Fremdfinanzierung durch Beteiligungskapital

Einleitung

Auch in Deutschland spielt "Venture Capital" bei der Unternehmensfinanzierung eine immer größere Rolle. Insbesondere junge, technologieorientierte Unternehmen stehen oft vor dem Problem einer soliden Finanzierung. Die vorhandenen Eigenmittel sind begrenzt und Fremdmittel werden nur bei entsprechenden Sicherheiten gewährt. Diese fehlen aber oft, wenn die Investitionskosten hoch und die Renditeerwartungen ungewiss sind.
In diesen Fällen bietet sich an, auf die Suche nach externen Investoren zu gehen, die Beteiligungskapital oder Venture Capital einbringen und dafür im Gegenzug Geschäftsanteile an Ihrem Unternehmen erhalten. Dabei sind die genauen Konditionen, wie die Höhe des Risikokapitals, der zu übertragenden Geschäftsanteile und sonstigen Bedingungen - insbesondere Mitsprache- oder Mitgestaltungsrechte des Investors - in der Regel individuell verhandelbar.
Eine Beteiligung kann in folgenden Phasen eingegangen werden:
  1. die Frühphasen-Finanzierung (Early stage),
  2. die Expansions- beziehungsweise Wachstumsfinanzierung (Expansion) sowie
  3. die späteren Phasen der Restrukturierung.

Die Frühphasen-Finanzierung

Diese richtet sich an die echten Gründer-Innovatoren, die oftmals noch unausgereifte Ideen haben, die sie langsam zu überzeugenden Geschäftskonzepten entwickeln wollen. Für diese ganz frühen Phasen des Gründungsprozesses wird zwischen folgenden drei Finanzierungsformen unterschieden:
  • Seed-Capital,
  • Start-up-Finanzierung und
  • First-Stage-Finanzierung.
Während der Frühphasen-Finanzierung sind die Anfangsinvestitionen zwar oft noch gering, die Geschäftskonzepte aber auch noch wenig ausgereift und die Risiken entsprechend hoch.. Viele VC-Firmen vermeiden solche Frühphasen-Engagements. Allerdings gibt es spezialisierte Anbieter, die sich schwerpunktmäßig auf dieses Segment des Seed-Capital und der Start-up-Finanzierung konzentrieren (Seed-Capital-Firmen; Business Angels, oder Inkubatoren).

Expansions-Finanzierung

Die meisten im Markt befindlichen Venture-Capital-Firmen sind auf die Expansionsfinanzierung ausgerichtet. Das Ziel von Venture-Capital-Firmen ist es, vielversprechende, wachstumsträchtige Firmen in ihr Portfolio aufzunehmen und von diesen einen möglichst hohen Prozentsatz an die Börse zu bringen. Venture-Capital-Firmen steigen zumeist erst in der Phase des Second-Stage Financing ein, und sie begleiten ihre Portfoliounternehmen anschließend in mehreren weiteren Finanzierungsrunden (Third-stage/Mezzanine sowie Bridge Financing).
Parallel zur Entwicklung von Venture Capital sind verschiedene Anbietergruppen im eher mittelständisch orientierten Beteiligungskapitalmarkt aufgebaut worden. In Deutschland sind auf diesem Feld die Kapitalbeteiligungsgesellschaften (KBG) und die mittelständischen Beteiligungsgesellschaften (MBG) entstanden.

Restrukturierungsprozesse in Spätphasen

Hinzugekommen sind spezialisierte Anbieter, die sich auf Management-Buy-Out (Ausgliederung von Unternehmensteilen durch das bisherige Management) sowie Management-Buy-In (Übernahme von Unternehmensteilen durch externe Managementteams) spezialisiert haben. Sie alle konzentrieren sich auf die Begleitung von Restrukturierungsprozessen in Spätphasen. Einzelne dieser Engagements dienen zwar auch der Finanzierung von Innovationen; der überwiegende Teil zielt jedoch eher auf die Begleitung von Umstrukturierungsprozessen ab, von Veränderungen der Eigentümerstrukturen und auf die Unterstützung bei unternehmerischen Nachfolgeregelungen.
Gestaltung der Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Beteiligungsgesellschaft:
  • In der Regel bestehen Minderheitsbeteiligungen, keine aktive Einflussnahme der Beteiligungsgesellschaft
  • Festlegung der Informations-/Mitwirkungsrechte der Beteiligungsgesellschaft
  • turnusmäßige Berichterstattung zur Entwicklung des Unternehmens
  • bei Bedarf Beratungsleistungen und Managementunterstützung der Beteiligungsgesellschaft
  • Zusammenarbeit ist zeitlich begrenzt auf bestimmte Entwicklungsphasen des Unternehmens, danach Ausscheiden der Beteiligungsgesellschaft
  • Die für einen festumrissenen Zeitraum zur Verfügung gestellten Mittel der Beteiligungsgesellschaft erlangen durch Rangrücktritt Eigenkapital-Charakter.
Wie finde ich die richtige Beteiligungsgesellschaft?
  • Definition der Finanzierungserfordernisse (Branche, Finanzierungsphase, Finanzierungsumfang, Investitionsschwerpunkte, geographische Präferenzen)
  • Gezielte Suche über Listen und Verzeichnisse verschiedener Institutionen, die auch bei Ihrer der IHK eingesehen werden können
  • Kontaktaufnahme zu der infrage kommenden Beteiligungsgesellschaft (keine Rundschreiben!)
  • Bei grundsätzlichem Interesse Übermittlung der Unternehmensdarstellung anhand eines Businessplan an die interessierte Beteiligungsgesellschaft

