Positionspapier der IHK Schleswig-Holstein

Innenstadt neu denken

Wie können sich die Innenstädte und Zentren neu aufstellen? Als Aushängeschilder der Städte sind sie gesellschaftlicher wie auch wirtschaftlicher Faktor für die Gesamtheit der Unternehmen. Ansätze auf kommunaler wie auch auf Landesebene hat die IHK Schleswig-Holstein in einem Impulspapier gebündelt.
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Innenstädte neu denken

Die Innenstädte stehen vor einem erheblichen Veränderungsdruck, deren Folgen weit über die eigentlichen Zentren und Ortskerne hinausgehen. Denn die historisch gewachsenen Lagen der Innenstädte und Ortskerne bilden die Identifikationskerne für Einheimische, Gäste sowie Unternehmen und ihre Mitarbeiter. Als Aushängeschilder der Städte sind sie damit ein gesellschaftlicher wie auch ein wirtschaftlicher Faktor für die Gesamtheit der Unternehmen, auch mit Blick auf die Fachkräftegewinnung und -bindung.
Um städtebauliche Fehlentwicklungen zu vermeiden, stehen die Zentren deshalb mit größerer Dringlichkeit denn je vor der Aufgabe, Strategien und Lösungen zu entwickeln und umzusetzen. Der strukturelle Transformationsprozess der Innenstädte und Ortszentren bedarf deshalb einer kooperativen und strategischen Herangehensweise – durch Politik und Verwaltung auf den unterschiedlichen Ebenen sowie gemeinsam mit der Wirtschaft und den Akteuren vor Ort.
Um den Blick für die Bedarfe und Chancen für die gewerbliche Wirtschaft zu schärfen, hat die IHK Schleswig-Holstein Ansätze auf kommunaler wie auch auf Landesebene aus der Diskussion mit den ehrenamtlichen Fachgremien und Standortgemeinschaften in einem Impulspapier gebündelt, das auch die Vollversammlungen der drei schleswig-holsteinischen IHKs verabschiedet haben.

Kommunale Stellschrauben

Für die Kommunen stellen sich folgende Herausforderungen: 

Nutzungsvielfalt und Erlebnis: Multifunktionalität zurückholen und Raum zum Experimentieren schaffen

Bei zunehmender Verdichtung rücken flexible und multifunktionale Raum- und Umnutzungen verstärkt in den Fokus. Urbane Produktion, Dienstleistungen, wie auch medizinischen Angeboten, Gastronomie, öffentlichen Einrichtungen sowie Kultur-, Veranstaltungs- und Freizeitangeboten und Wohnen bereichern neben dem Handel das Angebot und sind wie die Immobilienwirtschaft als zentraler Schlüsselakteur frühzeitig in die Gestaltung einzubeziehen. Entscheidend ist am Ende aber auch eine effiziente Nutzung des städtebaulichen sowie bau- und vergaberechtlichen Instrumentariums. 

Öffentlicher Raum: Dritte Orte und Verweilqualität

Lebendige Innenstädte können als „Dritte Orte“ punkten. Die Qualität der Raumnutzung rückt zunehmend in den Mittelpunkt. Nicht-kommerzielle und niedrigschwellige Angebote können dazu beitragen, die gesamte Stadtgesellschaft anzusprechen. Für die Erlebnis- und Verweilqualität ist eine zielgruppengenaue Gestaltung entscheidend.

Strategischen Rahmen weiterentwickeln und evaluieren

Es braucht Räume zum Ausprobieren und Experimentieren – allerdings ist auch weiterhin die Einbindung in die strategische Zielsetzung unter Abstimmung mit den Akteuren vor Ort entscheidend. Dazu muss der strategische Rahmen durch integrierte Stadtentwicklungskonzepte vorangebracht werden, Einzelhandels- und Zentrenkonzepte weiterentwickelt werden und die strategischen Ausrichtung kontinuierlich evaluiert werden. 

Kollaborative Stadtgestaltung

Zielgruppen und Akteure werden vielfältiger. Der Anpassungsprozess gelingt deshalb nur mit kooperativen Ansätzen, effizienten, nachvollziehbaren und flexiblen Planungs- Kommunikations- und Verwaltungsprozessen sowie kontinuierlichen Beteiligungsformen und einer guten Fehlerkultur. Eine stärkere Professionalisierung von Standortinitiativen und Stadt- und Citymarketings verstärkt in den Fokus.

Erreichbarkeit und Mobilität

Entsprechend dem Versorgungsauftrag müssen Innenstädte und Zentrale Versorgungslagen multimodal von allen gut erreicht werden – auch vom Umland sowie von Gästen und Touristen. Absehbar ist dabei, dass gerade für das Umland der Pkw auch mangels geeigneter Alternativen weiterhin das wichtigste Verkehrsmittel bleibt. Integrierte Verkehrs- und Mobilitätskonzepte – unter Einbeziehung aller Wirtschaftsverkehre – müssen auch eine qualitative Betrachtung der Verkehre umfassen notwendige Begleitmaßnahmen (wie z.B. Ausschilderung, Gepäckaufbewahrung) berücksichtigen.

Rahmenbedingungen für Schleswig-Holstein

In dem umfassenden Transformationsprozess der Innenstädte kommt auch der Landesebene eine stärkere Rolle bei der Schaffung der notwendigen Rahmenbedingungen zu. Ein erster Schritt konnte mit der Aufstellung des Runden Tisches „Starke Zentren“ und die Umsetzung und Aufstockung des Landesförderprogramms für die Innenstädte gegangen werden. Für die weitere Entwicklung stehen insbesondere folgende Leitthemen im Vordergrund:  
  • Prüfung und Anpassung bau- und bauplanungsrechtlicher Vorgaben.
  • Weichenstellung für die notwendigen nachhaltigen Mobilitätskonzepte und Begleitmaßnahmen.
  • Verstetigung niedrigschwelliger Förderprogramme auch für kooperative Standortinitiativen und Anpassung der Städtebauförderung (unter stärkerer Berücksichtigung des Faktors „Mensch“)
  • Stärkere Vernetzung der Innenstadtakteure 
Deshalb sehen wir über eine Fortführung des Runden Tisches „Starke Zentren“ auch die Schaffung eines Kompetenzzentrums Innenstadt als wesentlichen Baustein für die konkrete Umsetzung in einem aktiven Transformationsprozess an.