Allianz für nachhaltiges Bauen in MV

Im Zuge des Klimawandels rückt zusätzlich zu den im Betrieb verursachten Emissionen der gesamte CO2-Fußabdruck und Standort von Bauwerken verstärkt in den Fokus und macht eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung über den gesamten Lebenszyklus erforderlich. Zahlreiche Akteure in Mecklenburg-Vorpommern sind seit Jahren oder sogar Jahrzehnten in diesem Bereich aktiv und stoßen dabei immer wieder auf Hindernisse, die eine dynamische Entwicklung des nachhaltigen Bauens bislang bremsen.
Vor diesem Hintergrund hat sich eine breite Allianz für nachhaltiges Bauen in Mecklenburg-Vorpommern zusammengefunden, um sich u.a. gemeinsam für eine möglichst zügige Anpassung von Rahmenbedingungen einzusetzen. Am 28.10.2022 konstituierte sich die Allianz in einer Auftaktveranstaltung in der IHK zu Schwerin mit den Zielen:
  1. ein gemeinsames Verständnis von ressourcenschonendem Bauen zu entwickeln,
  2. Informationsangebote für planende und bauausführende Betriebe bereitzustellen,
  3. sich gemeinsam für eine möglichst zügige Anpassung notwendiger Rahmenbedingungen einzusetzen.

Partner der Allianz

Gruppenfoto
Folgende Institutionen haben ihre Mitarbeit zur Allianz für nachhaltiges Bauen in MV bereits zugesagt:
Die Allianz für nachhaltiges Bauen in MV nutzt die Plattform Treffpunkt Zukunftshandeln MV zur internen Kommunikation. Diskussionsbeiträge der Mitglieder und themenbezogene Veranstaltungen können dort eingesehen werden. Interessierte können der Gruppe beitreten.

Aktuelles

Die Allianzpartner haben sich im Dezember 2022 zu einer weiteren Beratung getroffen. Im Januar 2023 fand ein interner Workshop zur Erarbeitung einer gemeinsamen Rahmenvereinbarung und der Priorisierung von Projekten statt.
Ziel des Austausches war es, Projekte mit Hebelwirkung ("Leuchttürme") zu entwickeln und zu priorisieren, sowie sich über die Arbeitsweise innerhalb der Allianz zu verständigen. Herauskristallisiert haben sich Themenfelder, die künftig als Projekte fortgeführt werden sollen. Folgende Projektgruppen konnten ermittelt werden:
  • Bauteilbörse in Mecklenburg-Vorpommern zu initiieren,
  • Öffentlichkeitsarbeit bzgl. der Handlungsempfehlungen für nachhaltiges Bauen
  • Initiierung einer Machbarkeitsstudie zur „Wertschöpfungskette ökologische Baustoffe“
  • Berechnung der CO2-Äquivalente auf Landesebene „erforschen“
Parallel läuft als Priorität die aktive Teilnahme am Beteiligungsverfahren des Klimaschutzgesetztes und die Erarbeitung konkreter und politisch umsetzbarer Handlungsempfehlungen. Hierzu gab es über die Projektgruppen Online- Abstimmungen im März und April 2023.
Für das Positionspapier zur Zirkularität ist eine Online-Diskussion am Freitag, 19.05.2023 um 10:00 Uhr geplant. Zugangsdaten sind auf der Plattform Treffpunkt Zukunftshandeln MV erhältlich.

Rückblick: Workshop am 20.4.2023 in Stralsund

Am 20. April 2023 trafen sich Mitglieder der Allianz für nachhaltiges Bauen in MV und Interessierte im Strahlwerk in Stralsund, um sich über zirkuläres Wirtschaften in der Baubranche zu informieren und landesspezifische Gegebenheiten zu diskutieren. Die Initiatoren Andreas Flock und Christian Theel hatten als Impulsgeberinnen Nora Iannone, Uta Herz und Nora Bernstein eingeladen, die über das Projekt „Materialgeschichten“ in Weimar sowie über Erfahrungen und Angebote des Bauteilnetzes Deutschland sowie des Unternehmens Concular berichteten.

Chancen und Herausforderungen

Die Diskussion entspann sich anschließend insbesondere um abfallrechtliche Hürden in Bezug auf Gewährleistungen und Haftungsfragen sowie Zugangsbeschränkungen versus Open- Source- Ansätze. Notwendige Kompetenzen sowie der Umgang mit Energieeffizienzstandards waren weitere Themen. Eine erste Vernetzung mit Berliner Akteuren, der Initiative „Nachhaltig Bauen im Norden“ sowie dem Abbruchverband Nord zahlt darauf ein, keine Doppelstrukturen aufzubauen. Erstmalig dabei war auch der Makerport Stralsund, der für ein graphic recording und die technische Begleitung bei dem hybriden Workshop sorgte. 

Initiierung einer Bauteilbörse MV

Die Mitglieder der Allianz für nachhaltiges Bauen in MV haben sich zum Ziel gesetzt, notwendige Voraussetzungen für zirkuläres Bauen in MV zu initiieren. Die Projektgruppe „Wertstoffe und Zirkularität“ trifft sich regelmäßig, um ein Netzwerk und Maßnahmen für lokale Bauteilbörsen zu koordinieren. Interessierte sind herzlich eingeladen, sich einzubringen.
Wer sich in den Projektgruppen engagieren möchte, kann sich gerne per E-Mail an wetzig@schwerin.ihk.de wenden.

