisch gestalten

Im Jahr 2022 gab es in Berlin 762 Industriebetriebe, über die Hälfte (436 Betriebe) hatten weniger als 50 Beschäftigte. Kleinere Unternehmen benötigen einfache Antragsverfahren, kurze Bearbeitungszeiten und angemessene finanzielle Unterstützung durch Förderprogramme. Die Förderung von innovativen, noch nicht profitablen Technologien ist essenziell für die nachhaltige Industrietransformation. Start-ups benötigen besseren Zugang zu Wagniskapital und längere Forschungszeiten sollten bei der Finanzierung berücksichtigt werden, besonders bei disruptiven Innovationen. Die EU muss nationale Förderungen ergänzen und durch
unbürokratische, standardisierte, digitalisierte Prozesse auf internationalem Niveau die
Industrie befähigen, Innovations- und Transferpotenziale zu heben