Kompetenzzentrum LuP (Oktober 2014)
Die Gestaltung effizienter Unternehmensstrukturen und -prozesse birgt ein erhebliches Einsparpotenzial, wird von Unternehmen aber selten ausgeschöpft. Das Kompetenzzentrum Logistik und Produktion der Fachhochschule Lübeck (LuP) analysiert und realisiert firmeninterne Rationalisierungspotenziale für die regionale Wirtschaft.
Optimale Prozesse
Professor Cremer weist in der Maschinenbau-Werkstatt der FH Lübeck auf die logistische Bedeutung des Lagermanagements hin: Dazu gehört das Monitoring der Lebensdauer von Werkzeugen.
© IHK/Scheffler
Am 2001 gegründeten Kompetenzzentrum LuP untersuchen elf Professoren, ein Laboringenieur und die Studierenden des Bachelor- und Masterstudiengangs Wirtschaftsingenieurwesen firmeninterne Abläufe vom Wareneinkauf bis zum Kunden. Sie helfen Unternehmen, ihre Produktivität zu steigern, Bestände zu reduzieren, Durchlaufzeiten zu verkürzen oder die Termintreue zu steigern.
Produktivitätssteigerung
"Unternehmensziel ist immer, Kosten zu sparen oder pünktlich zu liefern, also nicht zwischen 11 und 14 Uhr, sondern pünktlich um 12 Uhr", sagt Professor Dr. Ralf Cremer, Leiter des LuP. Für eine Reihe von Unternehmen konnten Produktivitätssteigerungen von 20 bis 30 Prozent erreicht werden. Damit leistet das Kompetenzzentrum einen erheblichen Beitrag zur Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen.
Um Schwachstellen aufzudecken, würden das Produktionssystem, die Fabrikstruktur, Produktionsmengen und -kapazitäten des Unternehmens begutachtet, so Cremer. Die Analyse der Stammdaten sei besonders wichtig, um zu verstehen, wie und mit welcher Qualität die Prozesse abliefen.
Für ein Unternehmen aus dem Entsorgungsbereich verbesserte das LuP die Fahrzeug-Einsatzplanung infolge einer Analyse von GPS-basierten Fahrzeugbewegungen. Bei einem mittelständischen Maschinenbauunternehmen konnte durch ein verändertes Werkslayout und angepasste Lagerstrukturen der Transport- und Bereitstellungsaufwand um mehr als 30 Prozent und der Flächenbedarf um mehr als 20 Prozent reduziert werden. Die Reorganisation des Fertigwarenlagers eines Lebensmittelkonzerns steigerte die Lagerkapazität um 30 Prozent, sodass ein geplanter Lagererweiterungsbau obsolet wurde.
Projektfinanzierung
Jedes Jahr werden durchschnittlich 15 größere Projekte bearbeitet, die zwischen einem halben und zwei Jahren dauern und einen Umsatz zwischen 80.000 und 180.000 Euro generieren. Hinzu kommt eine Vielzahl unbezahlter Kleinstprojekte, die in das Studium integriert werden. Der Profit stehe nicht im Vordergrund, betont Professor Cremer. Ziel sei vielmehr, aktuelles Know-how in die regionale Wirtschaft zu geben. "Wir sind erfolgreich, wenn wir Projekte mit vielen Unternehmen machen können." Allerdings sei das LuP das einzige Kompetenzzentrum der FH Lübeck, das keine Fördermittel erhalte, sich also ausschließlich über Projektarbeit finanziere, weil die Politik andere Förderschwerpunkte festgelegt habe, so der LuP-Leiter.
Zu den LuP-Kunden gehören namhafte Unternehmen wie Dräger, Grundfos, die Lübecker Hafen-Gesellschaft, Possehl, Gabler und Brüggen. Die Branchen umfassen Hafenlogistik, Automobilzulieferer, Maschinen- und Anlagenbauer sowie Lebensmittelindustrie, Medizintechnik und Energiewirtschaft. Dennoch würden sich viele Unternehmen noch schwertun, im Bereich Logistik Verbesserungspotenziale systematisch zu erschließen, sagt Cremer.
Andrea Scheffler
Veröffentlicht am 3. Oktober 2014