Gettorf: Coworking im Zentrum

Ländliche Räume stärken

Gettorf ist ein attraktiver Wohnstandort. Doch nur wenige der rund 7.700 Einwohner arbeiten vor Ort. Um Kaufkraft, Mobilität und Infrastruktur in der Pendler-Gemeinde zu halten, ist der Gettwork Coworking Space wichtig für die Ortskernentwicklung.
Er ist der erste kommunal betriebene Coworking Space in Schleswig-Holstein: Seit Oktober 2020 liegt das Gettwork im Ortskern fußläufig zur Bahnstrecke Kiel-Flensburg und im Dreieck zwischen Kiel, Eckernförde und Rendsburg. Der Space erstreckt sich auf 303 m2: Konferenz- und Besprechungsraum und zwei große Arbeitsräume in offener Gestaltung mit einzelnen Tischen laden die Coworker zum Austausch ein. Dieses Netzwerken ist entscheidend, sagt Ulrike Münzberg-Niemann, die seit 2017 für die Gemeinde in der Wirtschaftsförderung und dem Gemeindemarketing tätig ist. „Wir wollen den kreativen Austausch fördern, nicht nur Arbeitsplätze anbieten. Deswegen veranstalten wir auch regelmäßig Networking-Events für unsere Coworker.“
Die 14 Arbeitsplätze können über ein Online-Buchungssystem gebucht werden, erklärt die Community Managerin. „Wer nach der Registrierung ein Tagesticket, Wochenticket oder den Besprechungsraum buchen will und noch nicht vor Ort war, lernt meine Kollegin und mich und den Space in einem persönlichen Gespräch kennen – dann kann es losgehen.“ Für die Mieter steht moderne Technik bereit: hochleistungsfähiges W-LAN, Flipcharts und Smartboards, ein Multifunktionsdrucker, Schließfächer, Sichtschutz an allen Arbeitsplätzen. „Besonders an unserem Konzept ist, dass wir das Arbeiten 24/7 anbieten. Über einen Chip oder das Smartphone können sich Coworker jederzeit einbuchen. Durch die Schnittstelle zum Buchungssystem sehen wir, wer anwesend war und können auch Buchungsrechte verwalten.“ Beispielsweise habe ein Tagesticket kein Zeitkontingent für den Besprechungsraum, während Monatstickets andere Konditionen haben.
Wir wollen den kreativen Austausch fördern, nicht nur Arbeitsplätze anbieten. 

Ulrike Münzberg-Niemann

Warum aber ein Coworking Space in Gettorf? „Im Mai 2018 beteiligte sich Gettorf an der Aktion der Digitalen KielRegion, einen mobilen Pop-up-Coworking-Space für vier Wochen aufzustellen. Viele Anwohner wurden aufmerksam, und wir konnten auch die Kommunalpolitik gewinnen, sich weiter mit Coworking zu befassen – und etwas Dauerhaftes in Gettorf als Pendlerhafen einrichten.“ Früh meldete Dataport, IT-Dienstleister der öffentlichen Verwaltung, Interesse an, beim Aufbau des Space zu unterstützen. Die Kooperationsvereinbarung trug Früchte: Nach Besuchen in anderen Spaces und der Einbindung der Politik in einem Arbeitskreis, konnten die Räume eines früheren Autohauses ausgebaut und bezogen werden. Mit acht Arbeitsplätzen in einem eigenen Raum ist auch Dataport Teil von Gettwork. Mit einem Tag der offenen Tür öffnete Gettwork dann im Herbst 2020 – und musste nach vier Wochen gleich wieder schließen. „Die Pandemie hat uns getroffen, das war nicht gut für unsere Gemeinde. Auch als wir wieder öffnen durften, haben wir mit den Auflagen viel zu tun gehabt, Veranstaltungen waren kleiner als geplant, das mobile Arbeiten verlagerte sich oft ins Zuhause“, sagt Münzberg-Niemann.
Heute sehe die Lage wieder besser aus: Etwa sechs Coworker kommen regelmäßig, in den Sommermonaten nutzen vermehrt Besucher und Campingurlauber den Space als Arbeitsort, auch Studierende arbeiten hier. „Unsere Coworker sind eine bunte Mischung aus Selbstständigen, Freiberuflern und Mitarbeitenden im Angestelltenverhältnis“, fasst Münzberg-Niemann zusammen. „Den Besprechungsraum vermieten wir zudem an Vereine und Verbände oder anderen Institutionen, aber auch Unternehmen buchen den Raum.“ Um dem ortsansässigen Hotel keine Konkurrenz zu machen, bietet Gettwork jedoch kein Catering an. 
Interesse? Besuchen Sie Gettwork am 14. Mai zum Tag der offenen Tür im Rahmen des Rapsblütenfests der Gemeinde.