Offshore-Windparks (April 2019)
Insgesamt 18 Offshore-Windparks befinden sich in der deutschen Nordsee. Dafür verantwortlich, dass der produzierte Strom auch am Land ankommt, ist die TenneT TSO GmbH mit Sitz in Bayreuth. "Die Herausforderungen sind enorm. Komplexe Technologie muss auf See harschen Bedingungen trotzen", sagt Pressesprecher Mathias Fischer.
Komplexe Technik auf See
Nach Zahlen der Deutschen WindGuard GmbH speisten im vergangenen Jahr 1.305 Offshore-Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 6.382 Megawatt Strom in das Netz ein. 136 Anlagen mit 969 Megawatt wurden in Betrieb genommen. Die Stromproduktion stieg damit um acht Prozent. Die rauen Bedingungen erfordern eine robuste und spezialisierte Infrastruktur.
Spezialschiff Windcat 43 - sicherer Überstieg mit dem Windgrip-System
© FRS Windcat
Eingeschränkte Kapazitäten, Sicherheit und Naturschutz - die Anforderungen an die Infrastruktur seien in jedem Bereich erhöht. "Für fast jedes Projekt benötigen wir Spezialanfertigungen. Der Lieferantenmarkt ist eng, und es gibt nur wenige Kabelverlegungsschiffe, auf die wir für die Netzanbindung angewiesen sind."
Auch die Wetterbedingungen seien entscheidend. "Oft brauchen wir für die Arbeiten mehrere Tage - da muss das Wetter mitspielen", so Fischer. Häufig unterschätzt würden die Überbleibsel aus dem Zweiten Weltkrieg: "In der Nordsee liegen etwa 1,3 Millionen Tonnen Kampfmittel. Vor der Verlegung des Riffgat-Kabels mussten 20 Tonnen Altmunition geborgen werden."
Sicherheit zählt
Sicherheit ist auf See ein wichtiges Thema - auch beim Transport des gut ausgebildeten Personals. Um Anlagen auf See betreiben zu können, sei der Transfer von Crews erforderlich, sagt Tim Kunstmann, Sales Director bei der FRS Windcat Offshore Logistics GmbH in Flensburg. Das Unternehmen entwickelt und baut Spezialschiffe für den Transport von Technikern. Zurzeit betreibt es fünf dieser Schiffe auf der Ostsee.
"Sicherheit geht bei uns über alles. Der kritischste Moment für uns ist der Überstieg. Wenn die Techniker vom Schiff auf die Anlage übersteigen, ist das Risiko durch die Wellenbewegung groß", so Kunstmann. Die Schiffe sind dafür mit einem eigens entwickelten System ausgestattet: "Unser Windgrip-System erzeugt mit einer Turbine einen hohen Anpressdruck von etwa 22 Tonnen. Das Schiff wird so fest an die Anlage gedrückt, wodurch der Überstieg erleichtert wird."
Ein weiterer Aspekt für den Betrieb von Windparks sei natürlich auch der Treibstoff. "Kosteneffiziente Aggregate helfen den Betreibern, diese Kosten niedrig zu halten", sagt Kunstmann. Für die Nordsee ist Helgoland wichtiger Ausgangspunkt für diese Transfers und den Transport von Baustoffen.
Das Frachtaufkommen habe sich während der Aufbauphase der Offshore-Windparks deutlich erhöht, erklärt Lars Koch, Pressesprecher der Karl Meyer Gruppe, zu der die Helgoland Fracht-Kontor GmbH gehört. "Gerade auf Helgoland sind die geringen Stell- und Lagerkapazitäten ein Problem", so Koch.
Bei vielen Baumaßnahmen werde Material benötigt, das aufgrund der Größe nicht auf der Insel gelagert werden könne. "Strategisch von Bedeutung ist Helgoland vor allem für den Transport und die Unterbringung von Servicepersonal sowie für den alltäglichen Bedarf." Vorteil für die Insel sei die dadurch bedingte Verbesserung der Infrastruktur: "Investitionen in Unterkünfte von Offshore-Personal sind ein Aspekt davon", sagt Koch.
René Koch
Veröffentlicht am 3. April 2019