Weniger Bewerberinnen und Bewerber / mehr unbesetzte Ausbildungsstellen

Mainzer Arbeitsagentur, IHK und HWK ziehen Bilanz des abgelaufenen Berufsberatungsjahres
Der rheinhessische Ausbildungsmarkt entwickelt sich immer deutlicher zu einem Bewerbermarkt. Dies zeigt die Bilanz der Mainzer Arbeitsagentur gemeinsam mit der Industrie- und Handelskammer (IHK) und der Handwerkskammer (HWK) zum Abschluss des Berufsberatungsjahres 2020/2021. Demnach hat die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber gegenüber dem Vorjahr mit einem Minus von über 14 Prozent wesentlich deutlicher abgenommen als die Zahl der angebotenen Ausbildungsstellen. Diese lag um 5,8 Prozent unter dem Vorjahreswert. Rechnerisch entfielen damit auf jeden Bewerber und jede Bewerberin 1,37 Ausbildungsplätze. Im Vorjahr waren es 1,27 Ausbildungsstellen je Bewerber. Dementsprechend hat die Zahl der zum Ende des Beratungsjahres unversorgt gebliebenen Jugendlichen gegenüber dem Vorjahr abgenommen, während die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze um über 11 Prozent anstieg.
Trotz Corona hohe Ausbildungsbereitschaft bei den Betrieben
„Wir sehen auch in diesem Jahr glücklicherweise keinen Corona-Jahrgang auf dem Ausbildungsmarkt“, erklärt Heike Strack, Vorsitzende Geschäftsführerin der Mainzer Arbeitsagentur. „Die Betriebe zeigen weiterhin eine hohe Ausbildungsbereitschaft und bieten trotz Pandemie weiterhin genügend Ausbildungsplätze.“ Lediglich in den Bereichen Tourismus und Kultur und in der Eventbranche waren Rückgänge zu verzeichnen.“ Im Handwerk gab es sogar ein deutliches Plus. Die Stellenmeldungen lagen hier leicht über Vorkrisenniveau.“
Das bestätigt auch IHK-Hauptgeschäftsführer Günter Jertz: „Unser duales Ausbildungssystem ist krisenbeständig – das hat sich in der Pandemie gezeigt: Die Zahl der eingetragenen Ausbildungsverhältnisse ist weitgehend stabil geblieben, und trotz Coronakrise wurden nur wenige bestehende Ausbildungsverträge aufgelöst.“
Laut Strack hat auch die bundesweite Initiative „Allianz für Ausbildung“ mit der Ausbildungsprämie dazu beigetragen, dass trotz der erschwerten Bedingungen in der Pandemie begonnene Berufsausbildungen erfolgreich zum Abschluss gebracht und neue Ausbildungsverträge geschlossen werden konnten. „Den jungen Menschen, die sich auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz an uns gewandt haben, konnten wir daher in aller Regel ein entsprechendes Angebot machen“, so Strack.
Und auch mit denjenigen, die zum 30. September, dem offiziellen Ende des Berufsberatungsjahres, noch unversorgt waren, sei die Arbeitsagentur weiter in Kontakt um für jeden eine passende Alternative, etwa in Form einer Einstiegsqualifizierung oder einer außerbetrieblichen Ausbildung zu finden. So findet am 26. November eine gemeinsame Nachvermittlungsaktion der Arbeitsagentur und der Kammern statt.
Studienabbrecher haben gute Chancen auf dem Ausbildungsmarkt
Dennoch haben die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie auch das abgelaufene Beratungsjahr maßgeblich geprägt, macht Strack deutlich. „Die persönlichen Beratungen durch unsere Berufsberaterinnen und -berater an den Schulen sind zwar inzwischen wieder angelaufen, und wir haben uns darüber hinaus Vieles einfallen lassen, um mit den Jugendlichen auch außerhalb der Schule oder virtuell in Kontakt zu kommen. Trotzdem sehen wir, dass viele junge Menschen im Zuge der Pandemie die Berufswahl erst einmal zurückgestellt haben und sich mehr aus Unentschlossenheit als aus Überzeugung für einen weiteren Schulbesuch entschieden haben. Für einige wird das am Ende aber ein verlorenes Jahr sein.“
Auch die Studierneigung der Jugendlichen mit Hochschul- oder Fachhochschulreife habe noch einmal deutlich zugenommen. Vor dem Hintergrund steigender Abbrecherzahlen an den Hochschulen rät die Agenturchefin dringend dazu, sich rechtzeitig bei der Berufs- und Studienberatung über Anforderungen und Voraussetzungen des angestrebten Studienfachs zu informieren. Mit Check-U, dem Erkundungstool der Bundesagentur für Arbeit könnten Jugendliche auch online ihre Stärken ermitteln.
