Altersvorsorge für Unternehmer

Drei Säulen aufbauen

Wovon lebt ein Unternehmer, wenn er in den Ruhestand geht? Diese Frage sollten sich 4,3 Millionen Selbstständige in Deutschland besser früher als später stellen. Eine Pflicht zur Altersvorsorge gibt es nicht, was dazu führen kann, dass das Geld im Alter nicht ausreicht. In einer aktuellen Studie zur Unternehmensnachfolge der IHK Schleswig-Holstein wurden Unternehmer über 55 Jahre aus ganz Schleswig-Holstein auch zu den Vorsorgemaßnahmen befragt, die sie für die Zeit nach der Übergabe ihres Unternehmens getroffen haben.
Nur sieben Prozent gaben an, bisher noch keine Vorsorge zu haben. „Das ist durchaus positiv zu werten“, sagt Annika Körlin, Referentin Unternehmensförderung der IHK zu Lübeck. Der eigene Betrieb spielt dabei eine wichtige Rolle: Knapp 40 Prozent rechnen mit dem Verkaufserlös, den sie mit ihrem Unternehmen erzielen. Etwa zehn Prozent wollen ihr Geschäft liquidieren.
Dazu kommen mehrere andere Standbeine, was extrem wichtig sei, so Körlin weiter: "Der Markt gibt es nicht her, ein Unternehmen teuer zu verkaufen. Durch den demografischen Wandel gibt es mehr Betriebe als Abnehmer. Das drückt die Preise."
Nicht alles auf eine Karte zu setzen – das rät auch Christian Gomlich, Bereichsleiter Firmenkundenbetreuung der Volksbank Lübeck eG: "Je weiter gestreut das Kapital ist, desto geringer ist auch das Risiko. Unternehmer sollten sich so früh wie möglich mit dem Thema beschäftigen. Denn oft liegt es an der Unwissenheit, welche Möglichkeiten es gibt, dass man sich zu spät oder gar nicht um die Altersvorsorge kümmert."
Keine Universallösung
Als Orientierung empfiehlt er das Drei-Säulen-Modell mit gesetzlicher Vorsorge, geförderter Vorsorge und rein privater Vermögensbildung - Altersvorsorge sei immer eine individuelle Angelegenheit und von verschiedenen Faktoren abhängig.
Die Umfrage zeigt, dass Unternehmer diese drei Säulen auch nutzen: Etwa 43 Prozent der Befragten haben zuvor Pflichtbeiträge in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt, knapp 22 Prozent zahlen freiwillig ein. Dazu kommt die geförderte Vorsorge, die etwa Rürup- und Riester- Renten beinhaltet und die zwölf Prozent der Befragten in Anspruch nehmen.
Viele der schleswig-holsteinischen Unternehmer setzen zudem auf die dritte Säule der Privatversorgung und sparen einen Teil ihres Geldes (39 Prozent), schließen Lebensversicherungen ab (37 Prozent) und investieren in die eigene Immobilie als Kapitalanlage (57 Prozent). Aber auch risikoreiche Anlagen können Teil der Altersvorsorge sein: So besitzen etwa 24 Prozent der befragten Unternehmer Wertpapiere wie Aktien oder Rentenfonds.
Es liegt am Einzelnen, sich damit auseinanderzusetzen, was zu ihm passt und was nicht. Dadurch, dass Selbstständige zu keiner Vorsorge verpflichtet sind, bleibt ihnen auch eine gewisse Freiheit. "Viele Unternehmer sind dankbar, dass sie ihre Vorsorge so gestalten können, wie sie möchten", weiß Gomlich. "Eine Universallösung gibt es zwar nicht. Aber wer mehrere Säulen konsequent und diszipliniert bespielt, ist auf dem richtigen Weg."
Jutta Lasner
Veröffentlicht am 4. Oktober 2018