Der Businessplan

In kurzer und präziser Form beschreiben Sie die Stärken und Schwächen ihres Unternehmenskonzeptes. Dabei sollten Themen wie Innovation und Vermarktung, nicht technische Details im Vordergrund stehen. Der Umfang liegt in der Regel bei 30 bis 50 Seiten. Ein guter Businessplan sollte die folgenden Abschnitte enthalten:
  • Executive Summary: Zusammenfassung der Geschäftsidee, Überblick über das Unternehmen, Produkte, Marktumfeld und Kapitalbedarf
  • Unternehmenshistorie und Status: Gegenstand, Produkte, Erfolgsfaktoren, Umsatz- und Ergebnisentwicklung
  • Unternehmensziele und Strategie: Zieldefinition, Strategie, Allianzen und Partnerschaften, Stärken und Schwächen
  • Management und Organisation: Beschreibung des Managementteams, Führungsstil, Motivationssystem, Personal
  • Produkte und Dienstleistungen: Funktionsweise, Produktnutzen, Vorteile gegenüber Konkurrenzprodukten, Entwicklungsmöglichkeiten
  • Markt-/Wettbewerbssituation: Marktvolumen, -daten und -wachstum, Marktanteile der Wettbewerber, Positionierung, Chancen und Risiken im Markt
  • Marketing und Vertrieb: Vertriebskonzept, -mitarbeiter, Markteinführung, Preispolitik, Konditionen, Services und Werbung
  • Produktion: Verfahren, Tiefe, Kapazitäten, Qualitätssicherung
  • Planungsrechnung: Umsatz, Aufwand, Investitionen, Finanzplanung, Darstellung unterschiedlicher Szenarien (Best-, Realistic-, Worst Case)
  • Anlagen: Handelsregisterauszüge, Jahresabschlüsse, Beteiligungen, Lebensläufe, Prospekte, etc.

Voraussetzungen für Kapitalsuchende

  • innovative Idee
  • in einer Zukunftsbranche
  • schlüssiges Unternehmenskonzept

Ihre Chancen

  • Mobilisierung von Risikokapital
  • Kooperation mit Partner
  • Kontakte / neue Kunden
  • Reputation bei Kunden und Banken
  • staatliche Förderung zur Begrenzung des Risikos möglich
  • Technologiebeobachtung
  • Venture-Akquisition
  • hohe Rendite
  • Impulse für eigene Unternehmenskultur

Anschriften


Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften e.V. (BVK)
Residenz am Deutschen Theater
Reinhardtstraße 27c
10117 Berlin
Tel.: 030 306982-0
Fax: 030 306982-20
Beteiligungsfinanzierung der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW)
Palmengartenstr. 5-9
60325 Frankfurt/Main
Gerne beantwortet Ihnen das Beraterteam des KfW-Infocenters Ihre Fragen zum Produkt- und Serviceangebot der KfW Mittelstandsbank auch telefonisch: (0180) 12 41 124 (zum Ortstarif). Sie erreichen die Hotline Montag bis Freitag von 07:30 bis 18:30 Uhr.
Business Angels Netzwerk Deutschland (BAND) e.V.
Bundesallee 210
10719 Berlin
Tel.: 030 2100952-0
Fax: 030 2100952-34
European Private Equity and Venture Capital Assciation (EVCA)
Minervastraat 6
B-1930 Zaventem (Brussels)
Tel.: +32 27150020
Fax: +32 27250704
E-Mail: evca@evca.com​​​​​​​