Standort

Modellregionen verändern den Tourismus im Land

Vorrangiges Ziel der Modellregionen ist die Einführung von umlagefinanzierten GästeCards unter Einbeziehung von Mobilitätsangeboten und weiteren regional attraktiven Angeboten. Die Umsetzung richtet sich nach den regional unterschiedlichen Voraussetzungen der jeweiligen Modellregion. Die Umlage für die GästeCard soll laut Tourismusministerium aus der erhobenen Kurabgabe finanziert werden. Diese durfte bis vor kurzem nur von als Kur- und Erholungsort anerkannten Gemeinden erhoben werden. Die Änderung des Kommunalabgabengesetzes und des Kurortgesetzes MV im Juni 2021 erweiterte den Kreis um die Prädikate Tourismusort und Tourismusregion. Die Anerkennung macht es den Gemeinden möglich, eine Kurabgabe einzuführen.
Durch den Status Tourismusregion soll zudem die kommunale Zusammenarbeit gestärkt werden, sind doch mehrere Orte, Ämter oder Gemeinden darin zusammengefasst. „Die Erfahrungen, die die Modellregionen machen, sind sehr wichtig für die künftige touristische Entwicklung in ganz Mecklenburg-​Vorpommern“, sagt Ministeriumssprecherin Wiebke Wolf. So werde auf praktischer Ebene deutlich, „wo der Schuh drückt“. Prägnante Themen seien in diesem Kontext Tagestouristen, Tageskurkarten oder Harmonisierungen von Satzungen. „Diese Erfahrungen werden gesammelt, stehen anderen Regionen zur Verfügung und sollen in das von der Landesregierung geplante Tourismusgesetz einfließen“, so Wiebke Wolf.

Fischland-​Darß-​Zingst

„An erster Stelle möchten wir damit ein attraktives Angebot für unsere Gäste schaffen, welches die Region Fischland-​Darß-​Zingst als Ganzes erlebbar macht“, fasst Thomas Kalweit die Motivation hinter dem übergeordneten Projekt Gästekarte zusammen. Als Destinationsmanager beim zuständigen Tourismusverband laufen bei ihm die organisatorischen Fäden zusammen. Außerdem sollen mithilfe des Programms Lösungen für das mit dem Tourismus zusammenhängende Verkehrsproblem gefunden werden. So sollen die nachhaltige Mobilität verbessert und Alternativen zum motorisierten Individualverkehr gefunden werden, so Kalweit. „Besonders interessant sind für uns die Verbindung von Gästekarte und digitalem Reisebegleiter sowie ein Ausbau der mit der Gästekarte verbundenen Leistungen.“
Aktuell arbeitet der Tourismusverband Fischland-​Darß-​Zingst mit Vertretern der beteiligten Gemeinden an der konkreten Ausgestaltung. Das Ziel: Die Gästekarte soll zum 1. Januar 2023 eingeführt werden. Das Geld aus der Modellregion-​Förderung nutzt der Verband, um die regionalen Akteure zu unterstützen und das Projektmanagement zu gewährleisten. „Darüber hinaus ermöglichen die Fördermittel es uns, Fachberatung zu einzelnen Themenschwerpunkten wie rechtlichen Fragen oder Vertragsgestaltung hinzuzuziehen“, fügt Kalweit hinzu. Außerdem würden damit die technischen Grundlagen in den Orten finanziert.
„Neben der finanziellen Unterstützung des Landes schätzen wir vor allem auch den fachlichen Austausch mit den anderen Modellregionen und dem Wirtschaftsministerium, die möglichen Synergien und die perspektivische Ausweitung des Gästekartensystems über unsere Region hinaus“, betont Julia Bülow, Geschäftsführerin des Tourismusverbandes Fischland-​Darß-​Zingst.

