Versorgung der Halligen (April 2016)

Planung ist alles

Die Versorgung der Halligen ist bis heute eine große Herausforderung. Die meisten Dinge für den täglichen Bedarf müssen vom Festland geliefert werden, Einzelhändler sind auf den kleinen Inseln Mangelware.
"Wir Halligbewohner sind wahre Organisationskünstler", sagt Matthias Piepgras, Bürgermeister der Hallig Hooge. Dies sei nicht zuletzt deshalb wichtig, weil Wind und Wetter die Belieferung häufig immens erschwerten und teilweise die Verbindung zwischen Halligen und Festland abschnitten. "Man muss alles bis ins kleinste Detail durchdenken und möglichst immer mehr kaufen, als man eigentlich braucht", so Piepgras. Dies gelte bei den gastronomischen Betrieben vor allem für Zeiten, in denen viele Touristen zu Gast sind.
Zugenommen haben vor allem Onlinebestellungen. "Amazon und Co. haben deutlich an Bedeutung gewonnen", betont der Bürgermeister. "So muss der Postbote nun auch öfter mal Weinkartons austragen." Die Zahl der Lieferanten sei hoch, da viele Privatleute und Betriebe ihre eigenen Zulieferer hätten. Doch nicht nur Waren, auch Handwerker müssen auf die Halligen gebracht werden. "Auch hier muss man genau planen, vor allem dann, wenn der Winterfahrplan gilt und es montags und mittwochs keine Verbindung gibt."
Zuverlässige Partner sind da unerlässlich. Einer der wichtigsten ist die Wyker Dampfschiffs-Reederei (W.D.R.). Das Unternehmen ist das einzige, das die Halligen mit Lieferungen versorgt - eigenwirtschaftlich und ohne öffentliche Zuschüsse. "Die meiste Zeit des Jahres fahren wir die Halligen Hooge und Langeneß täglich an. Von Mitte Dezember bis Mitte März gilt ein eingeschränkter Fahrplan", erklärt Geschäftsführer Axel Meynköhn. Insbesondere Einzellieferungen wie Möbel, Geräte und Internetbestellungen transportiert die M/S Hilligenlei. Der größte Anteil entfällt auf Versorgungsbetriebe wie Heizöllieferanten oder Abfallentsorger. Gewinne macht die Reederei mit den Fahrten nicht, sie werden durch die Föhr-Amrum-Linie quersubventioniert. Auch die W.D.R. muss vorausplanen. "Wir haben nur ein Schiff, mit dem wir die Halligen anfahren können. Ist es in der Werft, können nur kleine Motorboote eingesetzt werden." Wichtig sei daher auch der ständige Dialog mit Bürgermeister Piepgras.
Ein weiterer wichtiger Partner ist der Niebüller Kaufmann Ove Lück. Seit Anfang 2016 betreibt er auf Hooge einen kleinen Edeka-Markt mit einem Sortiment von rund 1.500 Artikeln. Zudem bietet Lück einen Lieferservice für Langeneß, Hooge und Oland an. Über einen Webshop oder per Telefon können die Kunden Bestellungen aufgeben, die dann via Fähre oder Lore geliefert werden. Wichtig sei es vor allem, die Ware wetterfest zu verpacken. "Meist werden Waren des täglichen Bedarfs gewünscht. Im Dezember kommt es aber zum Beispiel auch regelmäßig vor, dass wir 35 bis 40 Weihnachtsbäume zu transportieren haben", erzählt Lück.
Lebensmittel müssen je nach Art in verschiedenen Kühlzonen befördert werden. Für Tiefgekühltes wird ein Spezialfahrzeug eingesetzt. Eine Herausforderung seien die Zeiten, in denen die Fähre der W.D.R. nicht zur Verfügung steht. "In den Tagen vorher finden regelmäßig wahre Hamsterkäufe statt." Finanzielle Zuschüsse erhält Lück im Rahmen der Daseinsvorsorge für die Inseln und Halligen durch die Gemeinden. "Anders wäre das Ganze wirtschaftlich leider nicht möglich", betont er.
Andrea Henkel
Veröffentlicht am 1. April 2016