IHK zu Schwerin
Konjunktur Westmecklenburg Herbst 2022
Der IHK-Konjunkturklimaindex für Westmecklenburg fällt auf ein Rekordtief. Besonders die Geschäftserwartungen der Unternehmen brechen dramatisch ein. Steigende Energiekosten belasten die gesamte Wirtschaft.
„Es ist dramatisch. Man kann es nicht anders ausdrücken. Die steigenden Energiekosten belasten quasi alle Unternehmen. Die Preissteigerungen ziehen sich wie ein roter Faden durch den gesamten Wirtschaftskreislauf“, erläutert Matthias Belke, Präsident der Industrie- und Handelskammer zu Schwerin.
Konjunkturindex auf Rekordtief
Der
IHK-Konjunkturklimaindex für Westmecklenburg fällt in der aktuellen Herbstumfrage 2022 auf ein neues Rekordtief.
Mit 68,4 Punkten unterbietet es sogar das bisherige Allzeittief vom Frühsommer 2020, als die COVID19-Pandmie die Wirtschaft lähmte. Besonders stark sind die
Erwartungen der Unternehmen eingebrochen. Nur 5 Prozent der Befragten rechnen mit einer Aufhellung ihrer wirtschaftlichen Lage. Ganze 68 Prozent gehen davon aus, dass es schlechter wird. Solch ein großer Pessimismus wurde bisher noch nicht gemessen. Die
Einschätzungen zur aktuellen Lage sehen dagegen noch verhältnismäßig stabil aus.
35 Prozent bezeichnen ihre derzeitige Situation als gut. 44 Prozent sehen ihre Lage als befriedigend an und nur etwas mehr als 21 Prozent als schlecht.
„Unser IHK-Konjunkturbericht (PDF-Datei · 1714 KB) verdeutlicht, dass die Erwartungen der Wirtschaftsakteure ein wesentlicher Motor der konjunkturellen Dynamik sind. Kommt er ins Stocken, dann läuft der gesamte Wirtschaftskreislauf nicht mehr rund. Im Moment wird die betriebswirtschaftliche Planbarkeit durch unkalkulierbare Kostenexplosionen insbesondere bei der Energie überlagert. Das führt dazu, dass anderweitige Investitionen momentan zurückgestellt werden. Wichtig für unsere Unternehmen ist es, schnellstens Sicherheit zu erhalten. Denn Ungewissheit ist gerade bei den Energiekosten ein Gift“, so Siegbert Eisenach, Hauptgeschäftsführer der IHK zu Schwerin.
Insgesamt zeigt die Auswertung der IHK eine deutliche Zunahme der Risiken. Die Unternehmen stehen vor einer komplexen Gemengelage bestehend aus weiter steigenden Kosten, Engpässen bei Lieferungen, Rückgängen der Nachfrage und einer Unkalkulierbarkeit bei der eigenen Preissetzung.
Das am häufigsten genannte
Risiko der wirtschaftlichen Entwicklung sind die Energiepreise. Mit 83 Prozent der Nennungen misst die IHK zu Schwerin in dem Bereich einen neuen Höchstwert.
Dicht
gefolgt werden die Energiepreise
von der fehlenden Planungssicherheit durch rund zwei Drittel der teilnehmenden Unternehmen. Doch auch die Preise für Rohstoffe, die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, steigende Arbeitskosten, der Mangel an Arbeitskräften und eine schwache Inlandsnachfrage belasten die heimische Wirtschaft.
„Dringend benötigte Unterstützung muss jetzt schnell, unbürokratisch und wirkungsvoll umgesetzt werden. Es geht um den strukturellen Erhalt unserer Branchen und der Sicherung der hier Beschäftigten. In diesem Zusammenhang weise ich gerne wiederholt auf unsere Vorschläge hin, wie den Beginn der Laufzeit des Gaspreisdeckels für Haushalte und Gewerbe auf den 1. Januar 2023 vorzuziehen und gegebenenfalls rückwirkend Entlastungen mit dem jetzt definierten Beginn am 1. März 2023 anzuwenden. Alternativ könnte der Bund nicht nur den Abschlag für den Dezember 2022, sondern auch für die Folgemonate Januar und Februar 2023 übernehmen“, so Matthias Belke. „Unsere Wirtschaft hat in den vergangenen Jahrzehnten eine Vielzahl an Top-Unternehmen hervorgebracht. Es muss verhindert werden, dass wir als Land diese leistungsfähige Basis verlieren. Wir müssen auch den Blick nach vorne richten und mit dem Ausbau der Erneuerbaren Energie wie auch Wasserstoff, eine sichere und international wettbewerbsfähige Versorgung gewährleisten.“