Innovations- und Produktmanagement

Den Industrie- und Handelskammern in Deutschland sind viele Aufgaben übertragen, die bereits traditionell Nachhaltigkeitsaspekte beinhalten. Das betrifft alle Leistungen der IHK, die dem großen Themenbereich „Fachkräfte“ zuzuordnen sind. Beispiele sind Beratung-, Registrierungs- und Betreuungsaufgaben im Rahmen der dualen Berufsausbildung, aber auch unser Weiterbildungsangebot für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Unternehmen, für Führungskräfte und Selbstständige. Wir unterstützen diese dabei, den Anforderungen im Berufsleben auch in Zukunft gewachsen zu sein und mit den geforderten Qualifikationen erfolgreich am Arbeitsleben teilnehmen zu können. Dadurch fördern wir die persönliche Weiterentwicklung. Gleichzeitig helfen wir Unternehmen dabei, qualifizierte Mitarbeitende zu finden und diese langfristig zu binden. Mit dieser Zielsetzung wollen wir unseren Mitgliedsunternehmen helfen, sich im harten Wettbewerb um Fachkräfte aufstellen und behaupten zu können. Hier nachhaltiger zu werden, heißt für uns: Wir sorgen dafür, dass zukünftig deutlich mehr Unternehmerinnen und Unternehmer oder deren Beschäftigte diese nachhaltigen Produkte nutzen.

Im Jahr 2023 ist die IHK Berlin mit der BERLINER FACHKRÄFTE PARTNERSCHAFT an den Start gegangen. Dies ist eine Initiative, in der alle Angebote und Hilfestellungen der IHK Berlin zum Thema Fachkräfte gebündelt und für die Mitgliedsunternehmen effektiv nutzbar gemacht werden.

Neben den Produkten rund um das Thema Fachkräfte bieten wir viele weitere Services und Weiterbildungen an. Hier nachhaltiger zu werden, heißt für uns: Produkte, die Unternehmerinnen und Unternehmer unterstützen, nachhaltige Entscheidungen zu treffen, in unser Leistungsportfolio aufzunehmen oder das Angebot vorhandener Produkte, um nachhaltige Aspekte zu erweitern und dafür zu sorgen, dass diese von einer größeren Zahl von Betrieben genutzt werden.

Im Rahmen der Einführung unserer strategischen Nachhaltigkeitsbemühungen haben wir unsere Produktpalette einer eingehenden Analyse unterzogen, um festzustellen, inwieweit unsere Angebote bereits nachhaltige Aspekte fördern. Zur Bewertung haben wir sie hinsichtlich der 20 Kriterien des Deutschen Nachhaltigkeitskodex evaluiert und in einem zweiten Schritt analysiert, welchen Impact sie beim Unternehmen erzeugen können. Die Ergebnisse sind Grundlage unserer weiteren Arbeit.

Das Ziel für 2021 und 2022 war es, die bestehenden Serviceprodukte um Angebote zu er- weitern, die Unternehmen beim nachhaltigeren Wirtschaften unterstützen. Ausgangspunkt waren 2021 die Bedarfe der IHK-Kunden, die uns durch Interviews des Innovation Offices bekannt sind. Es konnten zwölf für uns besonders relevante Bedarfe identifiziert werden. Darauffolgend wurde das Serviceangebot aller 78 IHKs in Deutschland gesichtet und die gewonnenen Ideen mit den Bedarfen verglichen. Die Produkte mit dem höchsten Impact wurden im Geschäftsfeld Service & Beratung umgesetzt.

Ein Beispiel ist die Beratung zu Finanzierung und Förderung. Die Finanzierungsberaterinnen und -berater der IHK Berlin haben sich Wissen zu Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten zum Thema Nachhaltigkeit für Unternehmen angeeignet und eine Übersicht für unsere Website erstellt, die die wichtigsten Förderprogramme darstellt. Ein weiteres Beispiel sind Erstinformationen für Existenzgründerinnen und -gründer. Module zum Thema Nachhaltigkeit wurden in die Einstiegsberatung und die englischsprachige Startup Class integriert. Außerdem wurden Informationen in die IHK-Broschüre für Gründende aufgenommen.

Darüber hinaus ist die IHK Berlin über das Projekt „Social Economy Berlin“ der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe mit relevanten Akteuren in der Stadt vernetzt, um Wissen aufzubauen und zukünftigen Social Entrepreneurs nützliche Kontakte an die Hand zu geben. Diese Kooperation wird 2024 durch mehrere gemeinsame Veranstaltungen ausgebaut

2022 haben wir aufbauend auf die Arbeit des Vorjahres in Strategieworkshops Themenschwerpunkte für unser Serviceangebot erarbeitet und festgelegt:

Im selben Jahr wurde mit der Stelle „Fachkoordinator/-in Nachhaltigkeit“ eine neue Position im Geschäftsfeld Service und Beratung geschaffen, um den Ausbau der Nachhaltigkeitsprodukte zu unterstützen. Der neue Nachhaltigkeitskoordinator begleitete auch das erste Festival der Nachhaltigkeit der IHK Berlin, welches im August 2022 stattfand – eine Großveranstaltung mit über 700 Teilnehmerinnen und Teilnehmern und 80 Speakern unter dem Motto „Von Unternehmen für Unternehmen“. Unsere Themenschwerpunkte wurden dabei in Vorträgen, Workshops und Podiumsdiskussionen aufgegriffen.

