Pressemitteilung

PM062: Unternehmen haben kaum Energie für die Energiewende

IHK-Umfrage zeigt: Inflation und Krisen gefährden Transformationsprozess

Elbe-Weser-Raum (IHK). Eine regionale Auswertung des Energiewende-Barometers der IHK-Organisation zeigt, dass Unternehmen im Elbe-Weser-Raum kaum Energie für die Energiewende übrighaben.
Die Bedeutung der Energieversorgung und -effizienz hat sich in den letzten zwölf Monaten bei vielen Unternehmen verändert und ist zu einem erheblichen Kostenfaktor geworden. Vor der Energiekrise waren die Strompreise und die Energieeffizienz für den Großteil der Unternehmen nicht maßgebend für ihre Existenz. Mittlerweile sehen viele ihre geschäftliche Entwicklung davon beeinflusst. Erfreulich ist, dass vier von fünf Unternehmen bisher konkrete Probleme bei der Versorgungssicherheit verneinen konnten. Rund zehn Prozent gaben an, mit Stromausfällen unter drei Minuten konfrontiert worden zu sein. Allerdings befürchten 61,6 Prozent künftig ein zunehmendes Problem durch Engpässe bei Übertragungs- und Verteilnetzen. „Die Energieversorgung ist der Grundstein unserer Wirtschaft. Sie muss stabil und zuverlässig sein, um Sicherheit und Planbarkeit zu gewährleisten,“ hebt Christoph von Speßhardt, Hauptgeschäftsführer der IHK hervor.
Die Auswirkungen der hohen Energiepreise haben auch Einfluss auf das Investitionsverhalten. Etwa 40 Prozent der Unternehmen stellen ihre Investitionen in Kernprozesse zurück. Insbesondere Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern sehen ihre Wettbewerbsfähigkeit am Standort Deutschland gefährdet. Die größten Hindernisse der Transformation zu mehr Klimaschutz sind laut den Betrieben zu viel Bürokratie, die langsamen Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie fehlende Informationen. Auch in der Energiepolitik müssten Verlässlichkeit und Planbarkeit gegeben sein. Durch zahlreiche Gesetzesentwürfe, Richtlinien und Vorgaben entstehe ein bürokratisches Dickicht, das die Energiewende hemmt.
Eigenstrompotenziale werden zu wenig genutzt
Der Großteil der Unternehmen gab an, dass die Rahmenbedingungen für die Eigenversorgung und für Direktlieferverträge verbessert werden müssen. „Die Potenziale der Eigenversorgung sind lange nicht ausgeschöpft, aber durch Regulierungen, Abschaltungen und fehlende oder unattraktive Förderprogramme wird es Unternehmen auch nicht leicht gemacht.“, kritisiert Sina Elmers, Energiereferentin der IHK.
Bei Maßnahmen für Energieeffizienz und Eigenerzeugung greifen zwei von drei befragten Unternehmen auf Investitionen in effiziente Technik (z. B. Austausch Elektromotoren, Beleuchtung, Druckluft etc.) zurück. Jedes dritte Unternehmen investiert in die energetische Gebäudesanierung oder die Einbindung externer Dienstleister (Berater, Contractoren).
82 Prozent der Unternehmen haben bereits effizienzsteigernde Maßnahmen realisiert oder avisiert. Weiterhin beliebt ist auch die Anschaffung von Elektrofahrzeugen und der Aufbau einer eigenen Ladeinfrastruktur.
Klimaneutralität steht momentan hinten an
Etwas mehr als die Hälfte der Unternehmen aus dem Elbe-Weser-Raum gaben an, dass sie sich nicht zum Ziel gesetzt haben, klimaneutral zu werden. Doch ohne die Bereitschaft der Wirtschaft wird sich das nötige Tempo der Energiewende nicht erreichen lassen. „In dieser schwierigen Zeit darf die Wirtschaft vor Ort nicht erstickt werden. Unsere Unternehmen brauchen Unterstützung, um wieder durchatmen zu können“, fordert Christoph von Speßhardt. Denn nur wenn das Kerngeschäft der Wirtschaft vor Ort laufe, würden Ressourcen frei, um sich der Energiewende und dem Klimawandel widmen zu können.
Hintergrund: In der jährlichen Umfrage des Energiewende-Barometers der IHK-Organisation werden Unternehmen in ganz Deutschland über Fortschritte der Energiewende und zur aktuellen Klima- und Energiewendepolitik befragt. Aus dem Bezirk der IHK Stade für den Elbe-Weser-Raum haben 55 Unternehmen teilgenommen.
Pressemitteilung Nr. 62
Stade, 29. August 2023