Fachkräftemangel

Zukunftsfähig dank internationaler Talente

Der Fachkräftemangel – derzeit gibt es wohl keinen einzigen Wirtschaftszweig, der nicht davon betroffen ist. Vielen Unternehmen steht deswegen das Wasser bis zum Hals, da der laufende Betrieb dadurch zunehmend gefährdet ist.
In ländlichen Regionen haben es Arbeitgeber oftmals noch schwerer. Das weiß auch Maik Gronau, Geschäftsführer des Stralsunder Digital-Health-Unternehmens GWA Hygiene. „Wir sind ein Technologieunternehmen mit internationalen Ambitionen. Daher sind wir auch auf der Suche nach digitalen Talenten für unsere weitere Produkt- und Unternehmensentwicklung“, sagt er. Wer noch dichter an der Hochschule sei, habe die besten Chancen. „Aus diesem Grund sind wir frühzeitig bei Studierenden der Hochschule Stralsund präsent, um sie als Werkstudenten und für Abschlussarbeiten zu gewinnen.“
Auch deshalb entschied sich das Unternehmen in diesem Jahr, sich am Projekt „Hand in Hand for International Talents“ zu beteiligen. Seit April sind zwei brasilianische Fachkräfte Teil des Teams. Genau die richtige Entscheidung, sagt Maik Gronau. „Von der Herzlichkeit der Person bis zu dem, was sie können und leisten – ein Traum.“ 

Internationale Fachkräfte im Visier

Thomas Lange, Geschäftsführer des Hotels „Haus am Meer” © Mathias Rövensthal
Auch Thomas Lange ist begeistert von dem Projekt. Der Geschäftsführer des Hotels „Haus am Meer“ in Graal-Müritz konnte so eine vietnamesische Fachkraft im Hotelfach gewinnen. „Wir arbeiten schon seit einigen Jahren mit Firmen und Institutionen zusammen, die sich auf die Vermittlung ausländischer Mitarbeiter spezialisiert haben“, berichtet Lange. 
Schon lange spüre das Unternehmen, wie schwer es sei, junge Menschen für das Gastgewerbe zu begeistern. Politische Fehlentscheidungen seien ein erheblicher Grund dafür: „Die Politik hat es in den vergangenen 20 Jahren versäumt, Anreize für Familien zu setzen. Das erzeugt auf Dauer ein Ungleichgewicht – nicht nur am Arbeitsmarkt.“ Um wettbewerbsfähig zu bleiben, sei die Suche nach Alternativen essenziell.


Routiniert bei der Integration

Zusätzlich zur neuen Kollegin, die über das Projekt zur Belegschaft stieß, gibt es bereits eine ausgelernte vietnamesische Mitarbeiterin im Hotelfach, eine Auszubildende im Hotelfach und einen Auszubildenden als Koch. „Dadurch gelingt uns die Integration mittlerweile schon routinierter“, sagt Lange. Eine große Hürde sei die Sprache, was Zeit, Geduld und viel Hilfestellung brauche. „Vor allem aber ist es eine völlig neue Welt für unsere vietnamesischen Kollegen, hier im mitteleuropäischen Kulturkreis mit anderen Wertvorstellungen.“ Dennoch würden alle sehr gut in die Branche passen, seien motiviert und fleißig. 
Die Politik hat es in den vergangenen 20 Jahren versäumt, Anreize für Familien zu setzen. Das erzeugt auf Dauer ein Ungleichgewicht – nicht nur am Arbeitsmarkt.

Thomas Lange

Von einem positiven Kultureffekt seiner brasilianischen Mitarbeiter berichtet Maik Gronau von der GWA Hygiene: „Ich bin stolz auf unser Team, wie weltoffen alle die beiden empfangen haben. Sowohl die fachliche Einführung in unser Unternehmen als auch Hilfestellungen, um sich in Stralsund einzuleben, haben bestens funktioniert. Dieser internationale Einfluss prägt unsere Unternehmenskultur sehr positiv.”

„Die Situation wird sich nicht ändern”

Beide Unternehmen werden auch in Zukunft weiter auf ausländische Fachkräfte setzen. „Wir betrachten Recruiting als Teamsport und haben daher ein Partnernetzwerk aufgebaut“, berichtet Maik Gronau. „Dazu zählen auch Dienstleister, die bei der Administration unterstützen.“
Auch Thomas Lange vom Haus am Meer ist davon überzeugt, dass das aktuell die einzige machbare Lösung sei, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Er sagt: „Die Arbeitsmarktsituation wird sich in Bezug auf die zu erwartenden inländischen Schulabgänger wohl in naher Zukunft nicht ändern.“ 
Christina Milbrandt
Bildunterschriften:
Lan Nguyen, Huyen Phung und Giang Vu arbeiten im Service des Hotel „Haus am Meer” in Graal-Müritz.