Weitere Partner willkommen

Siegbert Eisenach, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer zu Schwerin, betonte in seiner Rede anlässlich der Gründungsveranstaltung, dass die Allianz keine starre Hülle sei, sie werde gelebt und ständig mitgestaltet – und sie sei kein „closed shop“ – wer mitmachen und sich einbringen möchte, sei jederzeit herzlich eingeladen.
In seinem Grußwort begrüßte Minister Christian Pegel die Initiative zur Gründung der Allianz, und gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass diese koordinierend wirken würde. Zudem sah er einen wichtigen Beitrag der Allianzpartner darin, durch Informationsangebote und Vernetzung positiv auf Bauherren und bauausführende Betriebe einzuwirken.

Alles anders

In seinem Impulsvortrag „Die Bauwende: Alles wird sich ändern!“ ging Jörg Finkbeiner auf die Kreislaufwirtschaft, nachwachsende Rohstoffe und erneuerbare Energien ein. So wäre weniger schlecht noch lange nicht gut. Das sogenannte Downcycling, bei dem das recycelte Material von geringerer Qualität und Funktionalität als das ursprüngliche Material sei, sei nicht ausreichend. Es bedürfe eines Recyclings, eines echten Kreislaufs. Herr Finkbeiner schilderte in seinem mit Spannung verfolgten Vortrag, vor welchen Herausforderungen selbst erfahrene Planer und Bauherren bei klimagerechter Umnutzung von Bestandsbauten und Bauteilrecycling heutzutage noch stünden.

Beispiele aus Mecklenburg-Vorpommern

Die Präsentationen der drei Best-Practice-Beispiele aus Mecklenburg-Vorpommern zeigen eindrücklich, dass  zahlreiche Akteure in Mecklenburg-Vorpommern bereits aktiv sind und spezialisiertes Fachwissen vorhanden ist. Die Europäische Bildungsstätte für Lehmbau in Wangelin, das Gymnasium Reutershagen als Plus-Energie-Schule sowie das Bündnis Plant3 aus Greifswald beeindruckten mit ihren weitreichenden Konzepten und Aktivitäten.
Die Präsentationen sind auf Anfrage erhältlich.

Aufbruchstimmung spürbar

In drei moderierten Foren wurde anschließend gemeinsam
  • das Verständnis von nachhaltigem Bauen diskutiert sowie
  • landesspezifische Rahmenbedingungen und
  • wichtige Handlungsfelder bestimmt.
Die Empfehlungen aus den Foren werden in den folgenden Monaten in den nächsten Allianz-Veranstaltungen weiter diskutiert und als konkrete Handlungsempfehlungen an die Politik gegeben.
Wichtige Diskussionspunkte waren
  • das Einpreisen volkswirtschaftlicher Kosten in die Marktpreise, z.B. Entsorgungskosten für Baustoffe,
  • fehlende Genehmigungs- oder Veröffentlichungspflichten,
  • fehlende Kontrolle der Umsetzung von Gesetzen und
  • die notwendige Sensibilisierung von Bauherren.
Es verfing auch die Idee, ökologisches Bauen als Markenkern für Mecklenburg-Vorpommern zu etablieren, dies im Sinne einer Markenstrategie zu fördern, und damit regionale Verantwortung zu übernehmen. Diese wäre Fundament einer regionalen Wertschöpfungskette, die als real-wirtschaftlicher Weg die Bauwende möglich machen kann. Alle Akteure seien vorhanden, oftmals fehle aber die Anschubfinanzierung.
Während zu den Themen ökologische Baustoffe und energetisches Sanieren bereits Konzepte und Ideen vorhanden seien, sei im Bereich Wertstoffkreisläufe/Bauteilrecycling teilweise noch Pionierarbeit zu leisten. Hier stellt sich die Frage, wie echte Wertstoffkreisläufe regional etabliert werden könnten.

Fotodokumentationen

Forum I: Ökologische Baustoffe

 

Forum II: Energetisches Sanieren

Forum III: Wertstoffkreisläufe/Bauteilrecycling

Zusammenarbeit

Der Präsident der Architektenkammer Mecklenburg-Vorpommern, Christoph Meyn, betonte in seinen Schlussworten die Dringlichkeit der Bau-Wende. Sie müsse mit einer höheren Geschwindigkeit als bisher verfolgt werden und könne nur gemeinsam gelingen. Er äußerte sich positiv über die im Land ansässige Fachkompetenz im Bereich des nachhaltigen Bauens dankte für die interessanten Impulse aus dem Referenten- und Teilnehmerkreis. Die Allianzpartner würden sich künftig eng abstimmen und über gemeinsame Aktivitäten beraten. So sollten die in den Fachforen zusammengetragenen Empfehlungen im weiteren Schritt in einen Forderungs- und Maßnahmenkatalog formuliert und an die Politik überreicht werden.