IHK-Pflichtmitgliedschaft: Was wäre ohne?
Die IHK übernimmt viele Aufgaben, die andernfalls der Staat übernehmen müsste. Durch die Pflichtmitgliedschaft wird sichergestellt, dass diese wichtigen Aufgaben von der IHK erfüllt werden. Gäbe es sie nicht, hätte das tiefgreifende Konsequenzen für die Unternehmen:
Die hoheitlichen Aufgaben der IHKs müssten weitergereicht werden
Diese Aufgaben würden zunächst einmal an den Staat zurückfallen. Ob dieser die hoheitlichen Aufgaben der IHK genauso wirtschaftsnah und kostengünstig erledigen könnte, ist fraglich. Der Staat würde Behörden die Aufgaben zuweisen oder er würde Beleihung von Dritten prüfen. In jedem Fall könnten die anfallenden Aufgaben nicht mehr unabhängig und praxisnah erledigt werden. Das bedeutete mehr Bürokratie und weniger Transparenz. Beispiele für hoheitliche Aufgaben sind: Ausbildung, Sachverständigenwesen, Benennung von Handelsrichtern, Versicherungsvermittlerwesen oder Finanzanlagenvermittlerwesen.
Die Interessenvertretung für kleinere Unternehmen vor Ort ginge verloren
Die IHK vertritt auch die Interessen kleiner und mittlerer Unternehmen. Die derzeit durch die IHKs gewährleistete kontinuierliche und sachorientierte Beratung der kommunalen und regionalen Institutionen würde einer eher zufälligen, durch Partikularinteressen finanzstarker und einflussreicher Unternehmen gesteuerten Lobby weichen. Wer die Pflichtmitgliedschaft abschafft, schwächt das Gewicht der kleinen und mittleren Unternehmen vor Ort gegenüber den großen Spielern.
Umfangreiches Dienstleistungsangebot
Jährlich nutzen über 10.000 Existenzgründer Beratungs- und Informationsgespräche der IHK. Das Steuer- und Rechtsberatungsangebot wird von rund 10.000 mittelständischen Unternehmen und Gründern pro Jahr wahrgenommen. Die IHK berät bei Fragen zum Auslandsmarkt, in Branchenfragen, bei Energie- und Umweltthemen und bei statistischen Anfragen. Sie berät bei der Unternehmensnachfolge und hilft Firmen in Not. Das Weiterbildungsangebot der IHK ist vielfältig und sichert die beruflichen Kompetenzen. Ohne die IHK-Pflichtmitgliedschaft wäre das nicht mehr möglich.
Ehrenamtliche Unternehmensvertreter
Ehrenamtliches Engagement der Unternehmen senkt Kosten, auch für die Wrtschaft: Allein der ehrenamtliche Aufwand der Unternehmen für unsere IHK, zum Beispiel für die jährlich 12.000 Abschluss- und Zwischenprüfungen, entspricht etwa sechs Millionen Euro. Diesen Aufwand würde sich der Staat erstatten lassen. Die Steuer- und Abgabenlast für die Wirtschaft würde wachsen und die Zahlungen an die IHK bei weitem übersteigen. Die Abschaffung der Pflichtmitgliedschaft schwächt das ehrenamtliche Engagement der Unternehmen und beendet die Selbstverwaltung.
IHK heißt Wirtschaftssolidarität - ein Zeichen von gesellschaftlicher Verantwortung
Je nach IHK-Bezirk zahlen zwischen 30 und 45 Prozent der Selbstständigen keinen Beitrag. Die Beitragszahlung nach Leistungsfähigkeit ist zugleich ein Stück "Wirtschaftssolidarität" zwischen starken und schwachen Unternehmen. Wo sonst finden gesellschaftliche Verantwortung und ehrenamtliches Engagement der Unternehmer deutlicher ihren Ausdruck, wenn nicht in der wirtschaftlichen Selbstverwaltung? Wo sonst sitzen große und kleine, erfolgreiche und krisengeschüttelte Unternehmen zusammen, um auf Augenhöhe Anliegen der Wirtschaft ihrer jeweiligen Region zu diskutieren und zu entscheiden? Die Pflichtmitgliedschaft sichert diese Solidarität.