Von 2021 bis 2023 fand die Trendwerkstatt Nachhaltigkeit fünfmal statt. Das Motto „Von Unternehmen für Unternehmen“ stand auch hier im Vordergrund: Vorab wurden die Themen durch eine Umfrage unter KMU ermittelt und die Referentinnen und Referenten kamen aus der Berliner Unternehmerschaft. In drei parallellaufenden Workshops wurde sich mit der strategischen Aufstellung und Zielsetzung hinsichtlich Nachhaltigkeitsthemen, dem ökologischen Fußabdruck und der Wertschöpfung im Unternehmen auseinandergesetzt. Außerdem wurden inspirierende „Impulsstorys“ vorgestellt.

Für die Energie- und Umweltbeauftragten der Berliner Unternehmen gibt es bereits seit langer Zeit Gesprächskreise. Diese wurden nach der Coronakrise neu aufgestellt und finden nun unter den Namen „Energie aktuell“ und „Umwelt aktuell“ online mehrfach im Jahr statt. Sie bieten einen Überblick über die aktuellen rechtlichen und technologischen Entwicklungen und wurden für neue Teilnehmerinnen und Teilnehmer geöffnet. Für Azubis aller Berufsausbildungen, die sich in den Themen Energieeffizienz, Klimaschutz und Ressourcenschonung weiterbilden möchten, boten wir auch 2023 wieder das Energie-Scouts-Programm an.

Aufgrund des ermittelten Bedarfs unserer der Mitgliedsunternehmen sowie unserem Anspruch, frühzeitig auf zukünftige Rechtsveränderungen aufmerksam zu machen, wurde 2023 die Onlineveranstaltungsreihe „EU-Taxonomie Kompakt“ gestartet, die mit fünf Ausgaben pro Jahr über die entwickelnde Regulatorik und und Veränderungen in den Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung informiert und die 2024 fortgeführt wird.

Für Anfang 2024 ist ebenfalls eine neue Veranstaltung in Planung: Mit der „IHK Sustainability Week“ (Arbeitstitel) sollen in unterschiedlichen Formaten verschiedene Zielgruppen angesprochen werden. Dieses Event planen und führen wir abteilungsübergreifend durch. Sowohl online als auch in Präsenz will die IHK Berlin so noch zielgenauer auf die vielfältigen Bedarfe und Perspektiven unterschiedlicher Menschen in den Berliner Unternehmen eingehen – von Auszubildenden über Nachhaltigkeitsbeauftragte bis hin zu Geschäftsführerinnen und Geschäftsführern.

Auch in Bezug auf Weiterbildungen wollen wir von den Berliner Unternehmerinnen und Unternehmern als ein serviceorientierter Partner wahrgenommen werden, der hochwertige und qualitätsgesicherte Dienstleistungen anbietet.

Als Kultivator sorgen mit unseren Angeboten zum einen für die Orientierung der Unternehmerinnen und Unternehmer bezüglich Weiterbildungsbedarfe und -potenziale und zum anderen für Transparenz auf dem Berliner Weiterbildungsmarkt.

Neben Themen wie digitaler Transformation und Fachkräfteentwicklung ist Nachhaltigkeit ein wichtiges Fokusfeld in unserem Angebot. In Kooperation mit der DIHK-Bildungs-gGmbH und der IHK Akademie München und Oberbayern gGmbH haben wir seit 2022 folgende Zertifikatslehrgänge in unser Portfolio aufgenommen:

Mitte 2023 folgte die Aufnahme der IHK-ONLINE Sprints mit den Themen EU-Taxonomie (DIHK) und Nachhaltigkeitsberichterstattung (DIHK). Unsere IHK-ONLINE Sprints reihen sich in die Service- und Unterstützungsangebote der IHK Berlin ein und bilden eine Schnittstelle zu der ONLINE-Veranstaltungsreihe „EU-Taxonomie kompakt und CSRD“, die vom Bereich Gründung, Start-ups & Nachhaltigkeit mehrmals im Jahr angeboten wird.

Um der großen Nachfrage nach beruflichen Qualifizierungen im Bereich Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Talente und künstliche Intelligenz nachzukommen, sind für 2024 weitere Onlineweiterbildungen im Rahmen von Kooperationen mit der DIHK-Bildungs-gGmbH und anderen Kooperationspartnern geplant. Denkbar ist eine Erweiterung des Angebots um die Lehrgänge „CSR-Manager/-in“, „KI-Manager/-in“ oder „KI-Tools in der Unternehmenspraxis“. Zudem sollen diverse Webinar-Reihen und „Learning-Nuggets“ das Angebot rund um das Thema nachhaltiges Wirtschaften ergänzen.

