Kulturelle Vielfalt

Fair Culture

Kultur- und Kreativwirtschaft als Schlüssel zu nachhaltiger Entwicklung

Die Kultur- und Kreativwirtschaft gehört zu den wachstumsstärksten Branchen der Weltwirtschaft. 174,1 Milliarden Euro hat die Branche 2019 allein in Deutschland umgesetzt. Damit übertrifft sie (in Vor-Coronazeiten) wichtige Wirtschaftszweige wie die chemische Industrie, die Energieversorgung oder die Finanzdienstleistungsbranche.
Auch in Ländern des Globalen Südens wuchs der Kultur- und Kreativsektor zuletzt zunehmend. Insbesondere in den Bereichen Produktdesign, Film, Musik und Mode sind die Länder des Globalen Südens auf dem Weltmarkt bereits wettbewerbsfähig. Dieses Potenzial kann für die Verbesserung sozialer und ökologischer Produktionsbedingungen genutzt werden. Denn laut UNESCO Weltbericht von 2018 „Kulturpolitik“ entfallen bislang nur rund ein Viertel der Exporte auf den Globalen Süden.

Internationale Kunst und Kultur in Zeiten von Covid-19

Allerdings treffen die zur Eindämmung der Corona-Pandemie ergriffenen Maßnahmen die Branche weltweit empfindlich. Lebt doch die Branche wie kaum eine andere von persönlicher Begegnung und menschlicher Interaktion. Wie also kann die Kultur- und Kreativlandschaft global gestärkt und widerstandsfähiger werden? Wie kann sie dabei helfen, die aktuelle Krise als internationale Gemeinschaft zu bewältigen und dabei vorhandene Ungleichheiten zwischen Nord- und Südhalbkugel einzuebnen?
Kultur, kulturelle Vielfalt und Kreativwirtschaft gelten als wichtige Innovationsressourcen und sind ein Schlüssel für nachhaltige Entwicklung. Die UNESCO hält die Brache für elementar, wenn es um weltweite Teilhabe geht, da sie nicht nur einen wirtschaftlichen Wert schaffen, sondern sich durch ihre identitätsstiftende Komponente auch in nachhaltig fairer Weise positiv auf die Entwicklung auswirken kann.
In Anlehnung an „Fair Trade“ hat die Deutsche UNESCO-Kommission daher die Initiative „Fair Culture“ ins Leben gerufen. Ziel der Initiative ist, die Wertschöpfungsketten im Kultur- und Kreativbereich nachhaltiger und fairer zu gestalten und die Bedingungen und Marktzugänge für Kunst- und Kulturproduktion aus dem Globalen Süden und weltweit weiter zu verbessern. Dass dies gelingen kann, zeigen die Ergebnisse und Erfahrungen aus dreißig Jahren „Fair Trade“-Bewegung.

Wenn nicht jetzt, wann dann?

Insbesondere im Kontext zunehmender globaler Vernetzung, Digitalisierung sowie veränderter Produktions- und Rezeptionsbedingungen, etwa durch Onlineplattformen oder Streaming-Dienste, braucht es innovative Ansätze für faire Produktion und fairen Austausch von Gütern und Dienstleistungen im Kultur- und Kreativbereich. Dies gilt in Folge der Corona-Pandemie umso mehr – hier wie dort.
Mit Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) erstellt die Deutsche UNESCO-Kommission unter wissenschaftlicher Leitung von Prof. Dr. Véronique Guèvremont, Inhaberin des UNESCO-Lehrstuhls „Vielfalt Kultureller Ausdrucksformen“ an der Universität Laval in Québec, derzeit die Studie „Fair Culture als Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung“.
Ziel der Studie ist, den aktuellen Forschungsstand zu (kulturellen) Wertschöpfungsketten sowie den Bereichen „Fair Trade“ und nachhaltiger Handel auszuwerten und spezifische Potenziale für den Kultur- und Kreativsektors herausarbeiten. Aufbauend hierauf formuliert die Studie Empfehlungen für Ansatzpunkte und Maßnahmen insbesondere mit Blick auf die europäische und deutsche Entwicklungspolitik.
Kultur ist mehr als nice to have – Sie ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und kann ein tragendes Element der Entwicklungszusammenarbeit in einer global vernetzten Weltgemeinschaft sein.
Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite der Unesco.
Anna-Clara Belkaceme, IHK Region Stuttgart
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