Aber auch wenn ein Studienabbruch von den Betroffenen oft als persönliches Scheitern erlebt werde, macht Strack den Betroffenen Mut. „Studienabbrecher haben auf dem Ausbildungsmarkt in der Regel gute Chancen, denn viele Betriebe erkennen, dass die Studienzeit immer eine wertvolle Erfahrung ist, die sich für das spätere Berufsleben nutzen lässt.“ Zudem verspreche eine duale Ausbildung gerade auch im Handwerk heutzutage hervorragende Karrierechancen.
Die bestätigt auch Anja Obermann, Hauptgeschäftsführerin der Handwerkskammer Rheinhessen. „Das Handwerk ist seit Jahren ein stabilisierender Faktor. Dies gilt auch für den regionalen Ausbildungsmarkt. Die großen Themen der Zukunft wie Klimawendel, E-Mobilität oder Digitalisierung werden nur umgesetzt, wenn das Handwerk vor Ort entsprechend leistungsstark agiert. Dies ist eine hervorragende Perspektive für junge Menschen, die sich für einen Beruf im Handwerk entscheiden.“
Die Bilanz in Zahlen
Laut den aktuellen Zahlen der Arbeitsagentur gab es am 30. September, dem offiziellen Ende des Berufsberatungsjahres, 140 unversorgte Ausbildungsplatzbewerber, 50 weniger als vor einem Jahr, und 387 unbesetzte Ausbildungsplätze, 39 mehr als ein Jahr zuvor. Insgesamt hatten sich 2.564 Jugendliche bei der Mainzer Arbeitsagentur als ausbildungsplatzsuchend gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahr waren das 424 weniger. Mit 3.565 offene Ausbildungsstellen waren der Agentur 218 Ausbildungsstellen weniger gemeldet worden als ein Jahr zuvor.
Mit einem Minus von 21 bzw. 22 Prozent hatten die Bewerberinnen und Bewerber mit Hochschul- bzw. Fachhochschulreife den größten Anteil am aktuellen Rückgang der Bewerberzahlen. Rund ein Fünftel der insgesamt 2.564 Bewerberinnen und Bewerbern um einen Ausbildungsplatz hatte einen ausländischen Pass.
Bei ihren Berufswünschen haben sich die Jugendlichen auch in diesem Jahr weitgehend am Markt orientiert. So fanden sich weiterhin die Berufe Kaufmann/-frau Büromanagement, Verkäufer/in, Medizinische/r Fachangestellte/r, Fachkraft Lagerlogistik, Kaufmann/-frau im Einzelhandel, AnlagenmechanikerIn Heizung, Sanitär- und Klimatechnik und Elektroniker/in Energie- und Gebäudetechnik unter den Top Ten der Berufswünsche. Diese Berufe waren auch unter den zehn am häufigsten angebotenen Ausbildungsstellen vertreten. Beliebte Berufe bleiben nach wie vor auch der Kfz-Mechatroniker bei den männlichen Jugendlichen und die Frisörin bei den weiblichen Jugendlichen.
Die Assistierte Ausbildung (AsA) unterstützt Betriebe und Azubis auf dem Weg zum Berufsabschluss
Der Betrieb erhält … 
  • die erforderlichen Hilfestellungen bei der Verwaltung, Organisation und Durchführung der Ausbildung oder der Einstiegsqualifizierung,
  • die Begleitung im Betriebsalltag zur Stabilisierung des Ausbildungsverhältnisses oder der Ein-stiegsqualifizierung,
  • Unterstützung des betrieblichen Ausbildungspersonals in Vorbereitung auf und bei der Um-setzung der betrieblichen Berufsausbildung oder der Einstiegsqualifizierung.
  • Die Unterstützung wird dabei individuell an den Bedürfnissen Ihres Betriebes ausgerichtet.
Die Auszubildenden erhalten …
  • Stützunterricht zum Abbau von Sprach- und Bildungsdefiziten, 
  • Hilfen zur Förderung fachtheoretischer Kenntnisse und Fähigkeiten,
  • Unterstützung zur Stabilisierung des Berufsausbildungsverhältnisses. 
Weitere Infos unter: Tel.: 0800 4 5555 20