IHK-Fachkräftemonitor - Fachkräftemangel: „Wir müssen dranbleiben!“

Der Fachkräftemangel ist in der aktuellen Konjunkturphase nicht mehr das alles dominierende Thema in den Betrieben. Dennoch: 46 Prozent der Unternehmen gaben in der Frühjahrs-Konjunkturumfrage der IHK Ulm an, im Fachkräftemangel ein Risiko für die weitere betriebliche Entwicklung in den kommenden Monaten zu sehen. Und die Ergebnisse des neuen IHK-Fachkräftemonitors bestätigt dies. So müssen in der IHK-Region Ulm derzeit rund 11.500 offene Stellen unbesetzt bleiben, weil sich keine passenden Personen finden. Und der Engpass wird bis 2035 auf 18.650 fehlende Arbeits- und Fachkräfte zunehmen.
Folglich werden dann 6,3 Prozent der Stellen unbesetzt bleiben – eine Verdoppelung gegenüber 2024. „Das Thema Fachkräftemangel darf angesichts von aktueller Stagnation und geopolitischer Krisen nicht aus den Augen verloren werden. Passende Strategien zur Minderung von Fachkräfteengpässen bleiben ein entscheidender Faktor für die wirtschaftliche Entwicklung in der Zukunft“, kommentiert IHK-Hauptgeschäftsführerin Petra Engstler-Karrasch den IHK-Fachkräftemonitor.

Fachkräftemangel bedeutet wirtschaftlichen Schaden
Wenn Unternehmen Arbeitsplätze dauerhaft nicht besetzen können, bedeutet dies, dass Aufträge nicht umgesetzt oder gar nicht erst angenommen werden oder Dienstleistungen nicht erbracht werden können. Wenn Planer und Ingenieure fehlen, wenn nicht ausreichend Fachkräfte zu Bedienung und Wartung neuer Anlagen vorhanden sind, werden die Betriebe zudem weniger investieren. Laut den Be-rechnungen der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (GWS) - den Erstellern des neuen IHK-Fachkräftemonitor - würden der Baden-Württembergischen Wirtschaft über die nächsten zehn Jahre insgesamt 170 Mrd. Euro an Wertschöpfung entgehen.
Engpässe bestehen laut Monitor gerade bei gewerblich-technischen Berufen, aber auch für Tätigkeiten in Logistik, Verkauf, Gesundheitswesen sowie in der Unternehmensorganisation fehlt Personal. Besonders groß sind die Engpässe zudem bei qualifizierten Fachkräften mit abgeschlossener Berufsausbildung. Aber auch spezialisierte Fachkräfte und akademische Experten sind weiterhin stark gefragt.

Region hat sich überdurchschnittlich entwickelt
Allerdings: Die aktuelle Projektion der Fachkräfteengpässe fällt deutlich niedriger aus als die Prognose des alten Fachkräftemonitors von 2020. Im Schnitt der Jahre 2024 bis 2035 fehlten in der IHK-Region Ulm laut dem alten Monitor rund 25.000 Fachkräfte. Der neue Fachkräftemonitor weist für diesen Zeitraum durchschnittlich pro Jahr 14.400 unbesetzte Stellen aus.
Die Erklärung dazu: Bei der Schaffung neuer Arbeitsplätze und deren Besetzung war die Wirtschaft der IHK-Region Ulm im vergangenen Jahrzehnt sehr erfolgreich. Zwischen 2015 und 2024 ist die Zahl der Beschäftigten um 12,5 Prozent gestiegen - mehr als doppelt so stark wie auf Landesebene. Damit einher ging ein überdurchschnittliches Bevölkerungswachstum – vor allem aufgrund von teils so nicht zu erwartender Zuwanderung aus dem Ausland, wie zum Beispiel aus der Ukraine, aber auch durch Binnenwanderungen. Zudem ist es gelungen, die Erwerbsbeteiligung weiter zu erhöhen, insbesondere bei Frauen und älteren Beschäftigten.

Eingeschlagenen Weg zur Fachkräftesicherung fortführen
„Die regionale Wirtschaft war mit ihren Anstrengungen in der Aus- und Weiterbildung, der Personalakquise im In- und Ausland und ihren Maßnahmen zur Bindung von Mitarbeitenden durchaus erfolgreich. Diesen Weg gilt es konsequent fortzusetzen. Da müssen wir dranbleiben!“, fordert Engstler-Karrasch. Zu den zentralen Stellschrauben zählen auch weiterhin die Erhöhung der Erwerbsbeteiligung und des tatsächlichen Renteneintrittsalter sowie eine gezielte Zuwanderung. „Neben dem Engagement der Unternehmen, sind hierfür aber auch politische Rahmen-bedingungen erforderlich, die das Arbeiten im Alter und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erleichtern“, so die IHK-Hauptgeschäftsführerin abschließend.

Hintergrund: Der neue IHK-Fachkräftemonitor für Baden-Württemberg ist unter www.ihk-fachkraeftemonitor.de/bw öffentlich zugänglich. Das zugrunde liegende Modell (Reiter Methodik im Monitor) wird jährlich aktualisiert, sodass aktuelle Trends und politische Maßnahmen zeitnah in die Berechnungen und Projektionen einfließen können. Auch wird der IHK-Fachkräftemonitor jährlich um neue Szenarien ergänzt.