Wirtschaftstrends und Außenhandel

Informieren Sie sich hier über Zahlen und Fakten zu den Deutsch-Indischen Handelsbeziehungen und wie die Prognosen für die Wirtschaftsleistung des Landes ausfallen.

Aktuelle Wirtschaftsprognose

Nachdem befürchtet wurde, dass die indische Wirtschaft aufgrund der verheerenden Corona-Welle in 2021 an Dynamik einbüßen wird, stehen die Zeichen wieder auf Wachstum.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) sagt für das Finanzjahr 2022/23 (1. April bis 31. März) ein reales Wirtschaftswachstum von 8,2 Prozent voraus. In 2022/23 soll das Bruttoinlandsprodukt (BIP) immerhin noch um 6,9 Prozent zulegen. Obwohl die Prognosen für 2022 nach unten korrigiert wurden, steht Indien mit diesen Wachstumsraten im internationalen Vergleich deutlich besser da. Auch im Vergleich zu den anderen asiatischen Ländern und dem mächtigen Nachbarn China (2022: 4,4 Prozent und 2023: 5,1 Prozent) sind die indischen Wachstumsraten überdurchschnittlich hoch. Dies könnte Indiens Attraktivität als alternativer Standort zu China im asiatischen Raum für internationale Investoren weiter steigern.

Wirtschaftstrends

Im Frühjahr 2021 wurde Indien von einer verheerenden zweiten Infektionswelle der Coronapandemie erschüttert. Infolgedessen büßte die wirtschaftliche Erholung an Dynamik ein. Mittlerweile stehen die Zeichen aber wieder auf Wachstum. Der Internationale Währungsfonds (IWF) sagt für das Finanzjahr 2021/22 (1. April bis 31. März) ein reales Wirtschaftswachstum von 9,5 Prozent voraus. In 2022/23 soll das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 8,5 Prozent zulegen. Die Weltbank gibt mit 8,3 Prozent für das aktuelle Finanzjahr und 7,5 Prozent Wachstum für 2022/23 etwas konservativere Werte für die beiden Finanzjahre an. Die indische Wirtschaftsleistung dürfte 2022 wieder das Vorkrisenniveau erreichen.
Das indische Impfprogramm hat zuletzt stark an Momentum gewonnen. Ende Dezember 2021 sind rund 42 Prozent der indischen Bevölkerung vollständig gegen Covid-19 geimpft. Trotzdem bestehen weiter die Risiken einer dritten Infektionswelle sowie negativer Auswirkungen auf die Wirtschaft.
Der Handel zwischen Deutschland und Indien ist im 1. Halbjahr 2021 deutlich gewachsen. Gegenüber dem Zeitraum im Vorjahr (Januar – August) stiegen die deutschen Exporte um 23,9 Prozent auf 7,744 Milliarden Euro. Die Importe aus Indien legten um 22,2 Prozent auf 7.021 Milliarden Euro zu.
Die Industrie hat sich seit dem ersten harten Lockdown im Frühjahr 2020 wieder stückweise erholt. Derzeit wird in Schlüsselbranchen wie Chemie, Stahl und Kraftfahrzeuge bereits wieder auf Vorkrisenniveau produziert. Allerdings macht sich auch in der Industrie die zweite Coronawelle bemerkbar. Auch die abgeschwächte Investitionsbereitschaft von Unternehmen bremst die positive wirtschaftliche Entwicklung nach der ersten Infektionswelle. Die RBI ging zu Jahresbeginn noch von einem realen Zuwachs der Bruttoanlageinvestitionen von über 15 Prozent aus. Neue Prognosen erwarten ein Wachstum von nur noch 12 Prozent. Den größten Anteil daran werden voraussichtlich öffentliche Investitionen haben.
Auf die deutschen Unternehmen dürfte der Abwärtstrend erhebliche Auswirkungen haben: Noch im Frühjahr 2021 hatte laut AHK World Business Outlook jedes zweite deutsche Unternehmen in Asien mit einer konjunkturellen Besserung in den kommenden zwölf Monaten gerechnet. In Indien waren es sogar knapp 60 Prozent der Unternehmen. Die aufgestaute Nachfrage und die nötige Wiederbefüllung der Lagerbestände sollte die Aktivität ankurbeln. Unternehmen hätten zudem von niedrigen Ölpreisen profitieren können.
Im Februar 2021 hat Indiens Finanzministerin Nirmala Sitharaman den Haushalt für das laufende Finanzjahr 2021/22 im Parlament vorgestellt.  Die indische Regierung plant Gesamtausgaben von etwas mehr als 470 Milliarden US-Dollar ein. Ein Fokus des neuen Staatshaushaltes liegt auf den Investitionsausgaben, die um 34 Prozent gegenüber dem letztjährigen auf rund 74,8 Milliarden US-Dollar zulegen. Die Investitionsbehörde Invest India hat eine  "Business Immunity Platform" eingerichtet, auf der sich Unternehmen über die Maßnahmen der indischen Regierung für die Wirtschaft informieren können.
Vor allem die Infrastruktur soll von den gesteigerten Ausgaben profitieren. Rund 2,7 Milliarden sollen beispielsweise in die Gründung der Development Financial Institution (DFI) fließen. Deren Zweck wird es sein, Infrastrukturvorhaben zu bündeln und ihre Finanzierung zu erleichtern. 14,6 Milliarden US-Dollar sind für Investitionen in den Bau von (Schnell-)Straßen vorgesehen, insbesondere in den Bundesstaaten Tamil Nadu, Kerala, Westbengalen und Assam. Auch der Schienenverkehr soll von rund 14,5 Milliarden US-Dollar profitieren, die für die weitere Elektrifizierung der Strecken genutzt werden sollen. In den Städten sollen Metro-Netzwerke gestärkt werden. Rund 2,4 Milliarden fließen in ein Programm zum Betrieb von 20.000 Bussen im ÖPNV.
Der Gesundheitssektor (Health and Wellbeing) kann ebenfalls einen drastischen Anstieg der zugewiesenen Mittel verzeichnen. Im Vergleich zum vorherigen Haushalt sind sie auf rund 30,2 Milliarden US-Dollar gestiegen – ein Plus von 137 Prozent. Alleine für Impfungen gegen COVID-19 werden Ausgaben in Höhe von rund 4,7 Milliarden US-Dollar aufgeführt. Die Summe von 8,7 Milliarden US-Dollar, verteilt über die kommenden sechs Jahre, steht für das Programm PM Atmanirbhar Swasth Bharat Yojana zur Verfügung. Es ist geplant, Kliniken, Forschungs- und Verwaltungseinrichtungen im Gesundheitsbereich auf- und auszubauen.
Die Regierung zielt auf ein wirtschaftlich unabhängiges Indien – Atmanirbhar Bharat – ab. Diese wirtschaftspolitische Zielsetzung spiegelt sich auch im Haushalt wider. So stehen für die kommenden fünf Finanzjahre rund 26,7 Milliarden US-Dollar an Subventionen für die Förderung der Fertigung in Indien zur Verfügung. Unterschiedliche Industriebereiche sollen in den Genuss der sogenannten Production Linked Incentives kommen, die in Abhängigkeit der hergestellten Mengen gezahlt werden.

