Regional verankert

Die Frau der Gleise und Weichen

In den Häfen in Rostock, Stralsund und Wismar sind sie ebenso wenig wegzudenken wie auf Werksgeländen, zum Beispiel von der Anklamer Zuckerfabrik – Gleise und Weichen. Damit diese Infrastruktur tadellos funktioniert, muss sie regelmäßig geprüft, gewartet und gegebenenfalls repariert werden. Die Schwellen und Schienen verschleißen, Bolzen können sich lösen. Heike Maßera hatte mit Hilfe ihres Ehemannes diesen Bedarf der Wirtschaft bereits vor 20 Jahren erkannt und sich kurzerhand selbstständig gemacht.
Ihr alter Job als Buchhalterin einer Anwaltskanzlei erschien ihr wenig familienfreundlich, als das Erziehungsjahr mit ihrem vierten Kind dem Ende entgegenging. „Wir haben das nicht lange geplant“, erinnert sie sich noch an die Gründungszeit damals zurück. „Die Firma war dann auch von Anfang an fast ein Selbstläufer.“
Mit ihren drei Angestellten, die alle gelernte Gleisbauer oder -meister sind, kümmert sie sich seither um die Instandhaltung der Gleise und Weichen, um den alten Zustand zu erhalten. Ihre Kunden sind hauptsächlich Firmen mit Anschlussbahnen an das deutsche Schienennetz, auf denen die Züge mit maximal 40 Kilometer pro Stunde fahren dürfen.
Mittels elektronischer Geräte arbeitet sich ihr Team durch die Gleisanlagen und misst, ob die Spur und Gleislage noch stimmen. „Die Kontrollgänge müssen in der Regel einmal jährlich durchgeführt werden“, sagt Heike Maßera, die oft auch selbst mit dabei ist. Die Firmen erhalten dann die Auswertungsunterlagen mit entsprechenden Empfehlungen und Auflagen zur Instandhaltung.
Ein Alleinstellungsmerkmal der Rostocker Firma ist das Zurückschneiden von Weichenzungen – die verstellbaren Teile der Weiche, die die Fahrtrichtung des Zuges bestimmen. Wenn der vordere Teil der Zunge verschlissen ist, kann er einfach gekürzt und die Einlaufgeometrie wiederhergestellt werden. „Wir haben als einziges Unternehmen das Nutzungsrecht von der Deutschen Bahn für die ‚Mobile Vorrichtung zur Überarbeitung verschlissener Zungen von Weichen des Eisenbahnverkehrs‘“, so die Unternehmerin. Dieses Gerät hat ihr Mann entwickelt und gebaut. Damit ist ihre Dienstleistung nicht nur in Mecklenburg-​Vorpommern, sondern auch in Berlin oder Thüringen gefragt.
Auf die zurückliegenden 20 Jahre blickt die Hansestädterin mit Freude zurück: „Die Arbeit macht mir immer noch großen Spaß. Mindestens fünf Jahre möchte ich das noch machen“, sagt sie. Gern würde sie den Weichenservice dann jemandem übergeben. „Es wäre schade, wenn es keiner weitermacht.“ Sohn, Tochter und Schwiegersohn haben schon vor längerer Zeit als Studierende beim Weichenservice mitgearbeitet – eine Nachfolge, über die sich Heike Maßera gewiss sehr freuen würde.
Karen Mühlbach

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