IHK: Wirtschaft spürt Aufwind
Konjunktur: Geschäftslage der rheinhessischen Unternehmen zieht an
Aufwind für den Herbst: Nach dem Einbruch durch die Covid-19-Pandemie ziehen die Geschäfte der Unternehmen in Rheinhessen wieder deutlich an. Der Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer für Rheinhessen (IHK) zum Herbst 2021 zufolge wollen wieder mehr Betriebe investieren und neue Mitarbeiter einstellen. Der Konjunkturklimaindex, Gradmesser für die wirtschaftliche Entwicklung in der Region, erreicht mit 119 Punkten wieder das Vorkrisenniveau und damit ein deutlich besseres Ergebnis als noch bei der letzten Befragung im Frühjahr 2021 mit 106 Punkten.
„Die Wirtschaft atmet auf – der Wegfall vieler Auflagen und die Fortschritte bei den Impfungen machen sich bemerkbar“, stellt IHK-Hauptgeschäftsführer Günter Jertz fest. „Jetzt gilt es, diesen Aufwind zu nutzen und den Weg der flexiblen Öffnungsschritte weiter zu gehen. Einen Rückfall in die Zeit der Schließungen würden viele unserer Betriebe nicht mehr verkraften.“ Viele spürten noch immer die Folgen des letzten Lockdowns und fürchteten, diesen Einbruch nicht mehr ausgleichen zu können. Ohnehin stehen die Unternehmen derzeit vor einer ganzen Reihe von Herausforderungen: Der Fachkräftemangel wird wieder als wachsendes Geschäftsrisiko wahrgenommen, vor allem bei Gastronomie und Handel. Ebenso machen Lieferengpässe und Rohstoffknappheit den Unternehmen zu schaffen. „Der Aufschwung steht noch auf wackeligen Füßen“, sagt Jertz, „umso wichtiger ist es, dass parallel auch die Impfkampagne weiter vorangetrieben wird.“
Aktuelle Geschäftslage und Investitionspläne wieder positiver
Nach einer langen Durststrecke melden die befragten Unternehmen wieder deutlich positivere Ergebnisse zur aktuellen Geschäftslage zurück: 43 Prozent bewerten ihre Lage als gut, 40 Prozent sprechen von einer befriedigenden Situation und 17 Prozent von einer schlechten Geschäftslage.
Die Geschäftserwartungen für die kommenden zwölf Monate schätzen 29 Prozent besser ein, 55 Prozent rechnen mit gleichbleibenden Geschäften und 16 Prozent befürchten einen Rückgang.
Nachdem bei vielen Unternehmen die Investitionen in den vergangenen Monaten auf Eis lagen, planen 36 Prozent wieder mehr in den Standort zu investieren, 44 Prozent rechnen mit gleichbleibenden Ausgaben und 20 Prozent fahren ihre Investitionen zurück.
Risikofaktoren hemmen wirtschaftliche Entwicklung
Beim Blick auf die Liste der größten Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung in den kommenden 12 Monaten bleibt bei 57 Prozent der Unternehmen die Entwicklung der Pandemie zwar weiterhin der größte Faktor, hat aber im Vergleich zum Frühjahr 2021 um 16 Prozentpunkte
stark abgenommen. Deutlich zugenommen haben die Belastungen durch den Fachkräftemangel bei 56 Prozent der Betriebe, die steigenden Energie- und Rohstoffpreise bei 52 Prozent und die Sorge um die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen bei 46 Prozent der befragten Unternehmen.
Fachkräftemangel verschärft sich
28 Prozent der rheinhessischen Unternehmen planen in den kommenden 12 Monaten mit Neueinstellungen, 58 Prozent rechnen mit gleichbleibenden Beschäftigtenzahlen und 14 Prozent müssen ihre Mitarbeiterzahl voraussichtlich reduzieren. Um wirtschaftlich wachsen zu können, brauchen die Unternehmen gut ausgebildetes Personal. In vielen Bereichen wie der IT oder Logistik ist der Markt jedoch leergefegt. 48 Prozent der befragten Betriebe melden zurück, dass sie derzeit offene Stellen längerfristig nicht besetzen können, weil sie keine passenden Arbeitskräfte finden. Mit 49 Prozent werden dabei insbesondere Mitarbeiter mit einer dualen Berufsausbildung gesucht, 46 Prozent mit einem (Fach-)Hochschulabschluss und 42 Prozent Fachwirte, Meister oder mit einem anderen Weiterbildungsabschluss.
Auf die Frage, wie die Unternehmen auf diese und künftige Schwierigkeiten bei der Stellenbesetzung reagieren möchten, planen 55 Prozent eine Steigerung der Arbeitgeberattraktivität (etwa Bezahlung und mobiles/flexibles Arbeiten), 43 Prozent möchten die Kompetenzen der Mitarbeiter z.B. in den Bereichen Digitalisierung sowie Strukturwandel stärken und 42 Prozent der Betriebe möchten zukünftig mehr junge Menschen ausbilden.
Industrie mit deutlich besserer Geschäftslage
Die Industriebetriebe, als Motor der exportorientierten rheinhessischen Wirtschaft, schätzen ihre aktuelle Geschäftslage wieder deutlich besser ein als bei der letzten Umfrage: 48 Prozent (Frühjahr 2021: 39 Prozent) von ihnen melden gute Geschäfte, 36 Prozent eine befriedigende und 16 Prozent eine schlechte Lage. Die Geschäftserwartungen für die nächsten zwölf Monate schätzen 25 Prozent besser ein, 60 Prozent rechnen mit einer gleichbleibenden und 15 Prozent mit einer schlechteren Entwicklung.
Handel stabilisiert sich
Von den Einzel- und Großhandelsunternehmen melden 35 Prozent eine gute Geschäftslage zurück, 51 Prozent bewerten die Lage als „befriedigend“ und 14 Prozent als schlecht. Damit stabilisiert sich die Lage des Handels weitestgehend und für die kommenden zwölf Monate rechnen 17 Prozent mit besseren, 63 Prozent mit gleichbleibenden und 20 Prozent mit schlechteren Geschäften.
Dienstleister wieder optimistisch
Besonders die Befragungsergebnisse der Unternehmen aus dem Dienstleistungssektor zur aktuellen Lage und den Zukunftsaussichten stimmen wieder optimistisch: 44 Prozent verbuchen gute Geschäfte, 37 Prozent sind zufrieden und 19 Prozent melden eine schlechte Lage. Die Geschäftserwartungen für die nächsten zwölf Monate schätzen 37 Prozent besser ein, 48 Prozent rechnen mit keiner Veränderung und 15 Prozent erwarten einen Rückgang.