Deutsch-Indische Handelsbeziehungen

Deutschland ist Indiens wichtigster Handelspartner innerhalb der EU und sechstwichtigster Handelspartner im weltweiten Vergleich. Der bilaterale Handel zwischen Indien und Deutschland lag zwar im Jahr 2020 bei einem Volumen von rund 19,5 Milliarden Euro und damit circa 8 Prozent niedriger als im Vorjahr. Seit Beginn der indischen Reformpolitik 1991 hat das bilaterale Handelsvolumen jedoch grundsätzlich rasant zugenommen. Im Jahr 2020 standen deutschen Ausfuhren im Wert von etwa 10,7 Milliarden Euro den Einfuhren aus Indien im Wert von etwa 8,9 Milliarden Euro gegenüber. Wichtigste Exportgüter waren Luftfahrzeuge und Ausrüstung, Raumfahrzeuge, Satelliten (SITC 792) mit einem Wert in Höhe von 2,2 Milliarden Euro. Es folgten Instrumente zum Messen, Prüfen, Analysieren, Kontrolle (SITC 874; 503 Millionen Euro) und andere Maschinen, Apparate, Geräte, Ausrüstungen, Teile (SITC 728; 365 Millionen Euro).
In der Rangfolge der deutschen Handelspartner im Außenhandel steht Indien beim Umsatz auf Platz 23, bei Einfuhren auf Platz 25 und bei Ausfuhren auf Platz 23. Der nach wie vor bestehende deutsche Handelsüberschuss von rund 1,8 Milliarden Euro (2020) nahm im Vergleich zu 2019 etwas ab.

Deutsch-Indische Wirtschaftsabkommen

Zu den wichtigsten deutsch-indischen Wirtschaftsabkommen zählen:
  • Abkommen über Soziale Sicherheit von 2011, in Kraft seit 2018
  • Doppelbesteuerungsabkommen, 1996 in Kraft getreten
  • Handelsabkommen von 1955
  • Vereinbarungen über die Zusammenarbeit in der wissenschaftlichen Forschung und technologischen Entwicklung von 1971 und 1974.

Außenhandelsstatistiken

Außenhandelsstatistiken stellt das Statistische Landesamt Baden-Württemberg zur Verfügung: