Medieninformation vom 19. April 2021

IHK-Analyse: Exporte in 2020 stark eingebrochen

Die Exportwirtschaft in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg wies im letzten Jahr im Vergleich zu den Vorjahren starke Wirtschaftseinbrüche auf. Die Corona-Pandemie und der damit einhergehende Lockdown in zahlreichen Auslandsmärkten bewirkten kurzfristige Lieferengpässe und behinderten den reibungslosen Warenaustausch spürbar.
Ungelöste Handelskonflikte zwischen USA und China, sowie zwischen den USA und der Europäischen Union (EU) ließen zusätzlich wichtige Absatzmärkte außerhalb der EU einbrechen. Zudem trat Ende 2020 mit Großbritannien ein sehr kaufkräftiger und bedeutender Absatzmarkt aus dem EU-Binnenmarkt aus. Das neue Freihandelsabkommen zwischen der EU und Großbritannien bedeutete zwar ein starkes Zeichen für einen freien und fairen Welthandel und gegen Protektionismus. Es blieb aber aufgrund seiner unvollständiger und interpretationsfähigen Regelungen weit hinter den Erwartungen der Unternehmen zurück.
„Wichtige Absatzmärkte für die baden-württembergischen Betriebe waren außerhalb der Europäischen Union im letzten Jahr die Volksrepublik China, Nordamerika, Türkei und Australien“, sagt IHK-Außenwirtschaftsexperte Jörg Hermle. „Die aktuelle IHK-Exportanalyse hat auch ergeben, dass starke Wachstumsimpulse auch aus kleineren Märkten, wie zum Beispiel aus Taiwan und Südkorea kamen. Innerhalb der Europäischen Union konnten die Unternehmen zusätzlich von der erhöhten Nachfrage in den Ländern Belgien, Griechenland, Irland und Dänemark profitieren. Dagegen verzeichneten die Länder USA, Brasilien, Indien, Südafrika, Saudi-Arabien, Russland, Großbritannien und Spanien große Umsatzrückgänge“, so der IHK-Außenwirtschaftsexperte weiter.
Das Statistische Landesamt hat einen Auslandsumsatz für Waren und Dienstleistungen aus der Region in Höhe von rund 7,6 Milliarden Euro für das verarbeitende Gewerbe ab 50 Mitarbeiter ermittelt. Das entsprich einen Rückgang von rund elf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Landkreis Rottweil nahmen die Exporte um sieben Prozent auf 2,19 Milliarden Euro ab. Der bislang sehr exportstarke Landkreis Tuttlingen musste ein deutliches Minus von 14,7 Prozent auf 3,53 Milliarden Euro verkraften und der Schwarzwald-Baar Kreis verzeichnete ebenfalls einen starken Rückgang von 12,1 Prozent bei den Auslandsumsätzen auf 1,88 Milliarden Euro.


Bei der Auslandsmarkterschließung steigt stetig die Bedeutung bei der Ausstellung von Ursprungszeugnisse
n und Bescheinigungen für den Außenwirtschaftsverkehr, die bei der IHK beantragt werden. So wurden allein im letzten Jahr von der IHK mehr als 20.000 Außenwirtschaftsdokumente ausgestellt, davon zwei Drittel digital. Der Warenwert für das Zollpassierscheinheft CARNET ATA/CPD betrug 5,3 Millionen Euro.
Die regionale Exportquote, also der Anteil des Auslandsumsatzes an den Gesamtverkäufen, betrug im vergangenen im Landkreis Rottweil 48,1 Prozent und im Landkreis Tuttlingen 56,7 Prozent. Der Schwarzwald-Baar-Kreis verzeichnete eine Exportquote von 39,3 Prozent. Nur der Landkreis Tuttlingen kommt punktgenau an die baden-württembergische Exportquote von 56,7 Prozent heran. Gegenüber dem Vorjahr sind die Exportquoten in Tuttlingen und Rottweil gestiegen, während sie im Schwarzwald-Baar-Kreis leicht rückläufig waren.
Mit zunehmenden Impfmöglichkeiten verbessern sich nun auch die Möglichkeiten für den Welthandel wieder. Die Pandemie hat jedoch aufgezeigt wie schnell wichtige Lieferketten durch weltweite Abhängigkeiten unterbrochen werden können. Die Wirtschaft steht daher vor der Überlegung: Sollen in Zukunft wieder mehr Güter national oder zumindest innerhalb des EU-Binnenmarktes produziert werden oder soll die Globalisierung und damit einhergehende internationale Arbeitsteilung weiter vorangetrieben werden?
„Die starke nationale und internationale Wirtschaft in den letzten Jahren führte zu einer der längsten Aufschwungsphasen Deutschlands sowie des EU-Binnenmarktes und hatte damit Arbeitsplätze über Jahre gesichert. Deshalb sollte in dieser Situation nicht voreilig zu einem neuen Protektionismus zurückgekehrt werden, wie er vielerorts bereits begonnen hat oder zumindest propagiert wird. Dennoch gilt es darüber nachzudenken, wie sich Unternehmen auf solche oder ähnliche Krisensituationen künftig besser vorbereiten können. Hierzu zählen die notwendige Optimierung von Logistikketten und die rechtzeitige Erstellung von Liquiditätsplänen“, sagt Jörg Hermle.
„Der Außenwirtschaftsexperte weist außerdem darauf hin, das exportorientierte Unternehmen bei der IHK vielfältige Unterstützung bekommen können“. Ein Beispiel ist etwa Videokonferenz mit dem Arbeitskreis Netzwerk International zum weltweiten Waren- und Dienstleistungsaustausch am 29. April. Interessierte Geschäftsführer, Exportleiter, Area Sales Manager, Länderreferenten oder Business Development Manager können sich hier über die aktuelle Wirtschaftslage und auch künftige Markteintrittsstrategien austauschen.