Das Innovation Office steuert und setzt die innovative und kundenzentrierte Produktentwicklung in der IHK Berlin um. Es hat im Herbst 2019 seine Arbeit aufgenommen. Kernaufgabe ist die Entwicklung und Umsetzung neuer IHK-Angebote durch den Innovationsprozess sowie Erhalt und Ausbau der Innovationstruktur in der IHK Berlin. Aus den strategischen Fokusthemen wurden für die Produktentwicklung im Innovation Office Schwerpunkte auf die Themen Nachhaltigkeit und Talente gelegt. Es werden daher ausschließlich Kundenbedarfe bearbeitet, die sich diesen beiden Fokusthemen zuordnen lassen.

Seit Bestehen des Innovation Offices konnte die Innovationskultur der IHK bereits spürbar vorangetrieben werden. Im gesamten Haus wird mit kundenzentrierten Ansätzen und Methoden gearbeitet, auch dank des Einsatzes anderer Abteilungen und besonders engagierter Einzelpersonen.

In den vergangenen Monaten wurden die Kenntnisse zu Bedarfen im Bereich Nachhaltigkeit stetig ausgebaut und vertieft. Unsere Annahme der unterschiedlichen „Awareness“ der Berliner Unternehmerschaft zum Thema Nachhaltigkeit hat sich inzwischen bestätigt und wird bei der Entwicklung unserer Produkte sowie an vielen anderen Stellen im Haus regelmäßig berücksichtigt. Die ermittelten Bedarfe werden organisationsintern stetig kommuniziert und berücksichtigt. Ein Beispiel ist die Entwicklung einer Strategie für das Geschäftsfeld Service und Beratung. Die ermittelten Kundenbedarfe, Impulse aus den Kontakten zur Politik, vorhandenes Wissen und die Möglichkeiten, die sich aus Kooperationen ergeben, konnten verwertet und zu einer Strategie gebündelt werden.

In der Produktentwicklung wollen wir auf möglichst konkreten und bekannten Bedarfen der Zielgruppe aufbauen. Nachdem erste informative und aufklärende Angebote im Bereich Nachhaltigkeit geschaffen wurden, sind diese nun zu einer ganzen IHK-Themenwelt rund um das Thema Nachhaltigkeit angewachsen. Ein Prototyp speziell für Unternehmerinnen und Unternehmer mit besonders hoher Awareness konnte sich im Innovationsprozess nicht durchsetzen und wurde ad acta gelegt.

Im Innovation Office wird inzwischen an spezifischeren, tiefergehenden Bedarfen gearbeitet. Eine aktuelle Fragestellung ist zum Beispiel, wie Unternehmerinnen und Unternehmer passende, einfache Maßnahmen genau für ihr Unternehmen identifizieren können – und natürlich wie die IHK Berlin dabei konkret unterstützen kann.

Durch die Veränderung der Innovationskultur innerhalb der Organisation hat sich auch die Arbeitsweise des Innovation Office weiterentwickelt. Nachdem in den letzten Jahren vor allem bereichsübergreifende Innovationsteams angeleitet und gesteuert wurden, arbeitet das Innovation-Office-Team nun teamintern an den bestehenden und neuen Innovationsprojekten. So können sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Innovation Office den Innovationsprojekten in Vollzeit widmen. Zusätzlich begleitet das Innovation Office die neuen Angebote noch länger als bisher.

Um die langfristige und nachhaltige Verankerung der Innovationsergebnisse sicherzustellen, hat das Innovation Office den Auftrag bekommen und übernommen, die neuen IHK-Angebote vollständig und erfolgreich in den Markt einzuführen. Damit soll die effektive Übergabe an die IHK-Fachkollegen erleichtert werden.

Aktuell arbeitet das Innovation Office an dem neuen IHK-Produkt „Checkliste Wissenssicherung“ (Launch August 2023, Übergabe an den IHK-Fachbereich „Fachkräfte & Weiterbildung” November 2023). Dabei handelt es sich um ein kostenfreies, online verfügbares Angebot, mit dem Unternehmen Wissen sichern können, wenn Beschäftigte ausscheiden. Besonders angesprochen werden die Unternehmerinnen und Unternehmer, die über keine oder wenig Erfahrung auf dem Gebiet Wissenssicherung verfügen.

2024 werden die anderen, bereits im Innovationsprozess bestätigten Prototypen bearbeitet und voraussichtlich als neue IHK-Angebote ausgerollt. Dabei bleibt das bestehende Angebot weiterhin bestehen. Aktuell liegen Prototypen zu weiteren Themen vor, ein Thema ist beispielsweise „Wertschätzung von Mitarbeitern“.