Ostseebad Kühlungsborn mit acht Gemeinden

Auch in der Modellregion rund um das Ostseebad Kühlungsborn hat sich im vergangenen Jahr einiges getan, wie Katja Seppelt von der Tourismus GmbH berichtet. „Wir haben in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Kühlungsborn das Meldescheinsystem gewechselt und eine App als digitalen Urlaubsbegleiter – den Küsten Guide – eingeführt.“
Das Prinzip dahinter: Über das Smartphone kann ein Gast seinen Urlaub planen, Gastronomie und Veranstaltungen wählen. Außerdem ermöglicht die App Zugriff auf die elektronische Kurkarte. Das System werde in Kühlungsborn entwickelt, erprobt und mit Inhalten gefüllt. Mittelfristig stehe es allen Partnern innerhalb der Modellregion zur Verfügung, sagt Katja Seppelt.
Melanie Jeschke vom Verband Mecklenburgischer Ostseebäder, welcher für die gesamte Modellregion um Kühlungsborn verantwortlich ist, macht es sogar noch konkreter: Zur Saison 2022 erfolgt nach ihren Angaben die Einführung des elektronischen Meldescheins in den Ostseebädern Nienhagen und Rerik. Außerdem für 2022 eingeplant ist der Aufbau von Infostelen in allen Orten der Modellregion, „um dem Gast mittels Küsten Guide Informationen und Angebote unabhängig der vorhandenen touristischen Infrastruktur und den Öffnungszeiten der Tourist-​Informationen anzubieten“, fügt Melanie Jeschke hinzu. Zudem solle die digitale Gästekarte des Ostseebades Kühlungsborn zu einer regionalen Gästekarte ausgebaut werden.
Der angestrebte Zeitrahmen – die Modellregionen sind zunächst auf eine Laufzeit von insgesamt zwei Jahren angelegt – sei dafür nicht ausreichend. Melanie Jeschke: „Eine Verlängerung der Projektlaufzeit ist notwendig und wird gemeinsam mit den anderen Modellregionen angestrebt.“

Stadt Rostock mit Güstrow, Teterow und Schwaan

Für diese Modellregion ist die Tourismuszentrale Rostock & Warnemünde zuständig. Hier soll die umlagefinanzierte digitale GästeCard als Weiterentwicklung der RostockCard und Kurkarte eingeführt werden. „Das beinhaltet gleichermaßen die Entwicklung eines Marktforschungscockpits zur Messung und Optimierung der Besucherströme und Gästebewegungen sowie die Einbindung der Angebote in eine App für Gäste und Einwohner als interaktive Informationsplattform“, erklärt Tourismusdirektor Matthias Fromm. Die Tourismuszentrale bereite derzeit die Prädikatisierung als Tourismusort als Grundlage für die Erreichung der Projektziele vor.
Rostock fungiert in der Modellregion als Vorreiter. Das ist nach Angaben der Tourismuszentrale der unterschiedlichen Ausgangssituation der beteiligten Orte geschuldet. Matthias Fromm: „In Rostock gibt es bereits die Seebäder mit Kurabgabe, in Güstrow, Teterow und Schwaan wird der elektronische Meldeschein neu eingeführt.“ Im Verlauf dieses Jahres sollen in diesen Orten die technischen Voraussetzungen geschaffen werden, sodass ab 2023 eine gemeinsame regionale digitale GästeCard an Übernachtungsgäste ausgegeben werden könne.
„Die künftig geplante Inkludierung von Mobilitätsangeboten bietet Gästen dann den Vorteil, touristische Angebote innerhalb der Region auch ohne Pkw zu nutzen. Dazu ist perspektivisch der Zusammenschluss in einer Tourismusregion geplant“, sagt Matthias Fromm. Relevant wird in diesem Zusammenhang auch die Bewerbung einiger Orte als BUGA-​Außenstandort. „Hier werden sich im weiteren Verlauf Synergien ergeben, um den Gästen die Vielfalt der Region zu präsentieren“, so Fromm. Zudem könnten über das System Daten über die Bewegung der Gäste gesammelt werden, um so das Besuchserlebnis zielgruppenorientiert noch attraktiver zu gestalten.