IHK stellt 3. Positionspapier zur Corona-Pandemie vor

Mannheim, 29. Mai 2020. Die Wirtschaft in der Rhein-Neckar-Region ist durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie in ihrer gesamten Breite betroffen. Zwar ergeben sich für viele Betriebe durch das Re-Opening aktuell neue Perspektiven, die Umsätze sind jedoch noch weithin unbefriedigend. Um vor diesem Hintergrund das Wiedererstarken der Wirtschaft anzugehen, hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar heute ihr 3. Positionspapier zur Corona-Pandemie vorgestellt, in dem mit Blick auf die in diesen Tagen anstehenden Entscheidungen von Bundesregierung und baden-württembergischer Landesregierung zu den zusätzlichen Corona-Unterstützungsmaßnahmen für Unternehmen gegenüber der Politik konkrete Forderungen formuliert sind. „Unsere Unternehmen brauchen zielgerichtete Maßnahmen. Konjunkturprogramme, die mit der Gießkanne verteilt werden, helfen niemandem“, betont IHK-Präsident Manfred Schnabel.
Die Selbstverantwortung von Unternehmen und Bürgern beim Thema Gesundheitsschutz bei der Bewältigung der Corona-Pandemie nehmen aktuelle Kampagnen von Kommunen der Region in den Fokus, die von der IHK Rhein-Neckar unterstützt werden. „Statt einer schematischen Teilbranchenbetrachtung befürworten wir, dass stärker auf die unternehmerische Verantwortung gesetzt wird. Damit verbunden ist auch die Erwartung, dass das gewachsene Verständnis der Bevölkerung für Abstands- und Hygieneregeln von der Politik weiter gefördert wird“, erläutert Schnabel. Gleichzeitig müsse die Politik eine Balance zwischen Gesundheitsschutz und wirtschaftlicher Entwicklung finden, so der IHK-Präsident weiter. Er plädiert dafür, Unsicherheiten bei Unternehmen, Beschäftigten und Verbrauchern abzubauen und gleichzeitig Zuversicht aufzubauen. „Wir müssen die aktuelle Schwächephase überwinden und die Leistungskraft der betroffenen Unternehmen wieder herstellen.“ Ohne dass es den Staat finanziell belastet, seien bürokratische Fesseln zu lösen. Im Bereich Steuer und Abgaben schlägt die IHK vor, steuerliche und abgabenbezogene Impulse zu setzen, zugleich aber die Solidität der Staatshaushalte zu bewahren. Aus Sicht Schnabels kommen außerdem Investitionen der öffentlichen Hand, die die Konjunktur stärken, in Frage. Dies sind u. a. Investitionen von Bund, Ländern und Kommunen in die Digital- oder die Verkehrsinfrastruktur, den Bildungs- oder den Gesundheitssektor.
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie ziehen sich durch weite Teile der Wirtschaft im Rhein-Neckar-Raum. „Einzelne Branchen und Unternehmen waren von Beginn an durch Schließungen direkt betroffen, während sich in anderen Bereichen die Betroffenheit erst nach und nach zeigt“, erläutert Schnabel und verweist dabei insbesondere auf die Industrie und die damit verbundenen vielfältigen Dienstleistungsunternehmen. In diesen Wirtschaftszweigen gibt es beispielsweise fehlende Neuaufträge oder Engpässe aufgrund des internationalen Waren- und Lieferverkehrs. Aktuell beträgt die Exportquote im IHK-Bezirk Rhein-Neckar noch 61,5 Prozent. „Diesen Erfolg haben sich die Unternehmen in der Region hart erarbeitet“, stellt Schnabel fest. „Jetzt müssen sie sich bei weltweit schrumpfenden Märkten für jeden Folgeauftrag umso mehr ins Zeug legen. Da braucht es oft direkte Gespräche beim Kunden vor Ort.“ Und er bringt einen konkreten Vorschlag ins Spiel: „Es wäre gut, wenn Baden-Württemberg solche Verkaufsgespräche in Ländern mit gutem Pandemieverlauf wieder ermöglicht. Wie bereits seit Mitte Mai bezogen auf EU-Mitgliedsstaaten geschehen, sollte das Land dazu auch bei Rückkehr von Geschäftsreisen und Serviceeinsätzen aus Staaten mit ebenso guter Pandemieentwicklung die 14-tägige Quarantänepflicht aufheben.“ Gleichzeitig prägen Unsicherheiten das gesamte Wirtschaftsleben und die Wirtschaftsschwäche zehrt am Eigenkapital der Unternehmen. „Kurzarbeitergeld entlastet die Unternehmen bei den Lohnkosten, fixe Betriebskosten bleiben“, erklärt der IHK-Präsident. Er nennt Auswege von Unternehmen aus der Krise. Dazu zählen u. a. Digitalisierung, neue Geschäftsmodelle und neue Absatzwege.  
Für das seit März bzw. April laufende Soforthilfe-Programm Corona von Land bzw. Bund wurden in Baden-Württemberg insgesamt rund 414.000 Anträge an Industrie- und Handelskammern und Handwerkskammern gestellt. Die IHK Rhein-Neckar hat nach Stand gestern rund 40.000 Anträge für Landes- und Bundeshilfe bearbeitet. Zusätzlich zur Prüfung und Weiterleitung der Anträge an die L-Bank waren die IHK-Berater in der telefonischen Beratung gefragt: Rund 2.500 Anrufe zur tiefergehenden Beratung gingen wöchentlich bei der IHK ein, hinzu kommen weitere tausende Anrufe von betroffenen Unternehmen. Gefragt war außerdem die IHK-Webseite mit regelmäßigen Updates zu Themen wie Mitarbeiterentsendung oder Fragen zur Ausbildung in Corona-Zeiten, wie IHK-Hauptgeschäftsführer Axel Nitschke erläutert.