Blockchain – digitales Vertrauen?

Lässt sich Vertrauen digitalisieren? Können Maschinen Bestellungen selbst verhandeln? Blockchain -digitalisiertes Vertrauen- ist eine zukünftige Schlüsseltechnologie. Abseits von Kryptowährungen bietet Blockchain ganz neue Möglichkeiten für Unternehmen.

Blockchain und Bitcoins

Im Jahr 2008 veröffentlichte Satoshi Nakamoto ein White Paper, dass das gesamte Bitcoin-Protokoll detailliert beschreibt. Anfang 2009 wurden damit die ersten Bitcoins geschöpft. Seitdem haben sowohl Kryptowährungen wie Bitcoin als auch die ihr zugrundeliegende Basistechnologie der Blockchain große Aufmerksamkeit erfahren. Die Entwicklung der Blockchain-Anwendungen wird dazu oft in drei Phasen unterteilt:
  • Blockchain 1.0 umfasst die Kryptowährungen
  • Blockchain 2.0 im Wesentlichen Smart Contracts im Finanzsektor
  • Blockchain 3.0 Smart Contracts werden zu dezentralen autonomen Organisationseinheiten weiterentwickelt, mit eigenen Gesetzmäßigkeiten und einem hohen Autonomiegrad und das in nahezu allen Lebensbereichen

Anwendungsfelder

Aktuell erschließen sich in rasantem Tempo zahlreiche neue Anwendungsfelder und Umsetzungsmöglichkeiten im Umfeld der Blockchain-Technologie, die weit über eine virtuelle Währung hinausgehen.
  1. Die Technik der verteilten Konsensbildung kann in Geschäftsprozessen die Rolle eines vertrauenswürdigen Dritten in den Bereichen Prozessdurchführung und Authentifizierung ersetzen. Dies betrifft zum Beispiel den Finanzbereich als auch Aufsichtsbehörden. Somit werden Geschäftsmodelle vieler Organisationen und Institutionen in Frage gestellt, welche heute diese Rolle ausüben. Es ergeben sich allerdings auch neue Geschäftsmodelle, die ohne die Blockchain-Technologie nicht wirtschaftlich abbildbar gewesen wären. Das Vertrauen in einen Dritten wird abgelöst durch Vertrauen in ein Kollektiv, eine Technologie und die Kryptographie.
  2. In der Blockchain können Werte abgebildet werden, deren Zugriffsrechte eindeutig und dauerhaft von einem Nutzer an einen anderen transferiert werden können. Daher wird die Blockchain als Grundlage des Internet-of-Value und als Ergänzung des bisherigen Internet-of-Information gesehen. Kryptowährungen sind dabei nur die naheliegendste Anwendung. Auch Rechte an realweltlichen Werten können digital in der Blockchain abgebildet und so gehandelt werden.
  3. Auch wenn es sich dabei nicht um Verträge im rechtlichen Sinne handelt, ermöglicht das Konzept der Smart Contracts durch Regeln und Ausführungsanweisungen vorgegebene Prozesse auf der Blockchain automatisiert und dezentral auszuführen. Damit eröffnet sich ein enormes Automatisierungspotenzial. Das Anwendungsspektrum erstreckt sich von der Logistik über den Handel bis hin zum Internet der Dinge (IoT), mit dem beispielsweise intelligente Gegenstände ihre Nutzung selbstständig verhandeln und abrechnen können.
  4. Grundsätzlich sind die in einer Blockchain repräsentierten Transaktionen allen Teilnehmern im Netzwerk sichtbar und damit nachvollziehbar. Zudem garantiert die Blockchain Irreversibilität, das heißt Transaktionen in der Blockchain können nachträglich nicht manipuliert oder gar gelöscht werden. Im Kern werden dadurch Herkunftsnachweise und Transaktionen für abgebildete Werte revisionssicher. Dies eröffnet vielfältige Möglichkeiten im Bereich der Compliance bis hin zu automatisierten Prüfung bisher manuell durchgeführter Prozesse, wodurch die Geschäftsmodelle von Wirtschaftsprüfern hinterfragt werden. Ist keine vollständige Transparenz erwünscht, existiert zum einen die Möglichkeit privater Blockchains, zu denen nur ein eingeschränkter Nutzerkreis Zugang hat. Zum anderen gibt es mittlerweile Mittel und Wege auch in öffentlichen Blockchains die Nachvollziehbarkeit einzuschränken – mit allen Vor- und Nachteilen (beispielsweise im Darknet).
In den vergangenen Jahren führten diese Eigenschaften zu einer explosionsartigen Entwicklung immer neuer Anwendungsfälle und zu einer unüberschaubaren Anzahl an Akteuren. Diese reichen von diversen Start-ups über Technologie-Unternehmen zum Beispiel SAP.